XII. 27.
Was nun den Tag des Sabbats betrifft, so ist die Sache von geringerer Bedeutung, weil sowohl die römische Kirche als auch einige andere Kirchen, wenn auch nur wenige, in größerer oder geringerer Entfernung von ihr an diesem Tage fasten. Am Sonntag aber zu fasten ist ein großes Ärgernis, besonders nachdem die verabscheuungswürdige, dem katholischen Glauben und der Heiligen Schrift offen widersprechende Irrlehre der Manichäer aufgekommen ist, die ihren Anhängern den Sonntag gleichsam als den vorgeschriebenen Tag für das Fasten bezeichnet hat. Deshalb hält man das Fasten am Sonntag für eine große Abscheulichkeit, außer es ist jemand imstande, sein Fasten ohne Unterbrechung über S. 131 eine Woche auszudehnen, so daß er sich, soweit es ihm möglich ist, dem vierzigtägigen Fasten nähert, wie es ja bekanntlich einige getan haben. Ja es ist uns von sehr glaubwürdigen Brüdern versichert worden, daß es jemand bis zur vollen Zahl von vierzig Tagen gebracht hat. Wie aber zur Zeit der Altväter Moses und Elias nicht gegen die Mahlzeiten am Sabbate eingeschritten sind, obwohl sie selbst vierzig Tage fasteten, so wählt sich, wer über sieben Tage zu fasten vermag, keineswegs den Sonntag zum Fasten aus, sondern er findet ihn unter den vielen Tagen, während deren er nach seinem Gelübde fasten wollte. Wenn jedoch auch ein fortgesetztes Fasten im Laufe der Woche beendigt werden soll, so geschieht dies an keinem Tage passender als am Sonntag. Wenn aber erst nach dem Sonntag wieder Speise genommen werden will, so wird nicht gerade der Sonntag zum Fasten ausgewählt, sondern man trifft ihn eben unter der Zahl der Tage, die man im Fasten zuzubringen gelobt hatte.