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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Gregory I, pope (540-604) Dialogi de vita et miraculis patrum Italicorum Vier Bücher Dialoge (BKV)
Zweites Buch

XIII. Kapitel: Von dem Bruder des Mönches Valentinian, den der Mann Gottes auf dem Wege essen sah

Der Bruder Valentinians, den ich oben1 schon genannt habe, war ein Laie, aber sehr gottesfürchtig. Um den Segen des Dieners Gottes zu empfangen und um seinen leiblichen Bruder wiederzusehen, begab er sich jedes Jahr nüchtern von seinem Orte zum Kloster. Da er einstmals wieder auf dem Weg zum Kloster war, gesellte sich zu ihm ein anderer Reisender, der einen Imbiß für den Weg bei sich trug. Als es schon ziemlich spät geworden war, sprach dieser: „Komm, Bruder, laß uns etwas zu uns nehmen, damit wir nicht auf dem Wege ermüden!” „Das sei ferne, Bruder”, erwiderte jener, „das tue ich nicht; denn ich habe die Gewohnheit, immer nüchtern zum ehrwürdigen Vater Benedikt zu kommen.” Auf diese Antwort hin schwieg der Reisende vorläufig still. Als sie wieder eine Strecke Weges zurückgelegt hatten, lud er ihn wiederum ein, etwas zu essen; der andere aber, der nüchtern ankommen wollte, schlug es aus. Der zum Essen eingeladen hatte, schwieg zwar und ließ sich herbei, noch eine kleine Strecke nüchtern mit ihm zu gehen; als sie aber ihren Weg noch weiter fortsetzten und später vom Gehen müde wurden, kamen sie auf ihrem Weg an eine Wiese und an eine Quelle und fanden alles Schöne, was nur den Körper erquicken konnte. „Siehe”, sagte da der Mitreisende, „hier ist Wasser, siehe, hier ist eine Wiese, siehe, hier ist ein freundlicher Platz, wo wir uns erquicken und ein wenig ausruhen können, damit wir dann unsere Reise glücklich zu vollenden vermögen.” Während so die Rede den S. 73 Ohren schmeichelte und der Platz dem Auge gefiel, gab er schließlich dieser dritten Aufforderung nach und aß. Als er gegen Abend zum Kloster kam, stellte er sich dem ehrwürdigen Vater Benedikt vor und bat um seinen Segen; aber der heilige Mann hielt ihm augenblicklich vor, was er unterwegs getan hatte, und sprach: „Wie kommt es, Bruder, daß der böse Feind, der durch deinen Weggefährten zu dir gesprochen, dich das erstemal und auch das zweitemal nicht überreden konnte, dich doch das drittemal überredete und zu der Tat bewog, die er vorhatte?” Da erkannte er den Fehler seiner Willensschwäche, fiel ihm zu Füßen und beweinte tief beschämt seine Schuld um so heftiger, als er erkannte, daß er, obwohl entfernt, doch vor den Augen des Vaters Benedikt den Fehler begangen habe.

Petrus. Ich sehe, in der Seele des heiligen Mannes wohnte der Geist des Elisäus, der bei seinem fernen Schüler gegenwärtig war.


  1. siehe Einleitung zu diesem II. Buch, S. 50 ↩

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Vier Bücher Dialoge (BKV)
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