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Works Gregory of Tours (538-593) Zehn Bücher fränkischer Geschichte
Zehntes Buch.

9. Wie das Heer Gunthramns nach der Bretagne zog

Inzwischen richteten die Britannen große Verheerungen sss in der Umgegend der Städte Nantes und Rennes an, und König Gunthramn ließ das Heer gegen sie aufbieten, an dessen Spitze er die Herzoge Beppolen(2) und Ebrachar(3) stellte. Ebrachar aber befürchtete, wenn Beppolen den Sieg gewönne, möchte er auch sein Herzogtum an sich reißen, deshalb fing er Händel mit ihm' an und auf dem ganzen Wege lästerten, schimpften und fluchten sie aufeinander. Und überall, wohin sie auf ihrem Marsche kamen, brannten, mordeten und plünderten sie und verübten viele Verbrechen. So kamen sie endlich an den Vilaine-Fluß, gingen über diesen und zogen bis an den Fluß Oust(4) Sie brachen die S. 104 Häuser in der Nachbarschaft ab, schlugen eine Brücke über den Fluß, und das ganze Heer ging hinüber. Es hatte sich aber dazumal ein Priester dem Beppolen angeschlossen, der sprach zu ihm: „Wenn du mir folgst, so will ich dich zu Waroch(1) führen und dir alle Britannen auf einem Fleck versammelt zeigen". Fredegunde hatte aber, als sie vernahm, daß Beppolen, der ihr schon von früher her verhaßt war(2) mit in das Feld ziehen würde, auch den Sachsen von Bayeux(3) befohlen, ihr Haar wie die Britannen zu scheeren und sich ebenso zu kleiden, und Waroch zu Hilfe zu kommen. Beppolen aber rückte mit denen, die ihm hatten folgen wollen, vor, begann den Kampf und tötete an den ersten beiden Tagen viele von den Britannen und den Sachsen, deren wir eben gedachten. Ebrachar aber hatte ihn mit dem größeren Teile der Mannschaft verlassen und wollte nicht eher anrücken, als bis er hörte, daß Beppolen umgekommen sei. Dennoch verteidigte sich Beppolen auch noch am dritten Tage gegen die Feinde, obwohl schon alle, die mit ihm waren, gefallen und er selbst bereits durch einen Lanzenstich verwundet war, bis sich Waroch mit den Leuten, deren wir oben erwähnten, auf ihn stürzte und ihn erschlug. Denn er hatte sie zwischen Hohlwege und Sümpfe eingeschlossen, und mehr noch kamen im Morast um, als durch das Schwert fielen. Ebrachar aber rückte bis zur Stadt Bannes vor. Und der Bischof Regalis hatte ihm seine Geistlichkeit mit Kreuzen und unter Chorgesang entgegengesandt, die führte ihn bis zu der Stadt. Man erzählte, Waroch habe sich damals auf seinen Schissen, auf die er schon sein Gold uud Silber und alle seine Habe gebracht hatte, auf die Inseln flüchten wollen, als er aber auf das hohe Meer gekommen, habe sich ein Sturm erhoben, die Schiffe seien untergegangen und er habe alle seine Kostbarkeiten, die er eingeschifft, verloren. Er kam nun S. 105 selbst zu Ebrachar und bat um Frieden, gab ihm Geiseln und viele Geschenke, und gelobte, daß er niemals fortan etwas zum Nachteile König Gunthramns unternehmen werde. Als er fortging, leistete auch Bischof Regalis mit den Geistlichen und den Gaugenossen seiner Stadt gleichermaßen den Eid und sprach: „Wir sind uns keines Vergehens gegen unsere Herren Könige bewußt; wir haben uns niemals im Ubermute gegen sie erhoben, sondern wir sind in der Gewalt der Britannen gewesen und haben unter einem schweren Joche geseufzt". Als nun der Friede zwischen Waroch und Ebrachar also geschlossen war, sprach Waroch: „Ziehet nun heim und meldet, daß ich von freien Stücken alles erfüllen werde, was der König gebietet, und daß ihr dem um so mehr Glauben schenken könnt, werde ich meinen Neffen als Geisel stellen". Dies tat er auch, und der Krieg hatte eine Ende. Es kam in demselben eine große Menge sowohl von dem Heere des Königs wie von den Britannen um.

Als aber das Heer aus dem Lande der Britannen abzog, blieben, als die kampffähige Mannschaft schon über den Fluß gegangen war, der schwächere Teil und die niedrigen Leute, die beim Heere waren, zurück, da sie nicht mit übersetzen konnten. Da schickte Waroch, seines Eides und der Geiseln, die er gegeben hatte, nicht mehr gedenkend, als jene noch am Ufer des VilaineFlusses standen, seinen Sohn Canao mit einem Heere ab. Und dieser überfiel die, welche er am Ufer fand, band sie und tötete die, so noch Widerstand leisten wollten; auch wurden viele, die auf ihren Pferden über den Fluß setzen wollten, von der Strömung des Flusses ergriffen und in das Meer getrieben. Viele von den Gefangenen entließ nachher die Gemahlin des Waroch, nachdem sie durch einen Freibrief(1) sie der Knechtschaft entlassen hatte. Sie kehrten dann in die Heimat zurück.

S. 106 Das Heer des Ebrachar, das früher über den Fluß gegangen war, fürchtete sich auf dem Wege heimzukehren, auf dem es gekommen war, denn es besorgte, es möchte ihm jetzt so geschehen, wie es früher andren getan hatte. Es nahm daher seinen Weg nach der Stadt Angers und zog auf die Brücke über die Mayenne los. Dennoch wurde die kleine Schar, die zuerst hinüberging, bei der eben genannten Brücke ausgeplündert, zusammengehauen und geriet in die schmählichste Not. Als sie darauf durch das Gebiet von Tours zogen, gingen sie auf Beute aus und plünderten viele, denn sie fanden die Einwohner auf ihre Ankunft nicht vorbereitet. Viele von diesem Heere begaben sich jedoch zu König Gunthramn und sagtenaus, Herzog Ebrachar und der Graf Willachar(1) hätten von Waroch Geld genommen und das Heer absichtlich zugrunde gerichtet. Deswegen mußte Ebrachar vor dem König erscheinen, der ihn mit vielen Vorwürfen überhäufte und ihm aus den Augen zu gehen befahl(2) Der Graf Willachar begab sich auf die Flucht und verbarg sich.

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