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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Gregory of Tours (538-593) Zehn Bücher fränkischer Geschichte
Sechstes Buch.

13. Wie Lupus und Ambrosius ermordet wurden

S. 134 Lupus, ein Einwohner der Stadt Tours, wollte, als er sein Weib und seine Kinder verloren hatte, in den geistlichen Stand treten, wurde aber von seinem Bruder Ambrosius daran verhindert, denn dieser fürchtete, er möchte die Kirche Gottes zur Erbin einsetzen, wenn er sich ihr vermählte. Der übelberedte Bruder sah sich daher nach einer neuen Frau für ihn um und bestimmte den Tag, wo man zur Überreichung der Brautgaben zusammenkommen wollte. Darauf gingen sie zusammen nach der Feste von Chinon(1), wo sie ein Haus hatten. Das Weib des Ambrosius aber, eine Ehebrecherin, die ihren Mann haßte, weil sie in buhlerischer Liebe einem ändern ergeben war, trachtete ihm nach dem Leben. Als nun die Brüder zusammen geschmaust und in die Nacht hinein bis zur Trunkenheit sich vollgezecht hatten, legten sie sich auf ein Bett zum Schlafen nieder. Da trat in der Nacht, als alle im Hause vom Weine trunken im festen Schlafe lagen, der Buhle der Frau des Ambrosius(2) in das Gemach, wo die Brüder schliefen, zündete ein Strohbündel an, um zu sehen, was sich tun ließe, zog das Schwert und schwang es so auf das Haupt des Ambrosius, daß es ihm durch die Augen fuhr und die Hirnschale durchschnitt(3). Von dem Schlage erwachte Lupus, und wie er jenen im Blute schwimmen sah, rief er mit lauter Stimme: „Wehe! wehe! zu Hilfe, mein Bruder ist ermordet!" Da kehrte der Buhle, der nach vollführter Tat schon fortgehen wollte, als er dies vernahm, wieder nach dem Bette um und ging den Lupus an. Dieser setzte sich zur Wehr, aber er brachte ihm viele Wunden bei, wurde über ihn Herr, und nachdem er ihm dann noch einen tödlichen Streich versetzt S. 135 hatte, ließ er ihn halbtot liegen. Keiner vom Hause hatte etwas bemerkt. Am Morgen aber waren alle entsetzt über ein so scheußliches Verbrechen. Lupus wurde noch am Leben gefunden und erzählte alles, wie es sich zugetragen, dann gab er seinen Geist auf. Des Ambrosius buhlerisches Weib ließ' sich nicht lange Zeit zur Trauer, sondern nach wenigen Tagen heiratete sie ihren Buhlen und verließ Tours.

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Einleitung & Vorrede in die Zehn Bücher Fränkischer Geschichte

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