27. Von der Undill, die Magnulf widerfuhr
Darauf zog er nach Toulouse und schickte Boten an Magnulf, den Bischof der Stadt, daß er ihn aufnehmen möchte. Aber dieser gedachte noch zu gut des Schadens, den er einst, als sich Sigulf auf den Thron schwingen wollte(2), von diesem erlitten hatte, und sprach zu den Bürgern seiner Stadt: „Daß Gunthramn und seine Neffen Königskinder sind, wissen wir; von diesem Manne aber wissen wir nicht, von wannen er ist. Haltet euch also bereit, und sollte Herzog Desiderius(3) solches Unglück über uns bringm wollen, so möge er umkommen, wie Sigulf, und allen ein warnendes Beispiel sein, daß kein Fremdling es wagen darf, das Reich der Franken anzugreifen." Da sie sich also zum Widerstande und zum Kriege rüsteten, zog Gundovald mit einem großen Heere heran; als sie aber sahen, daß sie ihm nicht gewachsen seien, nahmen sie ihn auf.
Als hierauf der Bischof im Kirchenhause(4) mit Gundovald S. 219 zur Tafel saß, sagte er: „Du behauptest, König Chlothars Sohn zu sein, aber wir wissen nicht, ob dent so ist oder nicht. Und daß du solltest durchführen können, was du begonnen hast, gilt uns als unmöglich." Jener antwortete aber: „Ich bin König Chlothars Sohn und will meinen Anteil des Reichs jetzt in Besitz nehmen, auch werde ich bald bis nach Paris ziehen und dort den Sitz meiner Herrschaft aufschlagen." Da sagte der Bischof: „Wahr ist es also, daß keiner vom Stamme der Frankenkönige mehr übrig ist! Denn sonst sollte dir nimmer gelingen, was du sagst!" Da Mummolus diesen Wortwechsel hörte, erhob er seine Hand, gab dem Bischof Maulschellen und rief: „Ist es nicht schmachvoll, daß solch ein Entarteter und Tor einem großen Könige so antworte?" Als aber auch Desiderius erfuhr, wie der Bischof gesinnt sei und was er gesagt hatte, legte er ebenfalls Hand an ihn und sie mißhandelten beide den Bischof mit ihren Speeren und mit Händen und Füßen, banden ihn mit Stricken und stießen ihn in die Verbannung; sie nahmen ihm auch alles, was ihm und der Kirche gehörte. Es schloß sich ihnen dann auch Waddo an, der der Hausmeier der Prinzessin(1) Rigunthe war. Die ändern aber, die mit ihm(2) ausgezogen waren, suchten das Weite.