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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Gregory I, pope (540-604) Dialogi de vita et miraculis patrum Italicorum Vier Bücher Dialoge (BKV)
Viertes Buch

LVII. Kapitel: Von einem, der in feindlicher Gefangenschaft war und dessen Fesseln zur Zeit des heiligen Opfers fielen; und von einem Schiffer Baraka, der durch das heilige Opfer aus einem Schiffbruch errettet wurde

Wir haben von einem Manne gehört, der in feindliche Gefangenschaft geriet und in Fesseln gelegt wurde. S. 268 Seine Gemahlin ließ an bestimmten Tagen das heilige Opfer für ihn darbringen, Nach langer Zeit kehrte er zu ihr heim und erzählte, wann ihm die Fesseln abgenommen wurden. Da erfuhr sie, daß das damals war, als sie das heilige Opfer darbringen ließ.

Diese Wirksamkeit des heiligen Opfers wird auch bestätigt durch ein anderes Ereignis, das sich vor sieben Jahren zugetragen hat; viele gläubige und fromme Männer haben es mir bezeugt und sind noch Bürgen dafür. Als nämlich Agatho, Bischof von Palermo, von meinem Vorgänger seligen Angedenkens nach Rom berufen wurde, hatte er auf der Reise einen so heftigen Sturm zu bestehen, daß er an ein Entrinnen nicht mehr glaubte. Baraka, Schiffsknecht von ihm, der jetzt Kleriker an derselben Kirche ist, lenkte hinter dem Schiffe einen Kahn; da riß das Seil, und Baraka verschwand mit dem Kahn in den hochgehenden Wogen. Das Schiff aber, auf dem sich der Bischof befand, wurde schließlich von den Wellen an die Insel Ustika1 getrieben. Als der Bischof in den nächsten drei Tagen den Schiffer, der im Kahn abgetrieben worden war, nirgends im Meere auftauchen sah, wurde er sehr traurig und hielt ihn für tot; als einzigen Liebesdienst, den er dem Toten erweisen konnte, ließ er zur Erlösung seiner Seele Gott dem Allmächtigen das heilige Opfer darbringen. Darnach setzte er auf seinem ausgebesserten Schiff die Reise nach Italien fort. Doch wie er in den Hafen von Rom gelangte, sah er den Schiffer, den er für tot gehalten hatte. Hocherfreut über dieses unverhoffte Wiedersehen fragte er ihn, wie er so viele Tage lang in dieser Gefahr auf dem Meere habe leben können. Der Schiffer erzählte ihm, wie er in seinem Kahn von den Wellen umhergetrieben wurde, wie er, als sich der Kahn mit Wasser füllte, nebenher schwamm, wie schließlich der Kahn umkippte und er sich wiederholt auf den Kiel setzte; Tag S. 269 und Nacht, sagte er, ging es ununterbrochen so fort; allmählich versagten ihm aber die Kräfte vor Hunger und Anstrengung, bis ihm Gottes Barmherzigkeit Rettung sandte. Er erzählte nämlich und bestätigt dies heute noch: „Mit den Fluten ringend und schon dem Untergang nahe, überkam mich plötzlich eine gewisse geistige Abspannung, so daß ich nicht wach zu sein schien und doch auch nicht vom Schlaf überwältigt war. Und siehe, da ich mich so mitten auf dem Meere befand, erschien mir jemand, der mir Brot zur Erquickung brachte. Sobald ich es gegessen hatte, kam ich wieder zu Kräften, und nicht lange darauf fuhr ein Schiff vorbei, welches mich den Wellen entriß und ans Land brachte.” Als der Bischof das hörte, fragte er ihn nach dem Tag, und es stellte sich heraus, daß es am selben Tage war, an dem der Presbyter auf der Insel Ustika Gott dem Allmächtigen das heilige Opfer für ihn darbrachte.

Petrus. Was du erzählst, habe ich bei meinem Aufenthalt in Sizilien auch gehört.

Gregorius. Diese Dinge geschehen meines Erachtens offenkundig an Lebenden, ohne daß diese von der Darbringung des Opfers wissen, damit allen, die das heilige Opfer darbringen und die Wirkung oft nicht kennen, gezeigt werde, wie das heilige Opfer auch den Verstorbenen zur Erlösung dient, insofern die Sünden überhaupt nachgelassen werden können. Man muß aber wissen, daß das heilige Opfer nur jenen Verstorbenen nützen kann, die es in diesem Leben verdient haben, daß ihnen auch im Tode noch die guten Werke nützen, welche hier auf Erden für sie geschehen.


  1. nördlich von Palermo, westlich von den Liparischen Inseln ↩

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Vier Bücher Dialoge (BKV)
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