Translation
Hide
Vier Bücher über die christliche Lehre (BKV)
25. Kapitel: Einteilung der nicht abergläubischen menschlichen Dinge in solche, die überflüssig, und in solche, die zweckmäßig und notwendig sind
38. Nachdem wir nun diese (abergläubischen) Zeichen aus dem Herzen der Christen geschnitten und mit der Wurzel ausgerissen haben, müssen wir jetzt auch auf die nicht abergläubischen menschlichen Einrichtungen unser Augenmerk richten, das heißt auf jene, die nicht mit Dämonen, sondern mit den Menschen selbst getroffen worden sind. Denn alles, was unter den Menschen nur deshalb Geltung hat, weil sie sich darüber verständigt haben, beruht auf menschlichen Einrichtungen. Diese menschlichen Einrichtungen nun sind zum Teil überflüssig und entbehrlich, teils aber auch zweckmäßig und notwendig. Würden z. B. jene Zeichen, welche die Gaukler beim Tanze geben, schon von Natur aus und nicht erst durch menschliche Einrichtung und Übereinkunft ihre bestimmte Bedeutung haben, dann hätte in alten Zeiten beim Tanz eines Pantomimen kein Herold den Karthagern lange verkündigen müssen, was der Tänzer eigentlich verstanden wissen wollte. An solche Erklärungen (durch den Herold) können sich noch viele alte Leute erinnern, aus deren Erzählungen ich solche Dinge zu schöpfen pflege. Dies ist auch deshalb ganz gut glaublich, weil noch heute ein in solchen Possen unerfahrener Mann beim Besuch eines Theaters mit gespannter Aufmerksamkeit zuschauen kann, ohne etwas davon zu haben, wenn ihm nicht jemand anderer die Bedeutung der Bewegungen erklärt. Es suchen aber alle nach einer Bezeichnung, bei der sich der bezeichnende Ausdruck und das zu bezeichnende Ding tunlichst ähnlich sind. Weil aber ein Ding einem anderen in S. 86vielfacher Beziehung ähnlich sein kann, so haben solche Zeichen unter Menschen keine allgemeine Geltung, sofern man sich darüber nicht eigens verständigt.
39. Was nun Gemälde, Statuen und die anderen nachbildenden Werke, zumal von wirklichen Meistern betrifft, so befindet sich niemand im Irrtum, wenn er aus der Ähnlichkeit des Bildes die diesem Bild ähnlichen Dinge erkennen will. Diese ganze Gruppe von Gegenständen gehört zu den überflüssigen Einrichtungen der Menschen, höchstens daß das Objekt, die Veranlassung, der Ort, die Zeit oder der Schöpfer eines solchen Werkes einen Unterschied ausmacht. — Endlich sind auch die tausenderlei dichterischen Schöpfungen, an deren Erfindung sich die Menschen ergötzen, nur menschliche Einrichtungen; und gerade auf die falschen und lügenhaften darunter darf der Mensch am allermeisten sein ursprüngliches Eigentumsrecht geltend machen. — Zweckmäßige und notwendige Einrichtungen im Verkehr der Menschen untereinander sind jedoch alle Unterschiede in Kleidung und Körperhaltung, die man zur Unterscheidung des Geschlechtes und des Ranges braucht. Dazu gehören dann die zahllosen Arten von Bezeichnungen, ohne welche die menschliche Gesellschaft gar nicht oder wenigstens nicht so zweckmäßig bestände. Hierher gehört sodann auch alles, was jeder Staat und jedes Volk bezüglich des Gewichtes und des Maßes, der Prägung und Währung des Geldes Eigentümliches hat u. dgl. Wären dies nicht menschliche Einrichtungen, dann wären sie nicht bei verschiedenen Völkern verschieden, auch könnten sie nicht bei den verschiedenen Völkern nach Belieben der Fürsten verändert werden.
Edition
Hide
De doctrina Christiana
CAPUT XXV.-- In institutis humanis non superstitiosis quaedam superflua, quaedam commoda et necessaria.
38. Quibus amputatis atque eradicatis ab animo christiano, deinceps videndae sunt institutiones hominum non superstitiosae, id est, non cum daemonibus, sed cum ipsis hominibus institutae. Namque omnia quae ideo valent inter homines, quia placuit inter eos ut valeant, instituta hominum sunt: quorum partim superflua luxuriosaque instituta sunt, partim commoda et necessaria. Illa enim signa quae saltando faciunt histriones, si natura, non instituto et consensione hominum valerent; non primis temporibus, saltante pantomimo, praeco pronuntiaret populis Carthaginis quid saltator vellet intelligi. Quod adhuc multi meminerunt senes, quorum relatu haec solemus audire. Quod ideo credendum est, quia nunc quoque si quis theatrum talium nugarum imperitus intraverit, nisi ei dicatur ab altero quid illi motus significent, frustra totus intentus est. Appetunt tamen omnes quamdam similitudinem in significando, ut ipsa signa, in quantum possunt, rebus quae significantur similia sint. Sed quia multis modis simile aliquid alicui potest esse, non constant talia signa inter homines, nisi consensus accedat.
39. In picturis vero et statuis, caeterisque hujusmodi simulatis operibus, maxime peritorum artificum, nemo errat cum similia viderit, ut agnoscat quibus sint rebus similia. Et hoc totum genus inter superflua hominum instituta numerandum est, nisi cum interest quid eorum, qua de causa, et ubi, et quando, et cujus auctoritate fiat. Millia denique fictarum fabularum et falsitatum, quarum mendaciis homines delectantur, humana instituta sunt. Et nulla magis hominum propria, quae a seipsis habent, existimanda sunt, quam quaeque falsa atque mendacia. Commoda vero et necessaria [P. 0055] hominum cum hominibus instituta sunt, quaecumque in habitu et cultu corporis ad sexus vel honores discernendos differentia placuit; et innumerabilia genera significationum sine quibus humana societas, aut non omnino, aut minus commode geritur; quaeque in ponderibus atque mensuris, et nummorum impressionibus vel aestimationibus, sua cuique civitati et populo sunt propria; et caetera hujusmodi, quae nisi hominum instituta essent, non per diversos populos varia essent, nec in ipsis singulis populis pro arbitrio suorum principum mutarentur.