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Confessiones (PL)
CAPUT XVIII. Fiant luminaria, etc. Gen. 1, 14. Quae luminaria dividentia inter diem et noctem.
[Col. 0854]
22. Ita Domine, ita, oro te, oriatur sicuti facis, sicuti das hilaritatem et facultatem; oriatur de terra veritas, et justitia de coelo respiciat 1, et fiant in firmamento luminaria. Frangamus esurienti panem nostrum, et egenum sine tecto inducamus in domum nostram; nudum vestiamus, et domesticos seminis nostri non despiciamus. Quibus in terra natis fructibus, vide quia bonum est; et erumpat temporanea lux nostra 2, et de ista inferiori fruge actionis in delicias contemplationis verbum vitae superius obtinentes, appareamus sicut luminaria in mundo, cohaerentes firmamento Scripturae tuae. Ibi enim nobiscum disputas, ut dividamus inter intelligibilia et sensibilia, tanquam inter diem et noctem, vel inter animas, alias intelligibilibus, alias sensibilibus deditas; ut jam non tu solus in abdito dijudicationis tuae, sicut antequam fieret firmamentum, dividas inter lucem et tenebras, sed etiam spirituales tui in eodem firmamento positi atque distincti, manifestata per orbem gratia tua luceant super terram, et dividant inter diem et noctem, et significent tempora: quia vetera transierunt, ecce facta sunt nova; et quia propior est nostra salus, quam cum credidimus 3; et quia nox praecessit, dies autem appropinquavit; et quia benedicis coronam anni tui 4, mittens operarios in messem tuam 5, in qua seminanda alii laboraverunt, mittens etiam in aliam sementem 6, cujus messis in fine est 7. Ita das vota optanti, et benedicis annos justi; tu autem idem ipse es, et in annis tuis qui non deficiunt 8, horreum praeparas annis transeuntibus. Aeterno quippe consilio, propriis temporibus bona coelestia das super terram.
23. Quoniam quidem alii datur per Spiritum sermo sapientiae, tanquam luminare majus, propter eos qui perspicuae veritatis luce delectantur, tanquam in principio diei; alii autem sermo scientiae secundum eumdem spiritum, tanquam luminare minus; alii fides, alii donatio curationum, alii operationes virtutum, alii prophetia, alii judicatio spirituum, alteri genera linguarum; et haec omnia tanquam stellae. Omnia enim haec operatur unus atque idem Spiritus, dividens propria unicuique prout vult, et faciens apparere sidera in manifestatione ad utilitatem 9. Sermo autem scientiae qua continentur omnia sacramenta, quae variantur temporibus tanquam luna, et caeterae notitiae donorum quae deinceps tanquam stellae commemorata sunt, quantum differunt ab illo candore sapientiae quo gaudet praedictus dies, tantum in principio noctis sunt. His enim sunt necessaria, [Col. 0855] quibus ille prudentissimus servus tuus non potuit loqui quasi spiritualibus, sed quasi carnalibus 10, ille qui sapientiam loquitur inter perfectos 11. Animalis autem homo tanquam parvulus in Christo lactisque potator, donec roboretur ad solidum cibum, et aciem firmet ad solis aspectum, non habeat desertam noctem suam, sed luce lunae stellarumque contentus sit. Haec nobiscum disputas, sapientissime Deus noster, in Libro tuo firmamento tuo; ut discernamus omnia contemplatione mirabili, quamvis adhuc in signis, et in temporibus, et in diebus, et in annis.
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Bekenntnisse
18. Allegorische Deutung von Gen. 1, 14.
Ich bitte dich, o Herr, laß, wie du gewöhnt bist, Freude und freudige Herzen zu schaffen, auch aufgehen „die Wahrheit aus der Erde“ und herabsehen „deine Gerechtigkeit vom Himmel“1, auf daß „Lichter werden am Firmament“2. Laß uns „unser Brot dem Hungrigen“ brechen und den Dürftigen „ohne Obdach in unser Haus“ führen; gib, daß wir den „Nackten“ kleiden und „die Angehörigen unseres Geschlechtes“3 nicht verachten. S. 353 Wenn solche Früchte der Erde entsprießen, siehe, dann ist es gut; dann „mag auch unser zeitliches Licht hervorbrechen“4 und von den geringeren Früchten des tätigen Lebens zu den Wonnen der Betrachtung, die das Wort des höheren Lebens umfassen, sich erheben, dann laß uns erscheinen als „Himmelslichter in der Welt“5 die am Firmamente deiner Schrift innig vereint sind. Denn dort wirst du uns lehren, zwischen Geistigem und Sinnlichem wie zwischen Tag und Nacht zu scheiden, zwischen Seelen, die dem Geistigen, und solchen, die dem Sinnlichen ergeben sind; dann wirst du nicht mehr allein in der Verborgenheit deines Gerichtes wie vor der Entstehung des Firmamentes zwischen Licht und Finsternis scheiden, sondern auch deine geistigen Kinder, die du an dasselbe Firmament gesetzt und geordnet hast, werden deine Gnade über das Erdenrund offenbaren, indem auch „sie über die Erde hinleuchten, zwischen Tag und Nacht unterscheiden und zu Zeichen der Zeit werden“6. Denn sieh, „das Alte ist vergangen und alles neu geworden“7; „unser Heil ist näher, als da wir gläubig wurden“8; „die Nacht ist vorüber, der Tag aber bricht an“9; „du segnest den Umlauf deines Jahres“10, und sendest „Arbeiter in deine Ernte“11, um deren Aussaat „andere sich bemüht haben“12; andere aber sendest du auch in eine andere Aussaat, die erst am Ende der Welt geerntet werden wird. So gewährest du dem Bittenden seine Wünsche und segnest die Jahre des Gerechten; „du aber bist immer derselbe“13, und deine Jahre, die nicht abnehmen, sind die Schatzkammer, wo du unsere vergänglichen Jahre aufbewahrst. Denn nach ewigem Ratschlusse spendest du der Erde die himmlischen Gaben zu ihrer Zeit. „Dem einen wird durch deinen Geist das Wort der Weisheit“14, sozusagen „das größere Licht“15 verliehen um derentwillen, die sich an dem reinen Lichte der Wahrheit S. 354 wie an der Morgenröte erfreuen, „dem anderen dagegen im selben Geiste das Wort der Wissenschaft, sozusagen das kleinere Licht, einem anderen der Glaube, einem anderen die Gabe, Kranke zu heilen, einem anderen die Gabe, Wunder zu wirken, einem anderen die der Weissagung, einem anderen, die Geister zu unterscheiden, einem anderen, in mancherlei Sprachen zu reden“16, und alle diese Gaben gleichen den Sternen. Denn „alles dies wirkt ein und derselbe Geist, der seine Gaben so, wie er will, an die einzelnen verteilt und sie als Sterne uns zum Heile erscheinen und hervortreten läßt“17. Die Sprache der Wissenschaft aber, die alle Geheimnisse umfaßt, die je nach der Zeit wechseln wie der Mond, und die übrigen Gaben, die ich weiterhin mit den Sternen verglich - was sind sie neben jener herrlichen Weisheit, deren sich der verheißene Tag erfreut, anderes als die Dunkelheit einer finsteren Nacht? Sie sind ja für solche nötig, zu denen dein Diener in seiner Weisheit „nicht reden konnte wie zu geistig, sondern wie zu fleischlich Gesinnten“18, er, der „zu Vollkommenen die Sprache der Weisheit“19 redet. „Aber der sinnliche Mensch, der gleichsam in Christus noch ein Kind ist“20 und daher mit Milch sich nähren muß, bis er für kräftigere Speise erstarkt ist und sein Auge den Anblick der Sonne ertragen kann, soll in seiner finsteren Nacht sich nicht verlassen fühlen; doch begnüge er sich mit dem Lichte des Mondes und der Sterne. Dies lehrst du uns, mein Gott, du höchste Weisheit, in deinem Buche, deinem Firmamente, damit wir in wunderbarer Betrachtung alles unterscheiden, wenngleich jetzt nur erst in Zeichen und Zeiten und Tagen und Jahren.