5.
Du meinst, man dürfe niemanden zur Gerechtigkeit zwingen, obwohl du liest, daß der Hausvater zu seinen Knechten gesagt hat: „Alle, die ihr findet, zwinget einzutreten“1, und obwohl du liest, daß auch Saulus, der spätere Paulus, unter dem Zwange einer gewaltsamen Einwirkung Christi zur Erkenntnis und Annahme der Wahrheit gebracht worden ist2; denn du kannst nicht glauben, daß den Menschen das Geld oder irgendein Besitz lieber ist als das Augenlicht3. Von der Himmelsstimme zu Boden geschleudert, erlangte er das plötzlich verlorene Augenlicht nicht eher wieder, als bis er der heiligen Kirche einverleibt wurde. Du meinst, man dürfe dem Menschen keine Gewalt antun, um ihn von einem verderblichen Irrtume zu befreien, während du doch an den unzweideutigsten Beispielen siehst, daß Gott, der uns durch seine Liebe den allergrößten Nutzen verschafft, dieses tut, und das Wort Christi vernimmst: „Niemand kommt zu mir, es sei denn, der Vater zieht ihn“4. Dies geschieht in den Herzen aller, die sich aus Furcht vor dem Zorne Gottes zu ihm bekehren. Auch dürftest du wissen, daß bisweilen Diebe Futter streuen, um das Vieh auf die Seite zu locken, während der Hirte bisweilen mit der Geißel das verirrte Vieh wieder zur Herde zurücktreibt.
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Luk. 14, 21—23. ↩
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Apg. 9, 3 — 18. ↩
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Die kaiserliche Regierung suchte die Donatisten durch Vermögenskonfiskationen zur Annahme des katholischen Glaubens zu bringen. Augustinus entschuldigt dies mit dem Hinweise, daß Christus den Paulus durch Verlust des Augenlichtes, das wertvoller als alles Geld sei, zur Annahme des Glaubens gezwungen habe. ↩
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Joh. 6, 44. ↩