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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Augustine of Hippo (354-430) Vorträge über das Johannes-Evangelium (BKV)
18. Vortrag.

1.

Der Evangelist Johannes hat unter seinen Genossen und Mitarbeitern, den andern Evangelisten, vom Herrn (bn dessen Brust er beim Abendmahle lag, um dadurch anzudeuten, daß er höhere Geheimnisse aus seinem innersten Herzen schöpfte) die besondere und eigentümliche Gabe erhalten, daß er vom Sohne Gottes solches sagte, was die Geister der Kleinen vielleicht zur Aufmerksamkeit anregen kann, die noch nicht Fassungsfähigen nicht ausfüllen kann, während er allen reiferen und innerlich zu einem gewissen mannbaren Alter gelangten Geister durch diese Worte etwas gibt, wodurch sie geübt und genährt werden sollen. Ihr habt das Lesestück vernommen und erinnert euch, woher diese Rede ihren Ausgang genommen hat. Denn am gestrigen Tage1 wurde gelesen, daß „die Juden deshalb Jesus töten wollten, weil er nicht bloß den Sabbat brach, sondern auch Gott seinen Vater nannte, sich Gott gleichmachend“. Was den Juden mißfiel, das gefiel gerade dem Vater. Das gefällt ohne Zweifel auch denjenigen, welche den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren; denn wenn es ihnen nicht gefällt, werden sie mißfallen. Gott wird nämlich nicht größer sein, wenn er dir gefällt, aber du wirst kleiner sein, wenn er dir mißfällt. Gegen diese ihre Anklage, die entweder aus Unwissenheit oder aus Bosheit kommt, redet der Herr nicht eben das, was sie fassen, sondern das, wodurch sie beunruhigt und bestürzt werden und vielleicht wenigstens infolge der S. 301 Bestürzung den Arzt suchen sollten. Er sprach es aber zu dem Zweck, daß es aufgeschrieben würde, damit es nachher auch von uns gelesen werden könnte. Sehen wir also zu, was in den Herzen der Juden vorging, als sie das hörten; was in uns vorgehen soll, wenn wir das hören, wollen wir weiter erwägen. Denn es sind ja die Häresien und gewisse die Seelen umstrickenden und in die Tiefe stürzenden Irrlehren nur dadurch entstanden, daß die Schriften, die an sich gut sind, nicht gut verstanden werden, und was darin nicht gut verstanden wird, gleichwohl grundlos und keck behauptet wird. Deshalb, meine Lieben, müssen wir das vorsichtig hören, zu dessen Erfassung wir noch zu klein sind, indem wir mit frommem Herzen und mit Zittern, wie geschrieben steht, diese Gesundheitsregel festhalten, daß wir an dem, was wir nach dem Glauben, in dem wir unterrichtet sind, zu verstehen vermögen, wie an einer Speise uns freuen, in bezug auf das aber, was wir nach der gesunden Glaubensregel noch nicht zu verstehen imstande sind, den Zweifel entfernen, das Verständnis aufschieben, d. h. daß wir, auch wenn wir nicht erkennen, was es damit für eine Bewandtnis habe, doch auf keinen Fall bezweifeln, daß es gut und wahr sei. Auch bei mir, Brüder, der ich zu euch zu reden unternommen habe, sollt ihr in Erwägung ziehen, wer der ist, der es unternommen, und was er unternommen hat; ich habe ja unternommen, Göttliches zu behandeln, obwohl ich ein Mensch bin, Geistliches, obwohl ich fleischlich bin, Ewiges, obwohl ich sterblich bin. Auch von mir, meine Lieben, sei ferne die eitle Einbildung, wenn ich als ein Gesunder wandeln will im Hause Gottes, welches da ist die Kirche des lebendigen Gottes, die Säule und Grundfeste der Wahrheit2. Nach meiner schwachen Weise fasse ich, was ich euch vorsetze; wo es erschlossen wird, weide ich mich mit euch; wo es verschlossen bleibt, klopfe ich mit euch an.


  1. Der 17. und 18. Vortrag wurden also an zwei aufeinanderfolgenden Tagen gehalten. ↩

  2. 1 Tim. 3, 15. ↩

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Vorträge über das Johannes-Evangelium (BKV)

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