X. (Nr. 155.) An Macedonius
Geschrieben im Jahre 414.
Augustinus, Bischof und Diener Christi, grüßt samt seinen Brüdern seinen geliebten Sohn Macedonius im Herrn.
Inhalt.
Der Adressat hatte den vorstehenden Brief Augustins mit Dank und Freude angenommen, wie aus dem Briefe 154 hervorgeht. Auch bekannte er sich als eifrigen Leser der damals bereits erschienenen drei ersten Bücher von Augustins Werk über den Gottesstaat. Augustinus zeigt nun im vorliegenden Briefe, wie töricht es ist, wenn die heidnischen Philosophen die Glückseligkeit schon in diesem Leben, und zwar aus eigener Kraft erlangen zu können glaubten; er weist nach, daß dies nur durch Gottes Gnade und durch Tugend, vollkommen aber erst im anderen Leben geschehen könne. Dies sei die wahre Weisheit, die nicht bloß für den einzelnen, sondern auch für den Staat gelte; dessen Lenker dürften sich deshalb nicht damit begnügen, für das irdische Wohl der Staatsangehörigen Sorge zu tragen, sondern müßten dabei vor allem deren ewiges Wohl im Auge haben. Der Heilige spricht von den vier Kardinaltugenden, die in der Liebe eins seien und nur in dieser Vereinigung im Himmel fortdauerten. Die Berufung am Schluß auf ein von dem Adressaten an die Donatisten erlassenes Edikt zeigt, daß er Prokonsul von Afrika gewesen und die Tätigkeit des hingerichteten Marcellinus (s. Brief 151) auf kaiserlichen Befehl fortgesetzt hat.