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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Gregory of Tours (538-593) Zehn Bücher fränkischer Geschichte
Neuntes Buch.

40. Von dem ersten Anlaß zu diesem Ärgernis

Sie sagten auch ihrem Bischof Übles nach, nämlich daß sie durch seine Ränke zu dem Entschluß gebracht worden seien, das Kloster zu verlassen. Ich halte deshalb für nötig, weiter auszuholen, um die Veranlassung zu diesem ärgerlichen Handel zu erzählen.

Zur Zeit König Chlothars, als die heilige Radegunde dies Kloster errichtete,1 war sie mit allen ihren Nonnen immer den früheren Bischöfen der Stadt untertan und ergeben. Zu Sigiberts Zeit aber, als schon Marovech das Bistum der Stadt erlangt hatte, ließ sich die heilige Radegunde empfehlende Schreiben von König Sigibert geben und entsandte in glaubensstarker Gottergebenheit Geistliche nach dem Osten, daß sie von dort ein Stück Holz vom Kreuze des Herrn und Reliquien von den Aposteln und anderen Märtyrern holen sollten. Diese zogen hin und S. 69 brachten diese Glaubenspfänder heim.(1) Als sie ankamen, bat die Königin den Bischof, sie mit den gebührenden Ehren und unter lautem Chorgesang in dem Kloster niederzulegen. Aber jener achtete nicht auf ihre Bitten, sondern bestieg sein Pferd und begab sich auf ein Landgut(2) Darauf sandte die Königin abermals an König Sigibert und bat ihn, daß er einem der Bischöfe gebieten möchte, diese Glaubenspfänder mit den gebührenden Ehren, wie sie es wünschte, in dem Kloster niederzulegen. Dies Geschäft wurde darauf dem heiligen Eufronius, dem Bischof der Stadt Tours, übertragen. Er begab sich daher mit seinen Geistlichen nach Poitiers und brachte unter lautem Psalmengesang, dem Glanze vieler Kerzen und Weihrauchduft die heiligen Reliquien in Abwesenheit des Bischofs der Stadt in das Kloster. Hernach suchte Radegunde wiederholt die Gunst ihres Bischofs wiederzugewinnen, aber umsonst; daher begab sie sich endlich notgedrungen mit der Äbtissin, welche sie eingesetzt hatte,(3) nach der Stadt Arles, wo sie die Regel des heiligen Cäsarius und der heiligen Cäsaria empfingen(4) und sich dann unter den Schutz des Königs stellten, weil sie nämlich bei dem, S. 70 der ihr Hirte hätte sein sollen, keine Willfährigkeit gefunden hatten, sich ihrer anzunehmen. Seitdem wuchs die Feindseligkeit mit dem Bischöfe mit jedem Tage mehr, bis die Zeit des Heimgangs der heiligen Radegunde kam(1) Als sie abgeschieden war, erneuerte die Äbtissin ihre Bitten, daß ihr Bischof sie unter seinen Schutz nehmen möchte. Und obwohl dieser es zuerst zurückweisen wollte, versprach er später doch auf den Rat der Seinigen, daß er sich als Vater, wie es sich gebührte, ihrer annehmen und ihnen seinen Schutz gewähren wollte, wenn es nötig sei. Deshalb ging er auch zu König Childebert und erwirkte von ihm eine Verfügung, daß ihm die ordnungsmäßige Aufsicht über dies Kloster wie über seinen andren Sprengel, zustehen solle. Aber es blieb doch Wohl, wie die Nonnen uns versicherten, einiger Groll in seinem Gemüte hasten und gab zu diesen Streitigkeiten den Anlaß.

Da sie nun, wie bereits erzählt, darauf drangen, sich zum König zu begeben, gaben wir ihnen guten Rat und sprachen: „Ihr sträubet euch gegen die Vernunft, und auf keine Weise kann man euch zu einem Verhalten bringen, das euch Schmähungen erspart(2) Wenn ihr aber, wie gesagt, der Vernunft nicht Raum geben und einen heilsamen Rat nicht annehmen wollt, so entschließt euch doch wenigstens, das stürmische Wetter, das uns in diesem Frühjahr überfallen hat, vorübergehen zu lassen und erst, wenn die Luft milder geworden ist, dahin zu gehen, wohin es euch treibt". Diesen Rat nahmen sie an, wie es sich gebührte. Als nun der Sommer kam, ließ Chrodechilde die andren Nonnen zu Tours zurück, befahl sie der Obhut ihrer Base(3) und begab sich zu König Gunthramn. Von diesem wohl auf- S. 71 genommen und mit Geschenken geehrt, kehrte sie nach Tours zurück. Constantina aber, die Tochter des Burgolen(1) hatte sie im Kloster zu Autun zurückgelassen, um die Bischöfe zu erwarten, die auf den Befehl des Königs zusammenkommen und ihren Handel mit der Äbtissin untersuchen sollten. — Viele von den Nonnen waren indessen von Männern verlockt worden und verheirateten sich, noch ehe jene vom Könige zurückkehrte. Und als sie nach langem Warten auf die Zusammenkunft der Bischöfe endlich vernahmen, daß keiner sich einstelle, kehrten sie nach Poitiers zurück, begaben sich zu ihrer Sicherheit in die Kirche des heiligen Hilarius und sammelten hier um sich eine Schar von Mördern, Dieben, Hurern und Menschen, die aller Verbrechen schuldig waren. Sie rüsteten sich zum Widerstande und sprachen: „Prinzessinnen sind wir(2) und kehren nicht eher in das Kloster zurück, als bis die Äbtissin fortgeschafft ist".

Es lebte zu jener Zeit in diesem Kloster eine Klausnerin, die wenige Jahre zuvor über die Mauer gestiegen war und sich in die Kirche des Helligen Hilarius geflüchtet hatte. Sie stieß damals viele Anklagen gegen die Äbtissin aus, die sich aber als unwahr herausstellten. Nachher war sie an derselben Stelle, von wo sie herabgesprungen war, an Stricken wieder in das Kloster gezogen worden(3) und hatte gebeten, man möchte sie in einer besonderen Zelle abschließen. „Ich habe viel", sagte sie, „gegen den Herrn und meine Herrin Radegunde — denn diese lebte S. 72 damals noch — gefehlt und ich will abgeschieden von dem Umgänge mit den andren Nonnen leben und für meine Sünden Buße tun". So ging sie in eine einsame Zelle. Als aber diese Zwistigkeiten sich erhoben und Chrodechilde von König Gunthramn zurückkehrte, erbrach jene bei nächtlicher Weile die Türe ihrer Zelle, entkam aus dem Kloster, begab sich zu Chrodechilde, und erhob abermals, wie sie früher getan hatte, viele Beschuldigungen gegen die Äbtissin.


  1. B. III. Kap. 7.  ↩

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