5. Wie Sigimund seinen Sohn tötete
S. 136 Nach dem Tode Gundobads erhielt sein Reich sein Sohn Sigimund; der erbaute mit großem Eifer das Agaunische Kloster1 mit seinen Wohügebäuden und Kirchen[^2]. Nachdem er aber seine erste Gemahlin, eine Tochter des Königs Theoderich von Italien2, verloren hatte, die ihm einen Sohn mit Namen Sigirich hinter. ließ, nahm er eine andere zur Ehe; die behandelte sehr hart, Wie Es Skiefmütter zu tun pflegen, diesen Sohn mit Feindseligkeiten und Streit. Daher schwoll an einem Festtage, als der Jüngling an ihr die Kleider seiner Mutter sah, ihm die Galle und er sagte: »Du verdientest es nicht, daß diese Kleider deinen Leib bedecken, denn ich weiß, sie gehörten einst deiner Herrin, meiner Matten« Da ward jene voll Ingrimm und reizte mit salschen Reden ihren Gemahl gegen den Sohn. »Dieser, sagte sie, trachtet voll Arglist danach, dein Reich zu gewinnen, er will dich töten und dann seine Herrschaft auch über Italien ausbreiten, denn er möchte das Reich, das sein Großvater Theoderich in Italien hatte, für sich gewinnen. Aber er weiß freilich, daß er bei deinen Lebzeiten dies nicht erreichen kann, und nur wenn du fällst, wird er steigen« Durch solche und ähnliche Reden verführt und auf den Rat seines schändlichen Weibes hörend, ward er ein verruchter Kindesmörder. Denn als der Jüngling einst vom Weine trunken war, hieß er ihn nach Tische zur Ruhe gehen, und im Schlafe legte man ihm ein Tuch unter den Kopf, schürztc es unter dem Kinn, und erdrosfelte ihn, indem zwei Diener das Tuch an sich zogen. Erst, als es geschehen, ergriff den Vater zu spät die Reue, und er stürzte sich auf den Leichnam seines Sohnes und fing an bitterlich zu weinen. » Da soll ein Greis zu ihm getreten sein mit solchen Worten: »Uber dich weine, der du auf verruchten Rat gehört, und der· greu- S. 137 lichste Kindesmörder geworden bist; denn ihn, der unschuldig ermordet ist, brauchst du nicht zu beweinen« Darauf ging er zu den heiligen Männern von Agaun und verharrte dort viele Tage in Weinen und Fasten, die göttliche Gnade anrufend. Und als er daselbst Chorgesänge für alle Zeiten eingerichtet hatte3, kehrte er nach Lyon zurück; aber die Rache Gottes folgte ihm auf den Fersen.
Die Tochter dieses Sigimund4 nahm König Theuderich zur Ehe.
[^2] Nach Marius von Aoenches bereits 515.
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Am Fuß des Bernhard, jetzt Saint-Maurice. ↩
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Nach Jokdques 58, 297 hieß sie Ostrogotha, nach dem Anonymus Wilesianus c-ap. 63 Theodegothm ↩
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Zum Gedächtnis des Sohnes. ↩
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Sie hieß Suavegotta; der Name ist uns nur in einer wesentlich fpiitereii Quelle aufbewahrt, bei Flodoard, der im 10. Jahrhundert eine Geschichte der Kirche von Reims schrieb und (1l, 1) eine Schenkung einer Fikönikziii Suavecsottci erwähnt. Da Flodoard urkundliches Material benutzte, verdient er wohl Cstlauben ↩