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Works Zeno of Verona (300-371) Sermones seu Tractatus Predigten und Ansprachen (BKV)
Buch 1
Traktat II. Hoffnung, Glaube und Liebe.

2.

Aber die Hoffnung geht aus dem Glauben hervor; und wenn sie sich auf die Zukunft richtet, so ist sie doch mit Recht vom Glauben abhängig. Wo kein Glaube ist, ist auch keine Hoffnung, Der Glaube bildet den Grund der Hoffnung,1 die Hoffnung den Ruhm des Glaubens, Denn den Lohn, den die Hoffnung in Aussicht hat, verdient der Glaube, Und dieser kämpft zwar für die Hoffnung, aber der von ihm errungene Sieg ist sein Sieg. Wir müssen nun, meine Brüder, uns fest an die Hoffnung klammern und sie bewahren mit aller Kraft, Ihr muß unser tapferes Bemühen gelten. Denn sie ist unseres Lebens unerschütterlicher Grund, ein unüberwindliches Bollwerk und Geschoß zugleich gegen des Teufels Angriffe, ein undurchdringlicher Panzer für unsere Seele, eine kurze Zusammenfassung wahrer Gesetzeskenntnis, der Schrecken der bösen Geister (Dämonen), die Kraft der Märtyrer, die Schönheit der Kirche, ja ihre Schutzmauer, die Dienerin Gottes (des Vaters), die Freundin Christi, die Genossin des Heiligen Geistes, Die Dinge der Gegenwart und der Zukunft sind ihr untertänig; die einen, weil sie dieselben verachtet, die andern, weil sie dieselben schon im voraus als ihr eigen betrachtet. Und sie braucht nicht zu fürchten, daß sie nicht eintreten könnten: sie trägt ja dieselben in den ihr eigenen Kräften in sich. Das liegt darin ausgesprochen, daß „Abraham gegen die Hoffnung an die Hoffnung (Gott) geglaubt hat, daß er der Vater vieler Völker werden würde„.2 Gegen die Hoffnung ist das, was unmöglich ist und als unmöglich erscheint;3 aber es wird möglich eben durch die Hoffnung, wenn dem Worte Gottes unbedenklich und zuversichtlich Glauben geschenkt wird; denn so spricht der Herr: „Alles ist S. 69 demjenigen möglich, der glaubt.“4 So „hat denn Abraham Gott geglaubt, und es wurde ihm angerechnet zur Gerechtigkeit.„5 Er war deshalb gerecht, weil er gläubig war; „denn der Gerechte lebt aus dem Glauben.“6 Er war deshalb gläubig, weil er Gott glaubte, Hätte er nicht geglaubt, so hätte er weder gerecht noch Vater der Völker werden können. Es ist also klar, daß das Wesen von Hoffnung und Glaube eines und unlöslich verbunden ist; und wenn beim Menschen irgendein Stück von den beiden Dingen mangelt, ersterben beide.

3. Der Glaube ist nun am meisten unser ureigenster Besitz, Denn so spricht der Herr: „Dein Glaube hat dich gesund gemacht.“7 Und wenn er unser Besitz ist, so müssen wir ihn als solchen bewahren, um so auf Grund Rechtens anderes, was noch nicht unser ist, erhoffen zu können. Es wird ja niemand einem Verschwender sein Vermögen anvertrauen, niemand einem Fahnenflüchtigen die Ehre des Triumphes zuteil werden lassen, besonders da geschrieben steht: „Wer hat, dem wird im Überfluß gegeben werden; wer aber nicht hat, dem wird auch das, was er hat, genommen werden."8 Der Glaube9 war es, Brüder, durch den Henoch es verdiente, daß er gegen das Naturgesetz mit seinem Leib entrückt ward.10 Der Glaube war es, durch den Noe gerettet ward und niemand mehr am Leben traf, mit dem er über das Ereignis der Sintflut hatte sprechen können.11 Der Glaube war es, durch den Abraham zur Freundschaft Gottes kam.12 Der Glaube war es, durch den Isaak unter allen andern hervortrat.13 Der Glaube war es, durch den S. 70 Jakob im Kampf mit Gott zu obsiegen vermochte.14 Der Glaube war es, durch den Joseph Ägypten sich untertänig machte, 15 Der Glaube war es, der für Moses im Roten Meer ein festes Land wie Glas schuf. 16 Der Glaube war es, der, um dem Wunsche von Jesus Nave Gewährung zu schenken, Sonne und Mond mit Außerachtlassung des Maßes ihres regelmäßigen Laufes seine Zügel anlegte.17 Der Glaube war es, der dem waffenlosen David über den bewaffneten Goliath den Siegestriumph verschafft hat.18 Der Glaube war es, der Job inmitten seiner zahlreichen und ungeheuren Leiden nicht der Verzweiflung anheimfallen ließ.19 Der Glaube war es, der für den blinden Tobias zum Arzte wurde.20 Der Glaube war es, der vor Daniel den Rachen der Löwen zuband.21 Der Glaube war es, der für Jonas den Walfisch zum Kahne wandelte.22Der Glaube war es, der allein dem Heer der makkabäischen Brüder den Sieg errang.23Der Glaube war es, der den drei Jünglingen die Feuerflammen zur angenehmen Kühlung brachte.24 Der Glaube war es, der Petrus die Kühnheit einflößte, mit dem Fuß auf dem Meere zu wandeln.25 Der Glaube war es, durch den die Apostel viele von den ansteckenden und grindigen Beulen der fressenden Geschwüre des entstellenden Aussatzes befreiten und ihnen die reine Haut wiedergaben. Der Glaube war es, sage ich, durch den sie den Blinden zu sehen, den Tauben zu hören, den Stummen zu reden, den Lahmen zu gehen, den Gichtbrüchigen den Gebrauch ihrer Glieder wieder aufzunehmen, den Dämonen aus den Besessenen auszufahren, ja selbst den Toten aus ihren Gräbern mitsamt den Leichenzugteilnehmern zurückzukehren geboten, so daß alle sich wunderten, wie die Trä- S. 71 nen, die ob der Verwaisung geweint waren, zu Tränen der Freude wurden»


  1. Vgl. Hebr. 11,1. ↩

  2. Röm. 4,18 ↩

  3. Zu lesen wohl mit Giuliari: Contra spem autem est, quod impossibile est et non videtur. Ob in dem Worte „videtur' eine Anspielung auf Rom. 8, 25 vorliegt, mag fraglich erscheinen. ↩

  4. Mark. 9,22; vgl. Matth. 17,19. ↩

  5. Gen. 15,6; Gal. 3,6; vgl. Röm. 4,9. ↩

  6. Hab. 2,4; Röm. 1,17. ↩

  7. Mark. 10,52. ↩

  8. Matth. 13,12; 25,29; vgl. Mark. 4,25; Luk. 8,18; 19,26. ↩

  9. Für dieses und die folgenden Beispiele vgl. Hebr. 11,5-12. ↩

  10. Gen. 5,24; Sir. 44,16; Hebr. 11,5. ↩

  11. Gen. 6-8; Sir. 44,17; Hebr. 11,7. ↩

  12. Sir. 44, 20-23; Hebr. 11,8-19. ↩

  13. Sir. 44,24; Hebr. 11,9.20. ↩

  14. Gen. 32, 24—30; Hebr. 11, 9. ↩

  15. Gen. 41, 39 ff. ↩

  16. Exod. 14, 21—22; Hebr. 11, 29. „Mare vitreum" vielleicht Anspielung auf Offb. 4, 6; 15, 2. ↩

  17. Jos. 10, 12, 13. ↩

  18. Jos. 10, 12, 13. ↩

  19. Job. 1 ff. ↩

  20. Tob. 11. ↩

  21. Dan. 6, 16—23. ↩

  22. Jon. 2. ↩

  23. 1 Makk. 3ff.; 2 Makk. 8ff. ↩

  24. Dan. 3. ↩

  25. Matth. 14, 28—31. ↩

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