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Works Augustine of Hippo (354-430) Vorträge über das Johannes-Evangelium (BKV)
8. Vortrag.

7.

Ich frage euch, o gläubige Christen: War daselbst die Mutter Jesu? Ihr antwortet: Ja. Woher wißt ihr das? Ihr antwortet: Dies sagt das Evangelium. Was erwiderte Jesus der Mutter? Ihr antwortet: „Was hast du mit mir, Weib? Meine Stunde ist noch nicht gekommen“. Und woher wißt ihr dies? Ihr antwortet: Dies sagt das Evangelium. Keiner soll euch diesen Glauben verderben, wenn ihr dem Bräutigam keusche Jungfräulichkeit bewahren wollt. Wenn man euch aber fragt, warum er dies der Mutter geantwortet habe, so sage es, wer es versteht; wer es aber noch nicht versteht, der möge trotzdem ganz fest glauben, Jesus habe dies geantwortet und habe es gleichwohl der Mutter geantwortet. Durch diesen kindlichen Sinn wird er verdienen, auch zu verstehen, warum er so geantwortet hat, wenn er betend anklopft und nicht streitsüchtig zur Türe der Wahrheit hintritt. Nur hüte er sich, daß er nicht, während er meint es zu wissen oder sich schämt nicht zu wissen, warum er so geantwortet hat, zu glauben gezwungen werde, entweder der Evangelist habe S. 143 gelogen, der da sagt: „Es war daselbst die Mutter Jesu“, oder Christus selbst habe einen falschen Tod erlitten wegen unserer Vergehen und falsche Narben gezeigt wegen unserer Rechtfertigung und fälschlich gesagt: „Wenn ihr in meinem Worte bleibet, seid ihr wahrhaft meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen“1. Denn wenn falsch war die Mutter, falsch das Fleisch, falsch der Tod, falsch die Wunden des Leidens, falsch die Narben der Auferstehung, dann wird die an ihn Glaubenden nicht die Wahrheit, sondern vielmehr die Falschheit frei machen. Im Gegenteil aber soll die Falschheit der Wahrheit weichen, und zuschanden sollen werden alle, welche deshalb als wahr erscheinen wollen, weil sie Christus als betrügerisch zu erweisen suchen, und die sich nicht sagen lassen wollen: Wir glauben euch nicht, weil ihr lügt, während sie behaupten, die Wahrheit habe gelogen. Wenn wir jedoch zu ihnen sagen: Woher wißt ihr, daß Christus gesagt hat: „Was hast du mit mir, Weib?“, so antworten sie, sie hätten dem Evangelium geglaubt. Warum glauben sie aber dem Evangelium nicht, wenn es sagt: „Es war daselbst die Mutter Jesu“, und: „Es sprach zu ihm seine Mutter“? Oder wenn dies das Evangelium lügnerisch sagt, wie ist ihm zu glauben, daß Jesus gesagt habe: „Was hast du mit mir, Weib?“ Warum wollen die Bedauernswerten nicht vielmehr einerseits getreulich glauben, daß der Herr so nicht einer Fremden, sondern der Mutter geantwortet habe, und anderseits mit Ehrfurcht suchen, warum er so geantwortet habe? Denn es ist ein großer Unterschied zwischen dem, der sagt: Ich möchte wissen, warum Christus dies der Mutter geantwortet hat, und dem, der sagt: Ich weiß, daß Christus dies nicht der Mutter geantwortet hat. Es ist etwas anderes, verstehen zu wollen, was verschlossen ist, etwas anderes nicht glauben zu wollen, was enthüllt ist. Wer sagt: Ich möchte wissen, warum Christus so der Mutter geantwortet hat, der wünscht, daß ihm das Evangelium erschlossen werde, dem er glaubt; wer aber sagt, daß Christus dies nicht der S. 144 Mutter geantwortet hat, der beschuldigt das Evangelium der Lüge, nachdem er geglaubt hat, daß Christus so geantwortet hat.


  1. Joh. 8, 31 f. ↩

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Vorträge über das Johannes-Evangelium (BKV)

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