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Vier Bücher über die christliche Lehre (BKV)
11. Kapitel: Grundvoraussetzung zum Verständnis dunkler Stellen in der Heiligen Schrift ist die Kenntnis vor allem des Hebräischen und Griechischen
16. Gegen die Unkenntnis eigentlicher Zeichen bietet die Sprachkenntnis ein großes Heilmittel. Lateinisch sprechende Leute, die wir jetzt belehren wollen, haben zum Verständnis der Heiligen Schrift zwei fremde Sprachen nötig, nämlich das Hebräische und das Griechische: sie müssen nämlich auf die in der Ursprache hergestellten Abschriften zurückgreifen können, wenn die zahllosen Verschiedenheiten der lateinischen Übersetzungen einen Zweifel verursachen. Allerdings finden wir auch in unseren (lateinischen) Büchern nicht selten nicht übersetzte hebräische Wörter, wie z. B. Amen, Alleluja, Rakka, Hosanna u. dgl. Ein Teil von ihnen wurde, obgleich sie hätten übersetzt werden können, wegen ihres ehrfurchtgebietenden Ansehens in der Ursprache beibehalten, wie z. B. Amen und Alleluja, ein anderer Teil dieser Wörter soll in eine andere Sprache gar nicht übersetzt werden können, wie die zwei anderen noch angeführten Wörter. Es gibt nämlich in gewissen Sprachen einige Wörter, die auf dem S. 62Wege der Übersetzung nicht in den Gebrauch einer anderen Sprache übergehen können. Das ist hauptsächlich bei den Interjektionen der Fall, die eher eine gewisse Gemütsbewegung andeuten, als daß sie einen bestimmt gefaßten Gedanken auch nur teilweise ausdrücken. Zu dieser Art von Wörtern sollen auch die zwei noch genannten Ausdrücke gehören: denn man sagt, Rakka sei ein Ausruf, wenn der Mensch zürnt, Hosanna ein Ausruf, wenn der Mensch frohlockt. Aber nicht wegen dieser paar Wörter, die man sich ja sehr leicht merken und nach ihrer Bedeutung erfragen kann, ist die Kenntnis dieser Sprachen notwendig, sondern wegen der, wie gesagt, vorhandenen Abweichungen in den Übersetzungen. Diejenigen Männer nämlich, welche die heiligen Schriften aus dem Hebräischen ins Griechische übersetzten, lassen sich zählen, die lateinischen aber auf keinen Fall. So wie einem in der ersten Zeit des (christlichen) Glaubens eine griechische Handschrift in die Hände kam, wagte er sich an die Übersetzung, wenn er auch nur ein kleines Maß von Fertigkeit in diesen beiden Sprachen zu besitzen glaubte.
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De doctrina Christiana
CAPUT XI.-- Ut ignorantia signorum tollatur, necessaria est linguarum cognitio, ac praesertim graecae et hebraeae.
16. Contra ignota signa propria magnum remedium est linguarum cognitio. Et latinae quidem linguae homines, quos nunc instruendos suscepimus, duabus aliis ad Scripturarum divinarum cognitionem opus habent, hebraea scilicet et graeca; ut ad exemplaria praecedentia recurratur, si quam dubitationem attulerit latinorum interpretum infinita varietas. Quanquam et hebraea verba non interpretata saepe inveniamus in libris, sicut Amen, et Alleluia, et Racha, et Hosanna, et si qua sunt alia: quorum partim propter sanctiorem auctoritatem, quamvis interpretari potuissent, servata est antiquitas, sicut est Amen, et Alleluia; partim vero in aliam linguam transferri non potuisse dicuntur, sicut alia duo quae posuimus. Sunt enim quaedam verba certarum linguarum, quae in usum alterius [P. 0043] linguae per interpretationem transire non possint. Et hoc maxime interjectionibus accidit, quae verba motum animi significant potius, quam sententiae conceptae ullam particulam; nam et haec duo talia esse perhibentur: dicunt enim Racha indignantis esse vocem, Hosanna laetantis. Sed non propter haec pauca, quae notare atque interrogare facillimum est, sed propter diversitates, ut dictum est, interpretum, illarum linguarum est cognitio necessaria. Qui enim Scripturas ex hebraea lingua in graecam verterunt, numerari possunt; latini autem interpretes nullo modo. Ut enim cuique primis fidei temporibus in manus venit codex graecus, et aliquantulum facultatis sibi utriusque linguae habere videbatur, ausus est interpretari,