6.
Man muß ihn geradezu fragen, ob man nach seiner Ansicht zum Herrn beten müsse, damit man nicht sündige. Sollte dies nicht seine Ansicht sein, so möge man ihm vorlesen, was der Apostel sagt: „Wir beten aber zum Herrn, daß ihr nicht Böses tuet“1. Ist dies aber seine Ansicht, so möge er sich offen zu der Gnade bekennen, die uns beisteht, damit er nicht eine große Sünde begehe. Denn durch diese Gnade Gottes werden in unserem Herrn Jesus Christus alle gerettet, die überhaupt gerettet werden, und ohne sie kann niemand auf irgendeine andere Weise gerettet werden. Deshalb steht geschrieben: „Wie alle in Adam sterben, so werden auch alle in Christus lebendig gemacht werden“2, nicht als ob niemand verdammt würde, sondern weil niemand auf andere Art gerettet werden wird. Denn wie man nur durch Adam der Sohn eines Menschen wird, so wird man nur durch Christus ein Kind Gottes. Alle können also nur durch Adam Menschenkinder werden, und keines aus diesen kann anders als durch Christus ein Kind Gottes werden. Auch darüber muß er seine Meinung deutlich zu erkennen geben, ob auch die kleinen Kinder, deren Wille sich noch nicht für oder gegen die Gerechtigkeit zu entscheiden vermag, doch durch die Gnade Christi gerettet werden müssen wegen des einen Menschen, durch den „die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod, so daß der Tod auf alle übergegangen ist, weil alle in ihm gesündigt haben“3. Er soll sich erklären, ob nach seiner Meinung das Blut Christi auch für sie geflossen ist wegen der Erbsünde, da es zur Vergebung der Sünden geflossen ist. Hinsichtlich dieser Punkte möchten wir vor allem von ihm wissen, was er glaubt, was er festhält, was er unbezweifelt bekennt und erklärt; hinsichtlich anderer Punkte, die ihm zum Vorwurfe gemacht werden, kann man ihn leichter ertragen, bis er zu besserer Einsicht kommt, obwohl man ihn auch in diesen des Irrtums überweisen könnte. S. 627