34. Von der Feindschaft zwischen Fredegunde und ihrer Tochter
Rigunthe aber, Chilperichs Tochter, hatte oftmals Streit mit ihrer Mutter(4) und sagte, sie sei die Herrin und würde ihre Mutter wieder in ihre frühere Knechtschaft zurückstoßen(5) S. 57 und da sie dieselbe oft durch Schmähungen reizte und sie einander gegenseitig bisweilen Faustschläge und Maulschellen versetzten, sprach die Mutter zu ihr: „Was quälst du mich so, Tochter? Siehe, hier sind die Sachen deines Vaters, welche in meinen Händen sind. Nimm davon und mache damit, was dir beliebt." Und sie trat in ihre Schatzkammer und öffnete eine Truhe, die war mit Halsketten und wertvollen Schmuckstücken angefüllt, und als sie daraus lange Zeit ihrer Tochter, die daneben stand, verschiedene Kostbarkeiten herausgelangt hatte, sagte sie zu ihr: „Nun bin ich müde, greife daher selbst mit der Hand hinein und nimm heraus, was du findest." Und da jene den Arm hineinstreckte und die Sachen aus der Truhe langte, ergriff die Mutter den Deckel der Truhe und warf ihn ihr auf das Genick. Und als sie ihn mit Gewalt niederdrückte und das untere Brett jener so die Kehle quetschte, daß die Augen ihr aus dem Kopfe springen wollten, schrie eine von den Mägden, welche drinnen war, mit lauter Stimme: „Herbei, um Gottes willen, herbei, denn meine Herrin wird von ihrer Mutter mit Gewalt erwürgt." Da drangen die, die vor der Türe standen und auf sie warteten, in das Gemach, retteten das Mädchen vor dem drohenden Tode und brachten sie hinaus. Nachher aber wurde der Hader zwischen ihnen immer erbitterter, und besonders deshalb, weil Rigunthe beständig Liebschaften unterhielt, gab es fortwährend zwischen ihnen Streit und Schlägerei.