VIII. Kapitel: Von Konstantius,1 dem Bischof von Aquino
Ein Mann von ehrwürdigem Lebenswandel war auch Konstantius, Bischof von Aquino, der erst vor kurzem starb zur Zeit meines Vorgängers, des Papstes Johannes hochseligen Angedenkens.2 Daß er die Gabe der Weissagung besaß, bezeugen viele, die ihn genau kennen konnten. Unter vielem andern erzählen fromme und glaubwürdige Männer, die dabei waren, daß an seinem Todestage ihn die Einwohner von Aquino umstanden, über das Hinscheiden ihres geliebten Vaters bitterlich weinten und ihn unter Tränen fragten: „Wen werden wir nach dir, o Vater, bekommen?” Der Vater antwortete ihnen im Geiste der Weissagung: „Nach Konstantius einen Maultiertreiber, nach dem Maultiertreiber einen Walker. Wehe über dich, Aquino, auch das mußt du erdulden!” Als er diese prophetischen Worte gesprochen, tat er den letzten Atemzug. Nach seinem Tode übernahm das Hirtenamt an seiner Kirche sein Diakon Andreas, der einst in den Wirtschaften an der Straße die Pferde gewartet hatte. Als auch dieser aus dem Leben schied, wurde Jovinus zur bischöflichen Würde berufen, der in derselben Stadt Walker gewesen S. 120 war. Noch zu dessen Lebzeiten wurde die gesamte Einwohnerschaft der Stadt durch das Schwert der Barbaren und durch eine schreckliche Pest so verringert, daß es nach seinem Tode weder jemand gab, der Bischof werden konnte, noch jemand, für den er es hätte werden sollen. So ging der Ausspruch des Mannes Gottes in Erfüllung, daß nach dem Tode von zwei Nachfolgern seine Kirche keinen Hirten haben werde.