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Works Gregory I, pope (540-604) Dialogi de vita et miraculis patrum Italicorum Vier Bücher Dialoge (BKV)
Viertes Buch

XXIX. Kapitel: Warum man glauben muß, daß ein körperliches Feuer ein unkörper1iches Wesen ergreifen kann

Gregorius. Wenn zu Lebzeiten des Menschen der unkörperliche Geist vom Körper umfaßt wird, warum sollte der Geist nicht nach dem Tode, wenn er auch körperlos ist, von einem körperlichen Feuer erfaßt werden können?

Petrus. Bei einem Lebenden wird der unkörperliche Geist deshalb vom Körper umfaßt, weil er ihn belebt.

Gregorius. Wenn der unkörperliche Geist, o Petrus, vom Körper erfaßt werden kann, den er belebt, warum sollte er nicht zur Strafe dort erfaßt werden S. 224 können, wo er gepeinigt wird? Wenn wir aber sagen, daß der Geist vom Feuer erfaßt werde, so meinen wir damit, daß er sehend und fühlend sich in Feuersqual befindet. Denn schon dadurch duldet er das Feuer, daß er es sieht, und er wird gebrannt, wenn er sich brennen sieht. So kommt es, daß etwas Körperliches ein geistiges Wesen brennt, in dem das sichtbare Feuer eine unsichtbare Hitze und einen unsichtbaren Schmerz erzeugt, so daß das körperliche Feuer den körperlosen Geist auch mit körperloser Flamme peinigt. Indessen können wir aus den Worten des Evangeliums schließen, daß die Seele das Brennen nicht bloß im Sehen, sondern auch im wirklichen Erfahren leidet. Die ewige Wahrheit sagt nämlich, daß der Reiche nach seinem Tode in der Hölle begraben wurde. Daß seine Seele sich im Feuer befand, erhellt auch aus seiner Bitte an Abraham: „Sende den Lazarus, daß er seine Fingerspitze ins Wasser tauche und meine Zunge abkühle; denn ich leide große Pein in diesen Flammen.”1 Wenn also die ewige Wahrheit erklärt, daß der reiche Sünder zum Feuer verurteilt wurde, welcher Verständige möchte da noch leugnen, daß sich die Seelen der Verworfenen im Feuer befinden?

Petrus. Siehe, Vernunftgründe und Schriftzeugnisse bewegen das Herz zum Glauben, aber gleich möchte es sich wieder dagegen verhärten. Denn ich verstehe wirklich nicht, wie etwas Unkörperliches von dem Körperlichen festgehalten und gepeinigt werden kann.

Gregorius. Sag, ich bitte dich, hältst du die abgefallenen Geister, die aus der Herrlichkeit des Himmels vertrieben wurden, für körperlich oder unkörperlich?

Petrus. Wer, der bei Vernunft ist, möchte von körperlichen Geistern sprechen?

Gregorius. Hältst du das Höllenfeuer für körperlich oder für unkörperlich?

Petrus. Ich zweifle nicht, daß das Höllenfeuer S. 225 körperlich ist, und es ist gewiß, daß in ihm Körper gepeinigt werden.

Gregorius. Die ewige Wahrheit wird, das wissen wir sicher, am Jüngsten Tag zu den Verdammten sprechen: „Weichet in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet worden ist.”2 Wenn also der Teufel und seine Engel, die doch unkörperlich sind, durch ein körperliches Feuer gepeinigt werden müssen, warum soll man sich da wundern, daß auch die Seelen, noch ehe sie mit dem Leibe sich wieder vereinigen, körperliche Qualen fühlen können?

Petrus. Die Begründung ist einleuchtend, und der Geist darf über diese Frage nicht weiter im Zweifel sein.


  1. Lk 16,24 ↩

  2. Mt 25,41 ↩

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Vier Bücher Dialoge (BKV)
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