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Works Augustine of Hippo (354-430) Confessiones

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Bekenntnisse

9. Weitere Schilderung der ruhmwürdigen Sitten seiner Mutter.

Sie wurde also keusch und nüchtern erzogen und war mehr durch dich ihren Eltern als durch diese dir untertan. Als sie im Verlaufe der Jahre heiratsfähig geworden war, wurde sie einem Manne übergeben, dem sie wie ihrem Herrn diente. Sie bemühte sich, ihn für dich zu gewinnen, indem sie dich ihm durch ihre Sitten predigte, durch die du sie so schön gemacht hast, daß sie ihrem Manne ehrfürchtige Liebe und Achtung einflößte. Ebenso ertrug sie seine eheliche Untreue, so daß sie niemals deswegen mit ihrem Manne in Streit geriet; hoffte sie doch für ihn zu deiner Barmherzigkeit, daß er, wenn er erst an dich glaubte, auch keusch werden würde. Abgesehen hiervon, war er sonst sehr gutmütig, nur hin und wieder jähzornig. Aber sie wußte, daß man einem jähzornigen Manne nicht sich widersetzen durfte, nicht durch Worte, geschweige denn durch Handlungen. Doch wenn er sich ausgetobt und beruhigt hatte, dann ergriff sie wohl eine günstige Gelegenheit und gab ihm Rechenschaft über ihr Verhalten, wenn er sich zu unüberlegter Handlungsweise hatte hinreißen lassen. Wenn endlich viele Frauen, trotzdem sie sanftere Männer hatten, doch Spuren von Schlägen im entstellten Gesichte S. 203 aufwiesen und im Gespräche mit den Freundinnen ihren Männern Schuld gaben, so gab sie Schuld ihrer Zunge und erinnerte sie, gleichsam scherzend, doch mit ernsten Worten: Seit dem Augenblicke der Vorlesung des Ehekontraktes hätten sie darauf achten müssen, daß sie gewissermaßen Dienerinnen geworden seien; eingedenk ihres Standes hätten sie also nicht gegen ihre Herren übermütig werden sollen. Da nun jene wußten, was sie für einen leidenschaftlichen Mann hatte, und mit Staunen sich erinnerten, daß man noch nie gehört oder auf andere Weise erfahren habe, daß Patricius seine Gattin geschlagen habe oder daß sie auch nur einen Tag sich in häuslichem Streite entfremdet hätten, da fragten sie wohl vertraulich nach der Ursache hiervon; dann belehrte sie Monika über die Art und Weise, die ich oben erwähnt habe. Die ihrem Beispiele folgten und die Probe machten, dankten ihr; die nicht folgten, blieben auch weiterhin schlechter Behandlung unterworfen.

Ihre Schwiegermutter war anfangs durch das Geklatsche böswilliger Mägde gegen sie eingenommen gewesen. Aber durch Zuvorkommenheit, andauernde Geduld und Sanftmut entwaffnete sie ihren Groll, so daß jene von selbst ihrem Sohne die Zwischenträgerinnen, durch die der häusliche Frieden zwischen ihr und der Schwiegertochter gestört wurde, verriet und ihre Bestrafung verlangte. Und als dieser aus Gehorsam gegen die Mutter und besorgt um die Zucht in seinem Hause und die Einigkeit der Seinen die ihm Angegebenen nach dem Willen der Angeberin züchtigte, da stellte die Schwiegermutter auch jeder anderen, die ihr zu Gefallen etwas Böses von der Schwiegertochter erzählen würde, gleiche Belohnung in Aussicht; keine wagte mehr, solches in Zukunft zu tun, und sie lebten fortan in denkbar glücklichster Eintracht miteinander.

Noch eine andere große Gabe hattest du, „mein Gott und meine Barmherzigkeit“1, deiner Dienerin, unter deren Herzen du mich werden ließest, verliehen. Bei allen entzweiten und uneinigen Seelen bewährte sie sich S. 204 in hohem Maße als Friedensstifterin. Auch wenn sie von beiden Seiten die bittersten Schmähungen hörte, wie sie gern hochmütig ergrimmte Zwietracht ausstößt, wenn sich roher Haß der gegenwärtigen Freundin gegenüber in ätzenden Worten über die abwesende Feindin Luft macht, so teilte sie jedesmal der andern doch nur das mit, was imstande war, sie zu versöhnen. Nur als ein kleines Verdienst würde mir dies erscheinen, wenn ich nicht die traurige Erfahrung gemacht hätte, daß unzählige Menschen, von einer weit verbreiteten abscheulichen Sündenpest angesteckt, erzürnten Feinden nicht bloß die Worte erzürnter Feinde hinterbringen, sondern noch hinzudichten, was jene gar nicht gesagt haben. Und doch dürfte sich ein wahrer Menschenfreund gar nicht damit begnügen, Feindschaft unter den Menschen nicht zu erregen oder durch gehässige Reden zu vergrößern, sondern er müßte sich gerade im Gegenteil befleißigen, vorhandene Feindschaft durch freundliches Zureden beizulegen. So tat sie, denn du warst in der inneren Schule des Herzens ihr Lehrmeister.

Schließlich gewann sie noch ihren Gatten gegen Ende seines zeitlichen Lebens für dich, und nun brauchte sie an ihm, der gläubig geworden, nicht mehr zu beklagen, was sie an dem Heiden mit Geduld ertragen hatte. Auch war sie die Dienerin deiner Diener. Wer von ihnen sie kannte, der fand an ihr gar viel zu loben und zu preisen und liebte dich, denn er erkannte an den Früchten, welche ihren heiligen Wandel bezeugten, daß du in ihrem Herzen anwesend seiest. Denn sie war „eines Mannes Weib“2 gewesen, „hatte den Eltern ihre Liebe vergolten“3, „ihr Haus in Frömmigkeit“4 verwaltet und hatte „das Zeugnis ihrer guten Werke“5 in sich. Sie hatte ihre Kinder wohl erzogen und litt jedesmal von neuem die Schmerzen der Geburt, so oft sie sie von deinem Wege abirren sah, Und zuletzt: für S. 205 uns alle, o Herr, die wir nach deinem Gnadengeschenke deine Diener heißen dürfen, die wir schon vor ihrem Heimgange nach dem Empfang deiner Taufgnade in dir lebten, hat sie so gesorgt, als wäre sie unser aller Mutter, und so uns bedient, als wäre sie unser aller Tochter gewesen.


  1. Ps. 58,18. ↩

  2. 1 Tim. 5,9. ↩

  3. 1 Tim. 5,4. ↩

  4. 1 Tim. 5,10. ↩

  5. 1 Tim. 5,10. ↩

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Confessiones (PL)

CAPUT IX. Laudabiles matris suae mores prosequitur.

19. Educata itaque pudice ac sobrie, potiusque te subdita parentibus, quam a parentibus tibi, ubi plenis annis nubilis facta est, tradita viro servivit veluti domino; et sategit eum lucrari tibi, loquens te illi moribus suis, quibus eam pulchram faciebas, et reverenter amabilem atque mirabilem viro. Ita autem toleravit cubilis injurias, ut nullam de hac re cum marito haberet unquam simultatem. Exspectabat enim misericordiam tuam super eum, ut in te credens castificaretur. Erat vero ille praeterea, sicut benevolentia praecipuus, ita ira fervidus. Sed noverat haec non resistere irato viro, non tantum facto, sed ne verbo quidem. Jam vero refracto et quieto, cum opportunum videret, rationem facti sui reddebat, si forte ille inconsideratius commotus fuerat. Denique, cum matronae multae quarum viri mansuetiores erant, plagarum vestigia, etiam dehonestata facie gererent, inter amica colloquia illae arguebant maritorum vitam, haec earum linguam, veluti per jocum graviter admonens, ex quo illas tabulas quae matrimoniales vocantur, recitari audissent, tanquam instrumenta quibus ancillae factae essent, deputare debuisse; proinde memores conditionis, superbire adversus dominos non oportere. Cumque mirarentur illae scientes quam ferocem conjugem sustineret, nunquam fuisse auditum, aut aliquo indicio claruisse, quod Patricius ceciderit uxorem, aut quod a se invicem vel unum diem domestica lite dissenserint, et causam familiariter quaererent; docebat illa institutum suum, quod supra memoravi. [Col. 0773] Quae observabant, expertae gratulabantur; quae non observabant, subjectae vexabantur.

20. Socrum etiam suam primo susurris malarum ancillarum adversus se irritatam, sic vicit obsequiis, perseverans tolerantia et mansuetudine, ut illa ultro filio suo medias linguas famularum proderet, quibus inter se et nurum pax domestica turbabatur, expeteretque vindictam. Itaque posteaquam ille, et matri obtemperans, et curans familiae disciplinam, et concordiae suorum consulens, proditas ad prodentis arbitrium verberibus coercuit; promisit illa talia de se praemia sperare debere, quaecumque de sua nuru sibi, quo placeret, mali aliquid loqueretur: nullaque jam audente, memorabili inter se benevolentiae suavitate vixerunt.

21. Hoc quoque illi bono mancipio tuo, in cujus utero me creasti, Deus meus, misericordia mea, munus grande donaveras, quod inter dissidentes atque discordes quaslibet animas, ubi poterat, tam se praebebat pacificam, ut cum ab utraque multa de invicem audiret amarissima, qualia solet eructare turgens atque indigesta discordia, quando praesenti amicae de absente inimica per acida colloquia cruditas exhalatur odiorum; nihil tamen alteri de altera proderet, nisi quod ad eas reconciliandas valeret. Parvum hoc bonum mihi videretur, nisi turbas innumerabiles tristis experirer, nescio qua horrenda pestilentia peccatorum latissime pervagante, non solum iratorum inimicorum iratis inimicis dicta prodere, sed etiam quae non dicta sunt addere; cum contra homini humano parum esse debeat inimicitias hominum nec excitare nec augere male loquendo, nisi eas etiam exstinguere bene loquendo studuerit; qualis illa erat, docente te magistro intimo in schola pectoris.

22. Denique etiam virum suum jam in extrema vita temporali ejus lucrata est tibi, nec in eo jam fideli planxit quod in nondum fideli toleraverat. Erat etiam serva servorum tuorum. Quisquis eorum noverat eam, multum in ea laudabat et honorabat et diligebat te; quia sentiebat praesentiam tuam in corde ejus, sanctae conversationis fructibus testibus. Fuerat enim unius viri uxor, mutuam vicem parentibus reddiderat, domum suam pie tractaverat, in operibus bonis testimonium habebat. Nutrierat filios, toties eos parturiens, quoties abs te deviare cernebat. Postremo nobis, Domine, omnibus, quia ex munere tuo sinis loqui servis tuis, qui ante dormitionem ejus in te jam consociati vivebamus percepta gratia Baptismi tui, ita curam gessit, quasi omnes genuisset, ita servivit quasi ab omnibus genita fuisset.

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Prolegomena
The Opinion of St. Augustin Concerning His Confessions, as Embodied in His Retractations, II. 6
Translator's Preface - Confessions

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