2.
Und doch ist es nicht genug, dies in den Wundern Christi zu betrachten. Fragen wir die Wunder Christi, was sie zu uns von Christus reden, sie haben nämlich, wenn sie richtig verstanden werden, ihre Sprache. Denn weil Christus das Wort Gottes ist, so ist auch die Tat des Wortes für uns ein Wort. Wie wir nun von diesem Wunder gehört haben, wie groß es ist, so wollen wir auch untersuchen, wie tief es ist; wir wollen uns nicht bloß an seiner Oberfläche ergötzen, sondern auch in seine Tiefe eindringen. Denn das, was wir von außen bewundern, hat etwas innerhalb. Wir sahen, wir schauten etwas Großes, etwas Herrliches und geradezu Göttliches, was nur von Gott geschehen kann; wir lobten nach der Tat den Täter. Aber gleich wie es, wenn wir irgendwo schöne Buchstaben sehen würden, nicht genug wäre, das Handglied des Schreibers zu loben, weil er sie ebenmäßig, gleich und zierlich gemacht hat, wenn wir nicht zugleich lesen würden, was er uns durch sie anzeigte: so ergötzt sich derjenige, der diese Tat bloß ansieht, an der Schönheit der Tat, um ihren Vollbringer zu bewundern; wer sie aber versteht, liest gewissermaßen. Anders nämlich sieht man ein Gemälde, anders Buchstaben an. Wenn du ein Gemälde angesehen hast, so ist dies alles, es gesehen, gelobt zu haben; wenn du Buchstaben angesehen hast, so ist dies nicht alles, weil du dich aufgemuntert fühlst, auch zu lesen. Sagst du ja, wenn du Buchstaben angesehen hast, falls du sie etwa nicht zu lesen vermagst: Was ist wohl das, was hier geschrieben steht? Du fragst, was es sei, da du bereits etwas siehst. Etwas anderes wird dir derjenige zeigen, von dem du erfahren möchtest, was du gesehen hast. Andere Augen hat er, andere hast du. Seht ihr nicht auf gleiche Weise die Schriftzüge? Aber nicht auf gleiche Weise erkennt ihr die Zeichen. Du also siehst S. 411 und lobst; der andere sieht, lobt, liest und versteht. Weil wir also gesehen, weil wir gelobt haben, so lasset uns lesen und verstehen.