4.
Die Tochter eines Kirchengutspächters war bei uns Katechumene, wurde aber von den Donatisten gegen den Willen ihrer Eltern verleitet, sich bei ihnen taufen zu lassen und auch den Schleier der gottgeweihten Jungfrauen anzulegen. Als sie nun der Vater mit Strenge S. 106 zur katholischen Kirchengemeinschaft zurückbringen wollte, weigerte ich mich, dieses verdorbene Weib anzunehmen, wenn es nicht selbst wollte und unbeeinflußt das Bessere erwählte. Er versuchte zwar, die Einwilligung seiner Tochter mit Schlägen herbeizuführen, doch verbot ich ihm dies sogleich. Als ich jedoch durch Spanium ging, stand der dortige Priester auf dem Grund und Boden einer achtungswerten katholischen Frau und schrie uns aufs unverschämteste nach, wir seien Traditoren1 und Verfolger. Die gleiche Beschimpfung fügte er auch der Frau zu, auf deren Grund er stand, weil sie zu unserer Kirchengemeinschaft gehört. Als ich dieses Geschrei hörte, enthielt ich mich nicht nur selbst jedes Streites, sondern besänftigte auch die mich begleitende Menschenmenge. Und doch, wenn ich sage: „Man untersuche, wer Traditor und Verfolger ist oder gewesen ist“, so antwortet man mir: „Wir wollen nicht untersuchen, wir wollen wiedertaufen. Wir wollen wie Wölfe eure Schafe mit heimlichem Bisse zerfleischen, ihr aber schweiget, wenn ihr gute Hirten seid.“ Oder meint Proculeianus wirklich etwas anderes, wenn es wirklich er selbst ist, der mir sagen ließ: „Wenn du ein Christ bist, so überlasse dies dem Urteile Gottes, wenn wir es nicht tun sollten; du schweige!“ Jener Priester hat auch gewagt, einen Landmann zu bedrohen, der Pächter eines kirchlichen Grundstückes ist.
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Traditores wurden von den Donatisten die katholisohen Bischofe genannt, weil sie nach ihrer Angabe von den Bischöfen geweiht seien, die in der Verfolgung des Diokletian die kirchlichen Gerätschaften den Heiden ausgeliefert hätten. Deshalb hielten sie die katholischen Bischofe für ungültig geweiht. ↩