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Leo, der Bischof, (sendet) dem Priester Martinus (seinen Gruß).
Wir sagen Gott Dank und fassen in frommem Frohlocken große Zuversicht, da wir sehen,1 dass deine Liebe und die katholische Bruderschaft2 so vom Geiste des Glaubens gekräftigt ist, dass euere Herzen keine häretische Versuchung zu schwächen vermag; dass Gott diese vernichte, war, wie ihr wisset, stets unsere Sorge und wird es sein, bis die Rechte des allmächtigen Gottes alle Waffen des Teufels zerbrechen wird, welchem deshalb einige Macht gewährt wird, damit er von den Gläubigen Christi mit desto größerem S. 357 Ruhme besiegt werde. Tritt aber eine Schwierigkeit oder Verzögerung inzwischen, so muss man es mit Gleichmut ertragen, weil, wo die Wahrheit die Meisterin ist, niemals die göttlichen Tröstungen fehlen, teuerste Brüder! Obwohl uns also ein großer Zwischenraum trennt, so sind wir dennoch durch die Einheit des Glaubens mit euch, und, da wir vom ganzen Herzen unsern Herrn Jesus Christus als wahren Gott bekennen, erleiden wir in euch keinen Verlust, indem wir uns der Eintracht eueres Bekenntnisses rühmen, so zwar, dass ihr mit dem Beistande des Herrn standhaft ausharret, nach dem Worte des Apostels:3 „Denn euch ist es in Beziehung auf Christus gegeben, nicht nur an ihn zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden.“ Diesen Starkmut heiliger Geister zu bekräftigen, glauben wir, werden unsere Brüder und Gesandte, welche wir um der Freiheit des katholischen Glaubens willen abschickten, und welche sicherlich längst bei euch sind, sehr viel beitragen, da ihr die Absicht unserer ganzen Handlungsweise kennt und auch euere Sorge und euer Sinnen dem frommen Werke angedeihen ließet. Hierüber weitläufiger zu schreiben ist jetzt nicht nötig, da wir schon durch die Obengenannten einen Brief4 sandten, welcher zur vollständigsten Unterweisung der ganzen katholischen Bruderschaft ausreicht. Bei Gottes Macht und Gnade wird es stehen, dass der Sohn Gottes, welcher die Natur des Menschengeschlechtes zu der seinigen machte, mehr, als wir es einsehen und begreifen, das große Geheimnis seiner Liebe verteidigt, um welches eine gottlose Vermessenheit zwar sich selbst gebracht hat, keineswegs aber rechtliche Herzen berauben konnte. Gegeben am 13. September unter dem 7. Consulate des Valentinianus und dem des erlauchtesten Avienus.
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Hiernach scheint Martinius ein ähnliches Schreiben mit der Versicherung des standhaften Festhaltens an der Wahrheit wie Faustus, dem Papste geschickt zu haben. ↩
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Quesnell meint, der Kontext lasse schließen, under Brief sei nicht an Martinus allein, sondern an alle seine Collegen, die Archimandriten von Constantinopel, gerichtet gewesen; allein es ist sehr erklärlich, dass der Papst in dem Schreiben an Martinus allein seine Rede hernach an alle Archimandriten und deren Mönche richtete. ↩
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Phil 1:27 ↩
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D. i. der 71. ↩