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Bekenntnisse
34. Sein Verhalten gegenüber den Versuchungen der Augenlust.
Noch bleibt mir übrig, in diesen Bekenntnissen, welche die Ohren deines Tempels, die Ohren brüderlicher Liebe, vernehmen sollen, von der Lust meiner leiblichen Augen zu reden, um dann zu schließen mit den Versuchungen des Fleisches, die mich noch jetzt bedrängen, so daß ich seufze und „danach verlange, mit meinem himmlischen Gezelte überkleidet zu werden“1. Die Augen lieben schöne und mannigfache Formen, glänzende und anmutige Farben. Das soll nicht meine Seele fesseln; fesseln soll sie Gott, der freilich alle diese Dinge „sehr gut“2 geschaffen hat, aber selbst allein mein Gut ist, nicht diese Dinge. Und den ganzen Tag, solange ich wache, fechten mich diese an, und ich habe keine Ruhe vor ihnen, wie ich sie doch mitunter vor den Tönen des Wohllauts, ja wenn Stille eintritt, vor allen habe. Denn die Königin der Farben, das Licht, überströmt alles, was wir schauen, fällt mir, wo immer ich auch tagsüber bin, schmeichelnd auf vielfache Weise in die Augen, wenn ich auch ganz anderes tue und es gar nicht beachte. Es schmeichelt sich aber so stark ein, daß wir es, wenn es plötzlich weggenommen wird, mit Sehnsucht vermissen; bei längerer Abwesenheit gar wird die Seele traurig gestimmt.
O Licht, das Tobias sah, da er mit geschlossenen Augen den Sohn den Weg des Lebens lehrte und ihm mit den Füßen der Liebe voranging, ohne irgendwo anzustoßen-, das Isaak sah, da die Augen seines Leibes vom Alter verfinstert und geschlossen waren, als er gewürdigt ward, seine Söhne, ohne sie zu erkennen, zu S. 255 segnen, aber im Segnen zu erkennen das Jakob sah, da er, gleichfalls vor hohem Alter blind, aus erleuchtetem Herzen die in seinen Söhnen vorausbezeichneten Stämme des künftigen Volkes ausstrahlte und seinen Enkeln, den Söhnen Josephs, die geheimnisvoll kreuzweise verschlungenen Hände auflegte, nicht so, wie ihr Vater es ihm von außen verbesserte, sondern so, wie er es innerlich erkannte. Das ist das wahre Licht; es ist eines, und eins sind alle, die es sehen und lieben. Aber das sinnliche Licht, von dem ich sprach, würzt mit verlockender und gefährlicher Süßigkeit den blinden Liebhabern der Welt ihr Leben. Die aber auch in ihm dich zu loben verstehen, o Gott, du Schöpfer des Alls, nehmen das Licht in den Lobgesang auf dich auf, ohne von ihm im Schlafe hinweggenommen zu werden. So möchte auch ich sein. Ich widerstehe den Verführungen der Augen, damit meine Füße, mit denen ich auf deinem Pfade wandle, sich nicht verwickeln, und ich erhebe meine geistigen Augen zu dir, daß „du meine Füße aus den Schlingen befreiest“3. Gar oft befreist du sie, denn oft verstricken sie sich. Du hörst nicht auf, sie zu befreien, ich aber bleibe oftmals hängen in den Fallstricken, die mir überall gelegt sind; du befreiest mich, denn „der Wächter Israels schläft und schlummert nicht“4.
Durch mannigfache Künste und Handwerke, in Kleidern und Schuhen, in Gefäßen und allerlei Geräten, weiter in Gemälden und verschiedenartigen Gebilden, die den notwendigen und maßvollen Gebrauch und die fromme Bedeutung weit überschreiten, haben die Menschen noch unzählige neue Lockungen für die Augen aufgebracht. Nach außen hängen sie sich an das, was sie schaffen, in ihrem Innern verlassen sie den, der sie geschaffen hat, und zerstören das, wozu sie geschaffen sind. Doch ich, o mein Gott und meine Zier, singe auch um dieser Dinge willen dir Lob und bringe dir, der sich für mich geopfert hat, ein Dankopfer dar. Denn das Schöne, das aus der Seele des Künstlers übergeht in S. 256 das Werk seiner kunstfertigen Hände, stammt von jener Schönheit, die erhaben über die Seelen ist und nach der meine Seele Tag und Nacht seufzet. Aber die, die schöne Werke hervorbringen oder lieb haben, entnehmen von dort den Maßstab der Beurteilung, aber nicht die Richtschnur des Gebrauches. Und doch ist sie darin, sie sehen sie nur nicht, sonst würden sie nicht weiter gehen, sondern „ihre Stärke für dich bewahren“ 5 und sie nicht in erschlaffender Lust vergeuden. Auch ich, der ich dies sage und erkenne, lasse mich oft von diesen Schönheiten verstricken, aber du machst mich frei, o Herr, du machst mich frei, „denn deine Barmherzigkeit ist vor meinen Augen“6. Denn elendiglich werde ich umstrickt, und du errettest mich barmherziglich, bald ohne daß ich etwas merke, weil ich unvermerkt hineingeraten war, bald unter Schmerzen, weil ich mich schon zu fest verstrickt hatte.
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The Confessions of St. Augustin In Thirteen Books
Chapter XXXIV.--Of the Very Dangerous Allurements of the Eyes; On Account of Beauty of Form, God, the Creator, is to Be Praised.
51. There remain the delights of these eyes of my flesh, concerning which to make my confessions in the hearing of the ears of Thy temple, those fraternal and devout ears; and so to conclude the temptations of "the lust of the flesh" 1 which still assail me, groaning and desiring to be clothed upon with my house from heaven. 2 The eyes delight in fair and varied forms, and bright and pleasing colours. Suffer not these to take possession of my soul; let God rather possess it, He who made these things "very good" 3 indeed; yet is He my good, not these. And these move me while awake, during the day; nor is rest from them granted me, as there is from the voices of melody, sometimes, in silence, from them all. For that queen of colours, the light, flooding all that we look upon, wherever I be during the day, gliding past me in manifold forms, doth soothe me when busied about other things, and not noticing it. And so strongly doth it insinuate itself, that if it be suddenly withdrawn it is looked for longingly, and if long absent doth sadden the mind.
52. O Thou Light, which Tobias saw, 4 when, his eyes being closed, he taught his son the way of life; himself going before with the feet of charity, never going astray. Or that which Isaac saw, when his fleshly "eyes were dim, so that he could not see" 5 by reason of old age; it was permitted him, not knowingly to bless his sons, but in blessing them to know them. Or that which Jacob saw, when he too, blind through great age, with an enlightened heart, in the persons of his own sons, threw light upon the races of the future people, presignified in them; and laid his hands, mystically crossed, upon his grandchildren by Joseph, not as their father, looking outwardly, corrected them, but as he himself distinguished them. 6 This is the light, the only one, and all those who see and love it are one. But that corporeal light of which I was speaking seasoneth the life of the world for her blind lovers, with a tempting and fatal sweetness. But they who know how to praise Thee for it, "O God, the world's great Architect," 7 take it up in Thy hymn, and are not taken up with it 8 in their sleep. Such desire I to be. I resist seductions of the eyes, lest my feet with which I advance on Thy way be entangled; and I raise my invisible eyes to Thee, that Thou wouldst be pleased to "pluck my feet out of the net." 9 Thou dost continually pluck them out, for they are ensnared. Thou never ceasest to pluck them out, but I, constantly remain fast in the snares set all around me; because Thou "that keepest Israel shall neither slumber nor sleep." 10
53. What numberless things, made by divers arts and manufactures, both in our apparel, shoes, vessels, and every kind of work, in pictures, too, and sundry images, and these going far beyond necessary and moderate use and holy signification, have men added for the enthralment of the eyes; following outwardly what they make, forsaking inwardly Him by whom they were made, yea, and destroying that which they themselves were made! But I, O my God and my Joy, do hence also sing a hymn unto Thee, and offer a sacrifice of praise unto my Sanctifier, 11 because those beautiful patterns, which through the medium of men's souls are conveyed into their artistic hands, 12 emanate from that Beauty which is above our souls, which my soul sigheth after day and night. But as for the makers and followers of those outward beauties, they from thence derive the way of approving them, but not of using them. 13 And though they see Him not, yet is He there, that they might not go astray, but keep their strength for Thee, 14 and not dissipate it upon delicious lassitudes. And I, though I both say and perceive this, impede my course with such beauties, but Thou dost rescue me, O Lord, Thou dost rescue me; "for Thy loving-kindness is before mine eyes." 15 For I am taken miserably, and Thou rescuest me mercifully; sometimes not perceiving it, in that I had come upon them hesitatingly; at other times with pain, because I was held fast by them.
-
1 John ii. 16. ↩
-
2 Cor. v. 2. ↩
-
Gen. i. 31. ↩
-
Tobit iv. ↩
-
Gen. xxvii. 1. ↩
-
Gen. xlviii. 13-19. ↩
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From the beginning of the hymn of St. Ambrose, part of which is quoted, ix. sec. 32, above. ↩
-
Assumunt eam, in hymno tuo, non absumuntur ab ea. ↩
-
Ps. xxv. 15. ↩
-
Ps. cxxi. 4. ↩
-
Sanctificatori meo, but some mss. have sacreficatori. ↩
-
See xi. sec. 7, and note, below. ↩
-
See note 6, sec. 40, above. ↩
-
Ps. lviii. 10, Vulg. ↩
-
Ps. xxvi. 3. ↩