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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Gregory I, pope (540-604) Dialogi de vita et miraculis patrum Italicorum Vier Bücher Dialoge (BKV)
Viertes Buch

XLI. Kapitel: Warum jetzt gegen Ende der Zeiten viele Fragen bezüglich der Seelen klar werden, die vorher dunkel waren

Warum jetzt gegen Ende der Zeiten viele Fragen bezüglich der Seelen klar werden, die vorher dunkel waren

Gregorius. Ja, so ist es; denn je mehr die gegenwärtige Zeit sich dem Ende nähert, um so mehr wird die Ewigkeit sozusagen auf dem Grenzgebiete berührt und an sicheren Zeichen erkenntlich. Da wir in diesem Leben unsere Gedanken gegenseitig nicht sehen, in jenem Leben aber einer das Herz des andern durchschaut, wie könnte ich unser Leben hienieden anders denn als Nacht, jenes dagegen anders denn als Tag bezeichnen? Wie nun gegen Ende der Nacht und beim Anfang des Tages, noch ehe die Sonne aufgeht, sich Finsternis und Licht gewissermaßen miteinander vermengen, bis die Schatten der scheidenden Nacht vollständig im Licht des kommenden Tages aufgehen, so geht das Ende dieser Welt schon in den Beginn der Ewigkeit über, und die Schatten der Finsternis erhalten schon durch Vermengung mit dem Reiche des Geistes eine gewisse S. 249 Beleuchtung. Vieles sehen wir schon, was jener Welt angehört, erkennen es aber noch nicht vollkommen, weil wir diese Dinge noch in einer Art Geistesdämmerung gleichsam vor Sonnenaufgang schauen.

Petrus. Deine Anschauung gefällt mir; was aber den Paschasius1 betrifft, so drängt es mich zu fragen, warum er nach seinem Tode noch an einen Strafort kam; hatte doch das Gewand auf seiner Bahre die Kraft, den bösen Geist von einem Besessenen zu vertreiben.

Gregorius. Hieraus mußt du ersehen, wie weise und mannigfaltig der allmächtige Gott über die Menschen waltet. Nach Gottes Ratschluß mußte Paschasius für sich im stillen eine Zeitlang für seinen Fehler leiden, während er vor den Menschen durch seinen Leib nach seinem Tode Wunder wirkte, entsprechend den guten Werken, die er vor seinem Tode vor ihren Augen getan hatte; dadurch sollten die Menschen, welche seine guten Werke sahen, in der Hochschätzung seiner Freigebigkeit nicht irre werden, andrerseits sollte ihm selbst seine Schuld nicht ohne Strafe nachgelassen werden; weil er sie für keine Schuld ansah, deshalb tilgte er sie auch nicht durch seine Tränen.

Petrus. Ich erwäge deine Worte und sehe mich durch diese Begründung gezwungen, nicht nur jene Sünden, die ich erkenne, sondern auch jene, die ich nicht erkenne, an mir zu fürchten. Aber ich bitte dich, weil kurz vorher die Rede war von dem Orte der Höllenstrafe, wo ist wohl die Hölle? Muß man annehmen, daß sie über der Erde oder unter der Erde ist?


  1. siehe voriges Kap. ↩

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Vier Bücher Dialoge (BKV)
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