• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works Gregory of Tours (538-593) Zehn Bücher fränkischer Geschichte
Viertes Buch.

5. Von dem heiligen Bischof Gallus

Es verließ damals auch der heilige Quintianus, wie wir oben erzählt haben1, diese Welt, und unter dem Beistand des Königs erhielt der heilige Gallus2 seinen Bischofsstuhl.

Zur Zeit dieses Bischofs verheerte jene ansteckende Krankheit, welche die Drüsenpest3 genannt wird, viele Gegenden von Frank- S. 183 reich und ganz besonders die Provence von Arles4 Der heilige Gallus war aber nicht so sehr um seine Person besorgt und ängstlich als er für das ihm anvertraute Volk in Furcht und Sorge schwebte. Tag und Nacht flehte er zum Herrn, er möchte ihn nicht erleben lassen, daß er sein Volk von der Pest hingerafft sehe. Und es erschien ihm in einem nächtlichen Gesicht der Engel des Herrn, dessen Haar und Gewand war weiß, wie der Schnee, und er sprach zu ihm: »Du tust wohl, o Bischof, daß du so zum Herrn für dein Volk flehest, denn dein Gebet ist erhört worden und siehe, du wirst mit deiner Gemeinde von der Pest verschont bleiben und bei deinem Leben wird niemand in dieser Gegend der Seuche zum Opfer fallen. Fürchte dich also jetzt nicht, nach acht Jahren aber ist es Zeit zur Furcht.« Diese letzten Worte zeigten klar und deutlich, daß er nach acht Jahren aus der Zeitlichkeit abscheiden sollte. Als Gallus aber erwachte, dankte er dem Herrn für den Trost, den er ihm durch einen himmlischen Boten zugesprochen hatte, und richtete öffentliche Bettage ein5 : um Mitfasten sollte man zu Fuß unter Chorgesang nach der Kirche des heiligen Julianus ziehen. Man macht aber auf diesem Wege gegen 360 Stadien6. Es fanden sich damals plötzlich, wie man gerade hiiisah, die Wände der Kirchen und Häuser bekreuztz dieses Zeichen wurde von den gemeinen Leuten Tau genannt7. Und während die Pest die andren Gegenden, wie wir gesagt haben, verheerte, verschonte sie kraft der Fürbitte des heiligen Gallus die Stadt Arvern. Und ich halte es für eine große Gnade, daß er als Hirte bestellt, nicht zu sehen brauchte, wie seine Schafe umkamen, da der Herr selbst sie schätzte.

Da jener aber aus dieser Welt abgeschieden, geioaschen und in die Kirche gebracht war, empfing der Priester Cato sogleich den Zuruf der Geistlichen als neuer Bischof, und er nahm alles Gut der Kirche in seine Hand, gleich als ob er schon Bischof wäre, entfernte die Verwalter, wies die Diener fort und wollte alles allein ausrichten

»Provence von Marseille«(P1-0viucia Arelatensis und Pr. Massiliensis), vgl. Longs non 191.


  1. Des heiligen Quintianus, Bischofs von Arvern, gedenkt Gregor oben B. I11, Kap. 2 und 12, aber sein Tod (525 oder 526) ist weder dort, noch an einer andren Stelle erwähnt. Gregor erzählt ihn im Leben der Väter Kap. 1V, 5. ↩

  2. Gallus war der Oheim unsres Gregor, bei dem er auch seine erste wissenschaftliche Erziehung genoß. Das Leben seines Oheims hat Gregor am ausfiihrlichsten im Leben der Väter Kap. 6 behandelt, dort findet sich auch das hier Erzählte fast wörtlich wieder. ↩

  3. Die fiirchterliche Krankheit, welche den Namen der orientalischen oder Drüsenpest führt und gemeinhin vorzugsweise Pest genannt wird, zeigte sich damals zuerst in Europa, das sie bei diesem ihrem ersten Auftreten 50 Jahre lang verheerte. Gregor erwähnt noch mehrfach (unten Kap. 31, B. VL Ktlps U» V— VII— KIND— I» B. 1X. Kap. 21. 22, Bd. X. Kap. I. 23) die Pest und beschreibt die Symptvme derselben am genauesten unten Kap. 31. Es zeigten sich bei den Kranken Anschwellungen der Drüsen, hauptfächlich in den Weichen Oveshalb die Krankheit link-s inguinaria genannt wurde) oder unter der Achselgrube. Es bildeten sich hier, wie Procopius erzählt, Beulen, öffnete man diese, so fand sich dürft! ETJIE VOHICUUVULZC Substanz von der Größe einer Linse. Heftiges Fieber Mit PhAUWfIEU pflegte VJS Krankheit zu begleiten. Die Pest trat im Jahre 542 zuerst in Ägypten an den Nilmiindungen hervor, verbreitete sich von hier einerseits nach dem OstsUs UNDER« Syrien, Klein-Asien, Persien, Indien und setzte sich besonders in Konstantinopel fest, andrerseits zog sie sich westwärts an der Küste von Nord-Afrika entlang, und suchte Spanien, Frankreich und Italien heim. Sie trat gewöhnlich zuerst an den Küsten hervor und zog sich dann tiefer in das Binnenland. Jn Gallien wurde Marseille von der Pest am meisten heimgesucht, doch scheint sie nicht von Konstantinopel, obwohl zwischen beiden Städten noch ein lebhafter Handelsverkehr bestand, dorthin verschleppt, sondern vielmehr von den spanischen Küsten eingedrungen zu sein. Vgl. Paulus Diaconus Il, 4. Über eine andere ruhrartige Epidemie, die damals Gallien heimsuchte, vergl. B. V. Kap. 34. ↩

  4. Gregor unterscheidet fast regelmäßig die »Provence von Arles« und die ↩

  5. Diese öffentlichen Bettage oder Litaneien (rogat.iones) wurden nach dem Muster der von Mamertus zu Vienne angeordneten (S. 116) zur Abwehr großer Plagen öfters eingesetzt. ↩

  6. Die Kirche des heiligen Julianus zu Brioude, wohin der Zug ging, lag etwa 72 Kilometer von Arvern ↩

  7. Tau oder Thau, der letzte Buchstabe des vhebräischen Alphabets, wird nach Ezechiel 9, 4 auf die Stirnen der Frommen in Jerusalem geschrieben, THIS SCVCTJTT werden sollen. Ursprünglich hatte der Buchstabe Kreuzesformz die Vlezflkehlltlzgnrar Stelle zur christlichen Gegenwart war damit gegeben. Vgl. den Ezechsc Um «: des Hieronymus Ill 9, 4. Gregor erwähnt die Sache noch einmal III DE! Schksfk mm Ruhm der Märtyrer Kap 50 wo er erzählt, wie seine Mutter damals in gWßE -i . . . . · . s . · · » b d singst geriet, weil ihr ein unheildrohendes Zeichen erschienen Was. XVI? fle U Er UT die Verehruiig des heiligen Benignus ihr Haus vor der Pest schÜZkT ↩

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Translations of this Work
Zehn Bücher fränkischer Geschichte
Commentaries for this Work
Einleitung & Vorrede in die Zehn Bücher Fränkischer Geschichte

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy