1. Veranlassung
S. 12 Zum erstenmal begegnet uns die Idee dieses merkwürdigen Buches im Leben Gregors um die Wende des Jahres 592-593. Er schreibt nämlich an seinen Freund Maximian, Bischof von Syrakus: „Die Brüder, die bei mir sind, dringen auf alle mögliche Weise in mich, ich solle etwas über die Wunder, die von Vätern in Italien gewirkt wurden, schreiben. Dazu bedarf ich sehr Deiner Beihilfe. Teile mir, was Du davon in Erinnerung hast, oder was Du überhaupt erfahren kannst, kurz mit. Ich entsinne mich, daß Du mir einiges über den Abt Nonnosus, der bei Suppentonia in der Nähe des Abtes Anastasius lebte, erzählt hast. Ich habe das vergessen. Dies, und was Du sonst noch weißt, schreibe mir, bitte, recht bald, wenn Du nicht selbst zu mir kommen kannst.”1 Diese äußere Anregung zur Abfassung der Dialoge mag in der Seelenverfassung des Papstes, gerade in den ersten Jahren seiner Regierung, den lebhaftesten Widerhall gefunden haben. Denn er trug schwer an der Last des Hirtenamtes und sehnte sich oft nach der einsamen, ruhigen Beschaulichkeit seines Klosters zurück. Da war es ihm ein Labsal, sich mit den heiligen Männern, besonders mit den heiligen Männern Italiens, „seines Italiens”, das er in den Wirren der Zeit darniederliegen sah, zu unterhalten. Das Leben dieser Männer und die Wunder, die sie wirkten, waren ihm ein Trost, ein Grund, daß trotz aller Drangsal rings umher immer noch auf den Beistand des Allmächtigen zu hoffen sei.2 S. 13