6.
Da brachte er ein Buch herbei, aus dem er beweisen wollte, daß das Konzil von Sardika1 an die afrikanischen Bischöfe von der Gemeinschaft des Donatus S. 180 Briefe gerichtet habe. Es wurden uns Schriftstücke vorgelesen, und ich hörte den Namen Donatus unter den Namen anderer Bischöfe, an die das Schreiben gerichtet war. Ich verlangte also eine Erklärung darüber, ob das jener Donatus selbst sei, von dem sie ihren Namen haben; denn es sei möglich, daß das Konzil an einen anderen Donatus, einen Bischof der anderen Partei geschrieben habe, besonders da bei jenen Namen Afrika gar nicht erwähnt werde. Wie könne er also beweisen, daß der hier genannte Donatus ein Bischof von der Partei des Donatus sei, da er nicht einmal den Nachweis liefern könne, daß jener Brief im besonderen an die Bischöfe Afrikas gerichtet gewesen sei? Zwar komme der Name Donatus vorzüglich in Afrika vor, doch sei es durchaus möglich, daß auch in anderen Ländern jemand einen afrikanischen Namen trage oder daß ein Afrikaner in jenen Ländern als Bischof aufgestellt werde. Auch fanden wir in dem Briefe weder ein Tagesdatum noch ein Konsulsjahr, so daß man aus der Zeitangabe auf etwas Bestimmtes hätte schließen können. Doch hatte ich einmal gehört, daß die Arianer nach ihrer Trennung von der katholischen Kirchengemeinschaft sich mit den Donatisten zu vereinigen gesucht; und mein Bruder Alypius2 flüsterte mir dies ins Ohr. Ich nahm hierauf das Buch zur Hand, und als mein Auge auf die Verordnungen jenes Konzils fiel, las ich, daß Athanasius, der katholische Bischof von Alexandria, der als schärfster Feind und Bekämpfer der Arianer berühmt ist, sowie der römische Bischof Julius3, der doch auch katholisch ist4, auf jenem Konzil zu Sardika verurteilt worden sind. Sofort war es uns klar, daß dies das arianische Konzil war, dem jene katholischen Bischöfe sich aufs entschiedenste widersetzten. Zur genaueren Untersuchung wegen der Abfassungszeit hätte ich gern das Buch gehabt und mitgenommen; aber dies gab er nicht zu, sondern sagte, es stehe uns hier zu Gebote, wenn wir S. 181 etwas aus ihm ersehen wollten. Ich bat ihn auch um die Erlaubnis, dem Buche ein Zeichen von meiner Hand beizufügen, da ich, offen gestanden, die Besorgnis hegte, man könnte mir, wenn ich es erforderlichen Falles verlangen müßte, an seiner Statt ein anderes bieten; allein auch dies gab er nicht zu.
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Ende 343. Ungefähr 200 Bischöfe waren zusammengekommen, aber die arianische Minorität unter Eusebius von Nikomedien trennte sich sofort und hielt im nahen Philippopolis ein eigenes Conciliabulum. ↩
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Dieser war also mitanwesend. ↩
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Julius I. 337- 352. ↩
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nihilominus catholicum — eine gewisse Ironie über die Verurteilung des Papstes ist in diesem Ausdruck nicht zu verkennen. ↩