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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Augustine of Hippo (354-430) Ausgewählte Briefe (BKV)
Zweites Buch (Jahre 396—410).
XVIII. (Nr. 31.) An Paulinus und Therasia

4.

Doch möchte ich gern wissen, ob ihr die körperliche Trennung geduldiger und leichter ertraget als wir. Wenn das der Fall ist, so muß ich gestehen, daß mir diese Geistesstärke an euch nicht gefällt, es sei denn, ihr habt weniger Grund, nach uns Verlangen zu tragen, als wir nach euch.Ich wenigstens wäre mit mir nicht zufrieden, wenn ich die Geduld besäße, die Entfernung von S. 89 euch erträglich zu finden; denn dann würde ich ein Wiedersehen mit euch nur lässig betreiben. Was kann aber törichter sein, als etwa aus Stärke gleichgültig zu werden? Wie sehr mich aber die Sorge für die Kirche in Anspruch nimmt, kann eure Liebe daraus entnehmen, daß der ganz heiligmäßige Vater Valerius — wie sehr er euch mit uns grüßt und wie sehr er nach euch Verlangen trägt, werden euch die Brüder berichten —, nicht zufrieden, mich zum Priester geweiht zu haben, mir noch die schwerere Bürde der bischöflichen Würde auflud. Seine große Liebe und das inständige Bitten des Volkes brachten mich zum Glauben, daß es der Wille des Herrn sei, und daher fürchtete ich mich sehr, diese Würde auszuschlagen, besonders da gewisse Beispiele der jüngsten Vergangenheit mir alle Entschuldigungen benahmen1. Zwar ist das Joch Christi an und für sich „sanft und seine Bürde leicht“2; wenn mich aber wegen meiner Herzenshärte und Schwachheit diese Fessel schmerzt, diese Last mich drückt, so würde ich sie doch, wenn eure Gegenwart mich tröstete, unbeschreiblich leichter und erträglicher finden. Ihr aber lebet, wie ich höre, was solche Sorgen anbetrifft, frei und ungehindert3. Deshalb ist es wohl keine Unbescheidenheit, wenn ich euch bitte, anflehe, auffordere, nach Afrika zu kommen, das noch mehr durch den Durst nach solchen Männern als an seiner berühmten Trockenheit4 leidet.


  1. Der heilige Augustinus mag hierbei besonders an das Beispiel seines Lehrers, des heiligen Ambrosius, gedacht haben. ↩

  2. Matth. 11, 30. ↩

  3. Paulinus befand sich damals in Nola, wohin er von Barcelona 393 oder 394 gekommen war; Bischof von Nola wurde er aber erst 409. ↩

  4. Nobilitate siccitatis. ↩

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