5.
Doch die Schlußbemerkungen deines Briefes lese ich, an sie denke ich mit Seufzen und großer Sehnsucht. „Möchten wir doch“, sagst du, „deiner Umarmung würdig sein, könnten wir doch im Gespräche mit dir so manches lehren oder lernen!“ Ich entgegne hierauf: „Möchten wir doch wenigstens in benachbarten Ländern wohnen, damit, wenn auch Gespräche unmöglich sind, doch der Briefwechsel häufiger sein könnte!“ So aber sind wir durch große Entfernungen leiblich voneinander getrennt; erinnere ich mich doch, daß ich als junger Mann dir über jene Worte des Apostels an die Galater geschrieben habe, aber noch jetzt als alter Mann keine Antwort habe erlangen können. So kamen auch, ich weiß nicht durch was für eine Gelegenheit, Abschriften meines Briefes schneller an dich als der Brief selbst, dessen Absendung ich besorgte. Denn der Mann, der ihn in Empfang nahm, hat ihn weder dir übergeben noch mir zurückgebracht. In deinen Briefen aber, soweit sie in meine Hände gelangen konnten, findet sich so viel Bedeutsames, daß ich keinen lebhafteren Wunsch mehr kenne, als an deiner Seite zu weilen. Da mir nun dieses versagt ist, so gehe ich mit dem Gedanken um, einen meiner Söhne, die ich im Herrn heranzubilden habe, zu dir zu schicken. Denn eine solche Kenntnis der Heiligen Schrift, wie ich sie an dir beobachte, besitze ich nicht noch könnte ich sie jetzt schon besitzen. Und wenn ich in dieser Hinsicht etwas zu leisten vermag, so teile ich S. 268 es völlig dem gläubigen Volke mit. Sorgfältiger aber mich den Studien hinzugeben, wie es wohl die Rücksicht auf den Unterricht des Volkes erfordert, ist mir wegen der kirchlichen Angelegenheiten unmöglich.