10.
S. 364 Dies also wird er uns zeigen, dies hat er seinen Jüngern gezeigt, die ihn im Fleische schauten. Was ist das? „Wie der Vater Tote erweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will.“ Etwa andere der Vater und andere der Sohn? Gewiß alles ist durch ihn geworden. Was sagen wir, meine Brüder? Den Lazarus hat Christus auferweckt; welchen Toten hat der Vater auferweckt, damit der Sohn sehe, wie er den Lazarus auferwecken soll? Oder hat, als Christus den Lazarus auferweckte, der Vater denselben nicht auferweckt? Hat es der Sohn ohne den Vater ganz allein getan? Leset eben jenes Lesestück und sehet, wie er dort den Vater anruft, damit Lazarus auferstehe1. Als Mensch ruft er den Vater an, als Gott wirkt er mit dem Vater. Also auch Lazarus, der auferstand, ist sowohl vom Vater wie vom Sohne auferweckt worden in der Kraft und Gnade des Heiligen Geistes, und so hat jene Wundertat die Dreifaltigkeit vollbracht. Also nicht so sollen wir die Worte verstehen: „Wie der Vater Tote auferweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will“, daß wir meinen, andere wurden vom Vater auferweckt und lebendig gemacht, andere vom Sohne, sondern dieselben, welche der Vater erweckt und lebendig macht, erweckt und macht auch der Sohn lebendig, weil „alles durch ihn geworden ist und ohne ihn nichts geworden ist“. Und um zu zeigen, er habe eine zwar vom Vater gegebene, dennoch aber gleiche Gewalt, so sagt er: „So macht auch der Sohn lebendig, welche er will“, um da auf seinen Willen hinzuweisen. Und damit niemand sage: der Vater erweckt die Toten durch den Sohn, aber jener aus eigener Machtvollkommenheit, sozusagen selbstmächtig, dieser wie durch fremde Macht, so wie ein Diener z. B. ein Engel etwas tut, so hat er auf die Macht hingewiesen, wo er sagt: „So macht auch der Sohn lebendig, welche er will“. Denn der Vater will nichts anderes als der Sohn, sondern wie sie eine Substanz haben, so auch einen Willen.
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Joh. 11, 41―44. ↩