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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Augustine of Hippo (354-430) Ausgewählte Briefe (BKV)
Zweites Buch (Jahre 396—410).
XIX. (Nr. 33.) An Proculeianus

5.

Ich bitte dich: Was haben wir mit den alten Zwistigkeiten einer früheren Generation zu schaffen? Es soll genug sein, daß die Wunden, die die Gereiztheit ehrgeiziger Männer unseren Gliedern beigebracht hat, bis jetzt fortbestanden haben; jetzt sind diese Wunden S. 97 vereitert, und wir haben sogar den Schmerz verloren, um dessentwillen man den Arzt zu rufen pflegt. Du siehst, welch große und bedauernswerte Störung in die christlichen Häuser und Familien gedrungen ist. Mann und Weib sind über ihr Bett einig, streiten aber über den Altar Christi. Bei jenem schwören sie sich, miteinander Frieden halten zu wollen, den sie bei diesem nicht haben können. Kinder haben mit ihren Eltern zwar dasselbe Haus, aber nicht dasselbe Gotteshaus; sie wollen die Erbschaft derer antreten, mit denen sie über die Erbschaft Christi zanken. Knechte und Herren zerteilen ihren gemeinsamen Herrn, „der Knechtsgestalt angenommen hat“1, um uns alle durch seine Dienstbarkeit zu befreien. Die Eurigen ehren uns, die Unserigen ehren euch. Die Eurigen beschwören uns bei unserer bischöflichen Krone, bei derselben Krone aber beschwören auch die Unserigen euch. Jedermanns Wort halten wir in Ehren und wollen niemanden beleidigen. Hat uns etwa Christus allein beleidigt, da wir seine Glieder zerfleischen? Die Menschen, die ihre zeitlichen Angelegenheiten mit unserer Hilfe abschließen wollen, nennen uns, falls sie unser bedürfen, Heilige und Gottesdiener, damit sie ihre irdischen Geschäfte beenden: laßt uns also auch einmal das Geschäft unseres und ihres Heiles zum Abschlusse bringen, ein Geschäft, bei dem es sich nicht um Gold und Silber, nicht um Acker und Vieh handelt. Wegen solcher Dinge grüßt man uns täglich geneigten Hauptes, damit wir die üblichen Streitigkeiten unter Menschen beenden; aber über unser Haupt selbst2 besteht ein so schändlicher und verderblicher Zwiespalt. Mögen immerhin die, die uns grüßen, das Haupt vor uns neigen, damit wir Frieden auf Erden zwischen ihnen stiften; unser Haupt hat sich vom Himmel bis zum Kreuz herabgeneigt, und doch haben wir keine Eintracht in ihm.


  1. Phil. 2. 7. ↩

  2. Nämlich Christus. ↩

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