II. (Nr. 130.) An Proba
Geschrieben im Jahre 412.
Der Bischof Augustinus, Diener Christi und der Knechte Christi, grüßt Proba1, die fromme Dienerin Gottes, in dem Herrn der Herren.
Inhalt.
Augustinus wünscht der Adressatin Glück, daß sie, von der Fülle äußerer Gnaden überhäuft, doch Verlangen S. 495 nach einer Unterweisung über das Gebet empfinde. Beim Gebete komme es vor allem auf die Person des Betenden, d. h. auf seinen Seelenzustand an: er müsse sich als hilfsbedürftig und verlassen erkennen. Sodann komme es an auf den Gegenstand des Gebetes; dieser sei Gott, sein Reich und seine Gnade. Von irdischen Dingen solle man nur um das Notwendige bitten, besonders um Gesundheit und ausreichendes Auskommen. Man solle allzeit beten durch das beständige Verlangen nach Gott und seinen Gütern und durch die sogenannten Pfeilgebete. Augustinus gibt sodann eine kurze Erklärung des „Vaterunser“ und der Tatsache, daß so manches Gebet unerhört zu bleiben scheine.
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Anicia Faltonia Proba, Witwe des Sextus Petronius Probus, entstammte einer römischen Familie von großem Reichtum und edler Abstammung. Drei ihrer Söhne erlangten das Konsulat, zwei zusammen 395, der dritte 406. Als Rom 410 von Alarich genommen wurde, waren Proba und ihre Familie in der Stadt und entgingen nur mit Mühe Gewalttaten während der sechs Tage, während deren die Goten die Stadt plünderten. Um diese Zeit starb einer ihrer Söhne, und bald nach diesem traurigen Ereignisse entschloß sie sich, Rom zu verlassen. Sie veräußerte ihre umfangreichen Besitztümer und schiffte nach Afrika, begleitet von ihrer Schwiegertochter Juliana, der Witwe von Anicius Hermogenianus Olybrius, und Demetrias, Julianas Tochter, die 413 den Schleier nahmen und dadurch einen gewaltigen Eindruck in der kirchlichen Welt erregten. Ein beträchtliches Gefolge von Witwen und jüngeren Frauen suchte Schutz in ihrem Schutzgebiete und begleitete die vornehmen Flüchtlinge nach Karthago. Um sich den Schutz des Heraclianus, des Statthalters von Afrika, zu sichern, bezahlte sie eine beträchtliche Summe und erhielt die Erlaubnis, sich mit ihrem Gefolge frommer Frauen in Karthago niederzulassen. Ihre Frömmigkeit führte sie dazu, die Freundschaft und den Rat des hl. Augustinus zu suchen. ↩