1. Kapitel: Bei der Beschäftigung mit der Heiligen Schrift kann das schwierige, aber verdienstvolle Werk der Auffindung und Darstellung des Sinnes nur mit Gottes Hilfe beendet werden
1. Um zwei Punkte dreht es sich bei jeglicher Beschäftigung mit den (heiligen) Schriften: einmal um die Auffindung dessen, was verstanden werden soll, und dann um die Darstellung des Verstandenen. Ich will nunmehr zuerst von der Auffindung und dann erst von der Darstellung sprechen. Meine Arbeit ist ein großes und mühevolles Unterfangen, und eben weil es so schwierig auszuführen ist, so fürchte ich schon, es möchte bereits eine Verwegenheit sein, sich überhaupt daranzuwagen. Ja gewiß: gewagt wäre ein solches Unternehmen, wollten wir auf unsere eigene Kraft vertrauen; da aber meine Hoffnung auf eine glückliche Vollendung dieses Werkes auf demjenigen beruht, von dem ich beim Nachdenken über diesen Gegenstand gar manche Erleuchtung erhielt, die ich nun in mir bewahre, so ist nicht zu befürchten, er möchte jetzt, wenn ich das bisher Empfangene auszuteilen beginne, aufhören, mir auch weiterhin seine Gaben zu schenken. Denn jede Sache, die durch Mitteilung an andere nicht verliert, besitzt man nicht, wie man soll, solange man sie nur S. 15selber besitzt, ohne sie wieder an andere weiterzugeben. Christus hat ja gesagt: „Wer hat, dem wird gegeben werden1.“ Darum wird er denen geben, die schon haben: das heißt denen, die mit wohltätigem Sinn das gebrauchen, was sie erhielten; ja, solchen wird er seine Gaben in gehäuftem Maß geben. Nur fünf2 und (das zweitemal) sieben Brote3 waren es, bevor man anfing, sie an die Hungernden auszuteilen; sobald aber das Verteilen begann, da füllten diese Brote viele Körbe, obgleich so viele Tausende von Menschen damit gesättigt wurden. Wie nun jenes Brot während des Austeilens zunahm, so wird der Herr die Gabe, die er zu Anfang dieses Werkes schon gegeben hat, nach Beginn der Austeilung durch seine Eingebung vermehren, damit wir durch diesen unsern Dienst nicht nur keinen Mangel leiden brauchen, sondern uns sogar noch eines wunderbaren Überflusses erfreuen dürfen.
