II. 3.
Aus Liebe zu diesem wahren Leben mußt du dich also in dieser Welt als trostlos betrachten, so groß auch der Wohlstand sein mag, in dem du dich befindest. Denn wie nur jenes Leben das wahre ist, in Vergleich mit dem das so vielfach geliebte, so angenehm und langdauernd S. 497 es auch sein mag, nicht einmal den Namen des Lebens verdient, so ist auch jener Trost der wahre, den der Herr durch den Propheten mit den Worten verheißt: „Ich werde ihnen wahren Trost geben, Frieden über Frieden“1. Ohne diesen Trost wird in allen irdischen Tröstungen mehr Trostlosigkeit als Stärkung gefunden. Denn welchen Trost bringen Reichtum, hohe Ehrenstellen und andere derartige Dinge, durch die die Sterblichen, die des wahren Glückes entbehren, sich für glücklich halten, da es doch besser ist, ihrer nicht zu bedürfen, als einen Vorrang zu besitzen? Und hat man sie erlangt, quält dann nicht die Furcht, sie zu verlieren, noch mehr als die Begierde, sie zu erlangen, quälte, so lange man sie noch nicht besaß? Durch solche Güter werden die Menschen nicht gut; nur wenn sie auf eine andere Weise gut geworden sind, so bewirken sie durch rechten Gebrauch dieser Dinge, daß auch sie gut werden. In diesen Dingen liegt also kein wahrer Trost, sondern vielmehr da, wo das wahre Leben ist. Denn der Mensch muß eben dadurch glückselig werden, wodurch er gut wird.
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Is. 57, 18 und 19 (nach der Septuaginta). ↩