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Works Tertullian (160-220) De fuga in persecutione

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Über das Fliehen in der Verfolgung. (BKV)

6. Cap. Die Matth. 10, 23 gegebene Weisung zu fliehen beschränkt Tertullian auf Judäa und die Personen der Apostel.

Nein, sagt man da, er hat vielmehr, indem er von Stadt zu Stadt floh, eine Vorschrift erfüllt.1 — So nämlich wollte sich einer, der aber selber auch ein Ausreisser war, die Sache zurechtklügeln, und ebenso alle die, welche, wie er, den Sinn jenes Ausspruches des Herrn nicht verstehen wollen, um ihn als Deckmantel für ihre Furchtsamkeit zu gebrauchen, obwohl derselbe doch seine besonderen Personen, Zeiten und Ursachen im Auge hat. „Wenn sie anfangen,“ heisst es, „euch zu verfolgen, so fliehet von Stadt zu Stadt.“ Das, behaupten wir, bezieht sich im eigentlichen Sinne auf die Personen der Apostel, auf ihre Zeiten und ihre Lage, wie die folgenden Aussprüche, die auch nur auf die Apostel passen, beweisen. „Den Weg zu den Heiden nehmt nicht, und eine Stadt der Samariter sollt ihr nicht betreten, sondern geht vielmehr hin zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.“2 Uns dagegen steht der Weg zu den Heiden offen, wir sind auf ihm gefunden worden und wir gehen ihn bis zum Ende, auch ist keine Stadt davon ausgenommen. Daher predigen wir ja auch auf dem ganzen Erdkreise, und die Sorge um Israel ist uns nicht in ausserordentlicher Weise auf die Seele gebunden, sondern nur, insoweit wir allen Völkern predigen sollen. Und wenn wir ergriffen werden, führt man uns nicht in ihre Versammlungen; wir werden auch nicht in ihren Synagogen gegeisselt, sondern jedenfalls vor die römischen Gewalthaber und Gerichtshöfe gestellt.

So also war denn auch für die Lage der Apostel die Vorschrift zu fliehen erforderlich, weil zuerst den verlorenen Schafen des Hauses Israel gepredigt werden musste. Damit also die Predigt bei denen durchgeführt werde, wo es zuerst geschehen musste, so dass erst die Kinder, dann die Hunde das Brot bekämen, gab der Herr ihnen damals auf eine Zeit lang die Vorschrift, zu fliehen, nicht um die eigentlich sogenannte Gefahr der Verfolgung illusorisch zu machen — er sagte ihnen ja voraus, dass sie Verfolgungen leiden würden und lehrte sie, dieselben dulden, — sondern wegen des Fortganges der Verkündigung, damit nicht etwa mit sofortiger Beseitigung ihrer Personen auch die Ausbreitung des Evangeliums unterdrückt würde. Darum sollten sie auch nicht verstohlen in irgend eine Stadt fliehen, sondern wie Leute, welche überall predigen und darum überall Verfolgungen erleiden sollten, so lange bis ihr Lehramt beendigt wäre. „Denn ihr werdet“, sagt er, „mit den Städten Israels nicht zu Ende S. 386 kommen.“3 Also die Vorschrift, zu fliehen, galt nur innerhalb der Grenzen von Judäa. Für uns aber gibt es keine die Predigt auf Judäa beschränkende Vorschrift, da der h. Geist bereits über alles Fleisch ausgegossen ist. Daher bezeugen Paulus und die Apostel selber, eingedenk der Vorschrift des Herrn, vor Israel, das sie schon ganz mit ihrer Lehre erfüllt hatten: „Euch musste zuerst das Wort dargeboten werden, weil ihr es jedoch zurückgestossen und euch des ewigen Lebens nicht für würdig erachtet habt, siehe, so wenden wir uns an die Heiden.“4 Und sich von ihnen abwendend, betraten auch sie, wie schon ihre Vorgänger gelehrt hatten, den Weg zu den Heiden und begaben sich in die Städte der Samariter, auf dass „über die ganze Erde ausgehe ihr Schall und bis an die Grenzen des Erdkreises ihre Stimmen.“5

Wenn folglich das Ausnahmeverbot in betreff des Gehens zu den Heiden und des Betretens der Städte der Samariter erloschen ist, warum sollte nicht auch die zu gleicher Zeit erlassene Vorschrift, zu fliehen, erloschen sein? Denn von dem Zeitpunkt an, wo die Apostel von dem gesättigten Israel weg zu den Heiden hingingen, da flohen sie auch nicht mehr von Stadt zu Stadt und trugen kein Bedenken, zu leiden. Hatte früher doch auch Paulus darein gewilligt, über die Stadtmauern hinweg der Verfolgung zu entkommen, weil dies für jenen Zeitpunkt noch Vorschrift war; gegen Ende seiner dienstlichen Laufbahn aber und nach Ablauf der Geltung jener Vorschrift gab er, obwohl ihn seine Schüler inständig baten, sich nicht nach Jerusalem zu begeben, indem er dort leiden würde, was ihm Agabus prophezeit hatte, ihrer Besorgnis keineswegs nach, sondern sagte im Gegenteil: „Was thut ihr da und weint und setzt mein Herz in Verwirrung? Ich hätte nicht bloss gewünscht, Bande zu dulden, sondern auch zu Jerusalem zu sterben um des Namens des Herrn Jesu Christi willen." Und so sagten alle: „Es geschehe der Wille des Herrn.“6 Was war der Wille des Herrn? Natürlich der, dass er der Verfolgung nicht entfliehe. Sonst hätten sie können den früheren Willen des Herrn hervorheben, dass man fliehen solle, da sie ja von ihm die Verfolgung vermieden wünschten. Da folglich bei den Aposteln selbst die Vorschrift, zu fliehen, nur eine zeitweilige war, wie auch andere Vorschriften, so können die Einräumungen, die der Herr für unsere Lehrmeister gemacht hatte, für uns nicht fortdauern, selbst nicht in dem Falle, dass sie nicht für sie allein gegeben worden wären. Hätte aber der Herr den Fortbestand jenes Gebotes gewollt, so hätten die Apostel gesündigt, weil sie nicht bis zu ihrem Lebensende auf Flucht sannen.


  1. Matth. 10, 23. ↩

  2. Matth. 10, 5, 6. Diese Sentenz geht aber, richtiger gesagt, der obigen vorher. ↩

  3. Matth. 10, 23. ↩

  4. Apostelgesch. 13, 46. ↩

  5. Ps. 18, 4 [hebr.: Ps. 19, 4 f.]. ↩

  6. Apostelgesch. 21, 13. ↩

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De Fuga in Persecutione

VI.

[1] 'Immo', inquit, 'quia praeceptum adimplevit fugiens de civitate in civitatem.' Sic enim voluit quidam, sed et ipse fugitivus, argumentari et qui proinde nolunt intelligere sensum domini illius pronuntiationis, ut eam ad velamentum timiditatis suae utantur, cum et personas suas habuerit et tempora et causas. Cum coeperint, inquit, persequi vos, fugite de civitate in civitatem. [2] Hoc in persona proprie apostolorum et in tempora et in causas eorum pertinere defendimus, sicut subsequentes sensus probabunt, qui nonnisi in apostolos competunt: In viam nationum ne ieritis et in civitatem Samaritanorum ne introieritis, sed ite potius ad oves perditas domus Israelis. [3] Nobis autem et via nationum patet, in qua et inventi sumus et usque in finem incedimus, et nulla civitas excepta est, quo per totum orbem praedicamus; sed nec cura nobis Israelis iniuncta est extra ordinem, nisi qua et omnibus gentibus praedicare debemus; [4] etiam si apprehendamur, non in concilia eorum perducemur nec in synagogis eorum flagellabimur, sed Romanis utique potestatibus et tribunalibus obiciemur. [5] Si igitur et fugae praeceptum apostolorum condicio desiderabat, quoniam primum praedicandum erat ad oves perditas domus Israelis. Ut ergo perciperetur praedicatio, apud quos priores eam perfici oportebat, uti panem ante filii quam canes sumerent, ideo illis fugere tunc ad tempus praecepit, non propter eludendum periculum proprio nomine persecutionis ---- atquin persecutiones eos passuros praedicabat et tolerandas docebat ----, sed propter profectum annuntiationis, ne statim oppressis evangelii quoque disseminatio perimeretur. Neque enim quasi tacite in aliquam civitatem transfugiendum erat, sed quasi ubique annuntiaturis et ex hoc ubique persecutiones subituris, donec replerent doctrinam suam. [6] Denique Non consummabitis, inquit, civitates Israelis; adeo intra terminos Iudaeae praeceptum fugae continebatur. Nobis autem nulla Iudaeae praefinitio competit praedicationis in omnem iam carnem effuso spiritu sancto. [7] Itaque Paulus et apostoli ipsi memores praecepti dominici contestantur illud apud Israel, quem iam doctrina sua impleverant: Vobis oportuit in primis sermonem dei tradi; sed quoniam repulistis eum nec dignos vos aeterna vita existimastis, ecce convertimus nos ad nationes, Atque exinde conversi, ut ipsi antecessores instituerant, et in viam nationum abierunt et in civitates Samaritanorum introierunt, ut in totam scilicet terram exiret sonus eorum et in terminos orbis voces eorum. [8] Si ergo cessavit exceptio viae natiorum et introitus in civitates Samaritanorum, cur non cessaverit et fugae praeceptum pariter emissum? Denique ex quo saturato Israele apostoli in nationes transierunt, nec fugerunt de civitate in civitatem nec pati dubitaverunt. [9] Atquin Paulus, qui se per murum concesserat expediri de persecutione, qua ad hoc tempus erat praecepti, idem iam in clausula officii et in consummatione praecepti discipulis magnopere deprecantibus, ne se Hierosolymam committeret passurus illic, quae Agabus prophetaverat, sollicitudini eorum non subscripsit, sed e contrario: Quid, inquit, facitis lacrimantes et conturbantes cor meum? ego enim non modo vincula pati optaverim, sed etiam mori Hierosolymis pro nomine domini mei Iesu Christi. [10] Atque ita omnes aierunt: Fiat voluntas domini. Quae erat voluntas domini? Utique non fugiendi iam persecutionem. Ceterum poterant et priorem domini voluntatem proposuisse, qua fugere mandaverat, qui illum persecutionem vitasse maluerant. [11] Igitur cum etiam sub apostolis ipsis temporale fuerit fugae praeceptum sicut et reliquorum praescriptorum, non potest apud nos perseverare, quod apud doctores nostros concessavit, etsi non proprie ad illos fuisset emissum; aut, si perseverare illud dominus voluit, deliquerunt apostoli, qui non usque in finem fugere curaverunt.

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