14.
Und wie werden sie geboren? Geboren werden sie zweifellos, weil sie Kinder Gottes und Brüder Christi werden. Denn wenn sie nicht geboren werden, wie können sie Kinder sein? Aber die Menschenkinder werden aus Fleisch und Blut und aus dem Willen des Mannes und aus ehelicher Umarmung geboren. Wie aber werden jene ihm geboren? „Nicht aus dem Geblüte“ (ex sanguinibus) des Mannes und Weibes. Sanguina1 ist nicht lateinisch, allein weil im Griechischen der Plural steht, so wollte es der Übersetzer lieber so ausdrücken und gleichsam weniger lateinisch reden nach den Grammatikern, und doch den wahren Sachverhalt erklären nach dem Gehöre der Schwachen. Würde er nämlich „Blut“ in der Einzahl sagen, so würde er nicht erklären, was er wollte; denn die Menschen werden aus dem Geblüte (ex sanguinibus) des Mannes und Weibes geboren. So wollen wir also sagen: fürchten wir nicht die Rute der Grammatiker, wenn wir nur zur festen und sicheren Wahrheit gelangen. Der tadelt, der es versteht, undankbar dafür, daß er es verstanden hat2. „Nicht aus dem Geblüte, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes.“ Fleisch hat er für Weib gesetzt, weil es aus einer Rippe gemacht worden war; Adam sprach: „Das ist nun Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleische“3; und der Apostel sagt: „Wer sein Weib liebt, liebt sich selbst; denn niemand haßt ja sein Fleisch“4. Es steht also Fleisch für Gattin, wie manchmal auch Geist für Gatte. Warum? Weil dieser regiert, jene regiert wird, dieser herrschen, jene dienen soll. Denn wo das Fleisch herrscht und der Geist dient, ist das Haus verkehrt. Was ist schlechter als ein Haus, wo das Weib die Herrschaft S. 30 über den Mann hat? Recht aber ist das Haus, wo der Mann befiehlt, das Weib gehorcht. Recht also ist der Mensch, wo der Geist herrscht, das Fleisch dient.