31.
Hierauf folgt der Sabbat, an dem der Leib des Herrn im Grabe ruhte, wie im Anfang der Welt Gott „an diesem Tage von seinen Werken ausgeruht hat“1. Hier entstand nun jene Mannigfaltigkeit am Gewande der Königin, daß einige Völker, besonders im Morgenlande, es vorzogen, an diesem Tage das Fasten zu unterlassen, um dadurch sich der Ruhe des Herrn zu erinnern, andere aber, wie die römische Kirche und einige Kirchen im Abendlande, es vorzogen, an diesem Tage zu fasten, weil sich der Herr im Tode erniedrigt hat. Einmal im Jahre freilich, nämlich zu Ostern, halten alle Christen, auch die, die sonst das ganze Jahr hindurch am Sabbat ein Mittagsmahl einnehmen, am siebenten Wochentage das Fasten, zur Erinnerung an die Trauer, mit der die Jünger den Tod des Herrn, da sie seiner beraubt waren, beklagten; man will hierdurch beides andeuten, am Jahrestag die Trauer der Jünger, an den übrigen Sabbaten aber die erlangte Ruhe. Zwei Dinge sind es ja, die uns Hoffnung geben auf das Glück der Gerechten und auf das Ende alles Elendes, nämlich der Tod und die Auferstehung der Toten. Im Tode findet man die Ruhe, von der der Prophet sagt: „Mein Volk, gehe in deine Hütte, um dich ein wenig zu verbergen, bis der Zorn des Herrn vorübergeht“2. Bei der Auferstehung aber ist im ganzen Menschen, das ist im Fleische und im Geiste, vollkommene Glückseligkeit. So kam es, daß man der Ansicht war, es müsse beides nicht durch mühseliges Fasten, sondern vielmehr durch freudige Erquickung ausgedrückt werden, ausgenommen allein am Ostersabbate, an dem, wie bemerkt, die Trauer der Jünger im S. 136 Hinblick auf die geschichtliche Tatsache durch längeres Fasten anzudeuten war.