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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Augustine of Hippo (354-430)

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Vier Bücher über die christliche Lehre (BKV)

4. Kapitel: Zweideutigkeiten in der Auffassung einer Schriftstelle können auch noch durch die Stellung der einzelnen Worte des Textes entstehen

8. Nicht bloß diese Zweideutigkeiten, sondern auch all die anderen, wo es sich nicht darum handelt, richtig abzuteilen oder zu betonen, sind ähnlich zu lösen (wie wir es im vorausgehenden angegeben haben). Derart sind z. B. die Worte (des Apostels Paulus) an die Thessaloniker: „Propterea consolati sumus fratres in vobis1.“ Da weiß man nicht, ob das Wort „fratres“ im Vokativ steht oder im Akkusativ. Keine Leseart verstößt gegen den Glauben: im Griechischen aber lauten die beiden Kasus nicht gleich; zieht man darum diese Sprache zu Rate, dann ergibt sich, daß das „fratres“ der Vokativ ist, gleich „o fratres“. Hätte der Übersetzer sagen wollen: „propterea consolationem habuimus fratres in vobis“, dann hätte er zwar an den Worten nicht viel ändern müssen, aber der Sinn des Satzes wäre weniger zweifelhaft gewesen. Oder würde man wenigstens „nostri“ beifügen, dann würde fast niemand zweifeln, daß er den Vokativ vor sich habe, wenn er hört; „propterea consolati sumus fratres nostri in vobis“. Die Erlaubnis (zu einer solch willkürlichen Textabteilung) ist aber immerhin eine etwas gefährliche Sache. So heißt es z. B. auch an einer Stelle des Korintherbriefes des Apostels (Paulus): „Quotidie morior per vestram gloriam, fratres …2.“ Ein Übersetzer sagt nun (einfach) : „Alle Tage bestehe ich Todesnot, das schwöre ich bei dem Ruhme, den ich mir an euch verdient habe.“ S. 116 (Das kann er auch ruhig tun;) denn die griechische Schwurpartikel (νή) läßt ja unzweifelhaft keinerlei Doppelsinn zu3. — Nur sehr selten und nur mit größter Mühe kann man daher an den eigentlichen Worten der Bücher der göttlichen Schriften eine Zweideutigkeit entdecken, die nicht eine die Absicht der Verfasser verratende Redewendung oder die Vergleichung der Übersetzer oder die Einsichtnahme des Urtextes lösen könnte.


  1. Thess. 3, 7. ↩

  2. 1 Kor. 15, 31. ↩

  3. Wie die lateinische Partikel per, die z. B. grammatisch auch die Übersetzung zulassen würde: „Alle Tage bestehe ich Todesnot wegen des Ruhmes, den ich mir an euch verdient habe.“ ↩

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De doctrina Christiana

CAPUT IV.-- Ambiguitas dictionis qua ratione expediatur.

8. Non solum autem istae, sed etiam illae ambiguitates quae non ad distinctionem vel ad pronuntiationem pertinent, similiter considerandae sunt: qualis illa est ad Thessalonicenses, propterea consolati sumus, fratres, in vobis 1. Dubium est enim utrum, O fratres; an, Hos fratres: neutrum autem horum est contra fidem; sed graeca lingua hos casus pares non habet, et ideo illa inspecta renuntiatur vocativus, id est, O fratres. Quod si voluisset interpres dicere, Propterea consolationem habuimus, fratres, in vobis; minus servitum esset verbis, sed minus de sententia dubitaretur: aut certe si adderetur, Nostri, nemo fere ambigeret vocativum esse casum, cum audiret, Propterea consolati sumus, fratres nostri, in vobis. Sed jam hoc periculosius permittitur. Ita factum est in illa ad Corinthios, cum ait Apostolus. Quotidie morior, per vestram gloriam, fratres, quam habeo in Christo Jesu 2. Ait enim quidam interpres, Quotidie morior, per vestram juro gloriam; quia in graeco vox jurantis ( νή) manifesta est sine ambiguo sono. Rarissime igitur et difficillime inveniri potest ambiguitas in propriis verbis, quantum ad libros divinarum Scripturarum spectat, quam non aut circumstantia ipsa sermonis qua cognoscitur scriptorum intentio, aut interpretum collatio, aut praecedentis linguae solvat inspectio.


  1. I Thess. III, 7  ↩

  2. I Cor. XV, 31 ↩

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