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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Gregory of Tours (538-593) Zehn Bücher fränkischer Geschichte
Sechstes Buch.

40. Kontroverse mit einem Irrgläubigen

Es kam aus Spanien ein Gesandter, namens Oppila, und überbrachte König Chilperich viele Geschenke. Denn es besorgte der König von Spanien, Childebert möchte mit einem Heere aufbrechen, um die seiner Schwester angetane Unbill zu rächen. Es hatte nämlich Leuvigild seinen Sohn Hermenegild, der die Schwester Childeberts(2) zur Ehe hatte, ergriffen und in Banden gelegt(3), diese seine Gemahlin aber war in den Händen der Griechen geblieben.

Als nun am Ostertage dieser Gesandte nach Tours kam, fragte ich ihn, ob er unsres Glaubens sei. Er antwortete, er glaube dasselbe, was die Rechtgläubigen bekennen. Darauf ging er mit uns in die Kirche und wohnte der Feier der Messe bei, aber er gab den Unsrigen nicht den Friedenskuß, noch nahm er an dem Abendmahl teil(4). Da war es klar, daß es eine Lüge war, wenn er sich für einen Rechtgläubigen ausgegeben hatte. Dennoch folgte er unsrer Einladung und kam zum Festmahl. Und da ich ihn hier angelegentlich fragte, was er glaube, S. 171 antwortete er: „Ich glaube, daß der Vater und der Sohn und der heilige Geist von gleicher Macht sind." Darauf sagte ich: „Wenn du dies glaubst, wie du behauptest, was hinderte dich dann, an dem Opfer teilzunehmen, das wir Gott darbringen?" Er sagte: „Weil ihr das Gloria(1) nicht richtig sagt. Denn wir sagen nach dem Apostel Paulus: ,Ehre sei Gott, dem Vater, durch den Sohn! Ihr aber sagt: -Ehre sei Gott, dem Vater, dem Sohne und dem heiligen Geiste! während die Kirchenlehrer doch lehren, daß der Vater durch den Sohn in der Welt verkündet sei, wie Paulus selbst spricht: ,Aber Gott, dem ewigen Könige, dem Unvergänglichen und Unsichtbaren und allein Weisen, sei Ehre und Preis in Ewigkeit durch Jesum Christum unfern Herrn(2)." Ich antwortete ihm: „Daß der Vater durch den Sohn verkündet ist, wird wohl keinem Rechtgläubigen unbekannt sein, aber so verkündete er den Vater in der Welt, daß er auch sich selbst durch seine Wunder als Gott offenbarte. Und es war notwendig, daß der Vater den Sohn auf die Erde sandte, die Gottheit zu offenbaren, auf daß, weil die Welt den Patriarchen, Propheten und selbst dem Gesetzgeber nicht geglaubt hatte, sie mindestens dem Sohne glaube. Deshalb muß unter Bezeichnung der Personen Gott die Ehre gegeben werden, und wir sprechen also: ,Ehre sei Gott dem Vater, der den Sohn sandte; Ehre Gott dem Sohne, der mit seinem Blute die Welt erlöste, Ehre Gott dem heiligen Geiste, der die bereits erlösten Menschen heiliget. Du aber, S. 172 wenn du sprichst: ,Ehre sei dem Vater durch den Sohn/ nimmst dem Sohne die Ehre, gleich als ob er deshalb nicht die Ehre mit dem Vater teilte, weil er ihn in der Welt verkündiget. Es verkündete, wie ich sagte, der Sohn den Vater in der Welt, aber viele glaubten ihm dennoch nicht, wie der Evangelist Johannes sagt: ,Er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf, wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben(1)' Du aber, der du den Apostel Paulus herabsetzest(2), und den Sinn seiner Worte nicht verstehst, achte doch darauf, wie behutsam er spricht und nach dem Verständnis eines jeden; beachte, wie er unter den ungläubigen Heiden so prediget, daß er niemandem eine drückende Last aufzuerlegen scheine, wie er zu einigen sagt: Milch habe ich euch zu trinken gegeben und nicht Speise, denn ihr konntet noch nicht; auch könnet ihr noch jetzt nicht. Den Vollkommenen aber gehöret starke Speise(3) Zu ändern spricht er: ,Jch habe nichts unter euch geprediget ohne allein Jesum Christum, den Gekreuzigten(4) Wie aber, willst du etwa deshalb, Irrgläubiger, daran zweifeln, daß Christus auferstanden ist, weil Paulus allein den gekreuzigten Christus predigte? Beachte doch lieber seine Behutsamkeit und merke auf seine Klugheit, wie er zu ändern spricht, die er fester im Glauben sah: ,Und ob wir auch', sagt er, ,den gekreuzigten Christus(5) ge-kannt haben, so kennen wir ihn doch jetzt nicht mehr.' Leugne also immerhin, du Ankläger Pauli, wenn du so verblendet S. 173 bist, auch daß Christus gekreuzigt ist. Aber ich bitte dich vielmehr, bleibe nicht auf diesem Wege, sondern höre auf besseren Rat, salbe deine triefenden Augen und laß das Licht der apostolischen Verkündigung in deine Seele dringen! Denn nur um der Menschen willen läßt Paulus sich in seinen Worten Herab, daß er sie auf die Stufen des höheren Glaubens hebe, wie er an einer anderen Stelle sagt: -Ich bin jedermann allerlei geworden, auf daß ich allenthalben ja etliche selig mache(1) Und kann wohl ein sterblicher Mensch dem Sohne die Ehre versagen, den der Vater nicht einmal, sondern zweiund dreimal vom Himmelsthron herab verherrlicht hat? Denn höre seine Worte vom Himmel, als der Sohn von der Hand des Johannes getauft wurde, während der heilige Geist Herabstieg: ,Dies ist', sagt er, Mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe(2) Und wenn deine Ohren verstopft sind(3), daß du solches nicht hörst, so glaube mindestens den Aposteln, was sie auf dem Berge vernahmen, als Jesus verklärt mit Moses und Elias redete. Aus einer lichten Wolke nämlich sprach der Vater: ,Dies ist mein lieber Sohn, den sollt ihr hören(4).'" — Hierauf antwortete der Irrgläubige: „In allen diesen Stellen spricht der Vater nicht von der Ehre und Verklärung des Sohnes, sondern offenbart ihn nur als den Sohn." Darauf ich: „Wenn du diese Stellen so verstehst, so will ich dir ein andres Zeugnis anführen, in welchem der Vater den Sohn verkläret hat. Wie der Herr in sein Leiden ging und sprach: ,Vater, verkläre deinen Sohn, auf daß dich dein Sohn auch verkläre,' was antwortete ihm der Vater vom Himmel? Sagte er nicht: ,Jch habe ihn verkläret und will ihn abermals S. 174 verklären(1) Der Bater gibt ihm also die Ehre mit eigenem Munde, und du willst ihm die Ehre entziehen? Du möchtest das wohl, aber es fehlt dir an Macht dazu. Denn du, der du als Ankläger des Apostels Paulus auftrittst, höre, wie er selbst, oder vielmehr Christus durch ihn, spricht: ,Alle Zungen sollen bekennen, daß Jesus Christus der Herr sei in der Herrlichkeit Gottes des Vaters(2) Wenn er nun gleiche Herrlichkeit mit dem Vater hat und in derselben Herrlichkeit thronet, wie der Vater, was nimmst du ihm denn seine Ehre, gleich als sei er ohne Herrlichkeit? Oder warum soll ihm unter den Menschen nicht die Ehre erwiesen werden, da er doch in gleicher Herrlichkeit mit dem Vater im Himmel thront? Wir bekennen, daß Christus, der Sohn Gottes, wahrer Gott ist, und deshalb, weil die göttliche Natur in ihnen ein und dieselbe ist, muß auch ihr Ruhm ein und derselbe sein." Hierauf schwiegen wir, und der Streit wurde abgebrochen. Jener begab sich zu König Chilperich, übergab die Geschenke, welche der König von Spanien sandte, und kehrte nach Spanien zurück.

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