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Bekenntnisse
9. Es ist ein Unterschied zwischen Sünde und Sünde, zwischen Gottes Gericht und der Menschen Urteil.
Aber neben Schandtaten und Freveln und so vieler anderen Ungerechtigkeit gibt es auch noch die Fehltritte solcher, die in der Heiligung fortschreiten; diese werden von weisen Richtern nach dem Maßstabe der Vollkommenheit zwar getadelt, aber auch mit Rücksicht auf die zu erhoffende gute Ernte wie junge Saat gelobt. Auch sieht manches einer Sünde oder einem Verbrechen ähnlich, ist aber trotzdem keine Sünde, weil es weder gegen dich, den Herrn unsern Gott, noch gegen die Gesellschaftsordnung verstößt, so wenn man sich bei guter Zeit verschafft, was zum Gebrauch des Lebens dient, und die Annahme möglich ist, es geschehe aus Habsucht; oder wenn die verordnete Obrigkeit jemanden in der Absicht, ihn zu bessern, bestraft und dabei die Annahme absichtlicher Schädigung nicht ausgeschlossen ist. Viele Taten also, welche den Menschen tadelnswert erscheinen, werden durch deine Zustimmung gut geheißen, dafür andere, die das Lob der Menschen genießen, durch dein Zeugnis verdammt, da es mit dem äußeren Schein der Handlung oft eine andere Bewandtnis hat als mit der Gesinnung des Handelnden und den uns verborgenen besonderen Zeitumständen. Wenn du also etwas Ungewohntes und Unvorhergesehenes befiehlst, so muß es zweifellos befolgt werden, auch wenn du es früher einmal verboten hast, magst du auch den Grund deines Befehles vorläufig verborgen halten und er dem gesellschaftlichen Brauche einiger Menschen entgegenlaufenden; gerecht ist nur die Gesellschaft, welche dir dient, Selig aber die, die wissen, dass du Gebote gegeben! Denn alles, was deine Diener tun, geschieht entweder zum Heile der Gegenwart oder zur Vorbereitung der Zukunft.
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Confessiones (CSEL)
Caput 9
Sed inter flagitia et facinora et tam multas iniquitates sunt peccata proficientium, quae a bene iudicantibus et vituperantur ex regula perfectionis, et laudantur spe frugis sicut herba segetis. et sunt quaedam similia vel flagitio vel facinori et non sunt peccata, quia nec te offendunt, dominum deum nostrum, nec sociale consortium; cum conciliantur aliqua in usum vitae congrua, et tempori, et incertum est an libidine habendi; aut puniuntur corrigendi studio potestate ordinata, et incertum est an libidine nocendi. multa itaque facta, quae hominibus inprobanda viderentur, testimonio tuo adprobata sunt, et multa laudata ab hominibus te teste damnantur, cum saepe se aliter habet species facti et aliter facientis animus atque articulus occulti temporis. cum vero aliquid tu repente inusitatum et improvisum imperas, etiamsi hoc aliquando vetuisti, quamvis causam imperii tui pro tempore occultes, et quamvis contra pactum sit aliquorum hominum societatis, quis dubitet esse faciendum, quando ea iusta est societas hominum, quae servit tibi? sed beati qui te imperasse sciunt. fiunt enim omnia a servientibus tibi, vel ad exhibendum, quod ad praesens opus est, vel ad futura praenuntianda.