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Adversus Valentinianos
10
[1] sed quidam exitum Sophia et restitutionem aliter somniaverunt: post inritos conatus et spei deiectionem deformatam eam; (pallore, credo, et macie et incuria. proprie utique patrem non minus denegatum dolebat quam amissum.) dehinc in illo maerore ex semetipsa sola nulla opera coniugii concepit et procreat feminam. miraris hoc? et gallina sortita est de suo parere, sed et vultures feminas tantum aiunt. [2] et tamen sine masculo mater et metuere postremo ne finis quoque insisteret, haerere de ratione casus, curare de occultatione. remedia nusquam: ubi enim iam tragoediae atque comoediae a quibus forma mutuaretur exponendi quod citra pudorem natum? dum in malis res est, suscipit convertit ad patrem, sed incassum enisa et vires deserebant, in preces succedit. tota enim propinquitas pro ea supplicat, vel maxime Nus. (quid? in causa mali tanti?) nullus tamen Sophiae exitus vacuit: [3] omnes aerumnae eius operantur, siquidem et illa tunc conflictatio in materiae originem pervenit. ignorantia, pavor, maeror substantiae fiunt. ibi demum pater motus aliquando quem supra diximus Horon per Monogenem Nun in haec promit in imagine sua femina-marem, quia et de patris sexu ita variant. adiciunt autem Horon etiam Metagogea (circumductorem) vocari et Horotheten. [4] huius praedicant opera et repressam ab inlicitis et purgatam a malis et dienceps confirmatam Sophiam et coniugio restitutam, et ipsam quidem in Pleromatis censu remansisse, Enthymesin vero eius et illam appendicem passionem ab Horo relegatam et crucifixam et extra eum factam — [5] malum, quod aiunt, foras. spiritalem tamen substantiam illam ut naturalem quendam impetum Aeonis sed informem et inspeciatam, quatenus nihil adprehendisset, ideoque fructum infirmum et feminam pronuntiatam.
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Gegen die Valentinianer. (BKV)
10. Cap. Andere, mehr ausgeschmückte Darstellung dieses Vorfalles. Seine Folgen. Entstehung der Materie. Die Enthymesis.
Manche haben über das Schicksal und die Rettung der Sophia wieder andere Träumereien gehabt. Nach vergeblichen Versuchen und dem Fehlschlagen ihrer Hoffnungen hätten sich bei ihr, wenn ich nicht irre, Blässe, Magerkeit und Verfall eingestellt, da ihr die Abweisung vom Vater nicht weniger empfindlich war als sein Verlust. In dieser Traurigkeit empfing sie dann von sich selbst, allein ohne das eheliche Werk, und gebar ein weibliches Wesen. Wundert dich das vielleicht? Es ist ja auch der Henne beschieden, aus sich allein zu gebären, und bei den Geiern sollen die Weibchen für sich allein Junge bekommen. Dennoch wird die gattenlose Mutter zuletzt bange, dass auch das Ende eintrete; sie ist sich unklar über den Grund dieses Unfalls und sinnt auf dessen Verheimlichung. Nirgends zeigt sich ein Mittel. Denn wo hätte es damals schon Tragödien und Komödien gegeben, um davon die Kunst zu entlehnen, sich über Kinder, die mit Verletzung der guten Sitte geboren worden, auszureden? Als die Sache schlimm wird, blickt sie auf und wendet sich zum Vater. Vergebliche Mühe! Als dann die Kräfte nachlassen, versinkt sie in Gebete. Auch ihre ganze Verwandtschaft bittet für sie und zumeist der Nus. Warum denn auch nicht? Er ist ja die Ursache dieses grossen Unglücks. Indessen blieb keins von den Geschicken der Sophia ohne Folgen. Alle ihre Leiden haben Wirkungen. Denn ihr damaliger Kampf wurde der Ursprung der Materie. Ihre Unwissenheit, ihre Angst und Trauer wurden zu Substanzen. Da endlich liess sich der Vater rühren und brachte den obengenannten Horos durch seinen Monogenes und Nus in besonderer Gestalt, als Mannweib zu diesem Zwecke hervor; denn sogar hinsichtlich des Geschlechts des Vaters sind ihre Ansichten schwankend. Sie setzen dann noch hinzu, der Horos werde auch Metagogeus, d. i. Herumführer, und Horothetes genannt. Als sein Werk rühmen sie, dass nun die Sophia von unerlaubten Handlungen zurückgehalten, von ihren Sünden gereinigt, sodann gestärkt und ihrem Ehemanne zurückgegeben worden sei, dass sie in der Zugehörigkeit zum Pleroma verblieben, ihre Enthymesis aber und deren Anhängsel, die Leidenschaft, vom Horos ausgewiesen, ans Kreuz geschlagen und aus dem Pleroma gestossen sei — was sie durch den Ruf ausdrücken: „Hinaus mit dem Übel!“ — Jene geistige Substanz aber sei, als ein natürlicher Trieb eines Äon, wenn auch ein ungestalteter und unschöner, insofern er nichts erreicht habe, für eine schwächliche Frucht und ein weibliches Wesen erklärt worden.