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Works Augustine of Hippo (354-430) Vorträge über das Johannes-Evangelium (BKV)
31. Vortrag

9.

„Ihr werdet mich suchen und nicht finden, und wo ich bin, könnt ihr nicht hingehen.“ Hier hat er bereits seine Auferstehung vorhergesagt. Sie wollten ihn nämlich nicht erkennen, da er gegenwärtig war, und suchten ihn nachher, da sie sahen, daß eine Menge an ihn glaubte. Denn große Zeichen geschahen, auch als der Herr auferstand und zum Himmel auffuhr. Da wurde durch die Jünger Großes vollbracht, aber er vollbrachte es durch sie, der es auch durch sich selbst vollbrachte. Er hatte ja zu ihnen gesagt: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“1. Als der Lahme, der an der Tempelpforte saß, auf das Wort des Petrus sich erhob und auf seinen Füßen einherging, so daß die Leute sich verwunderten, da sprach Petrus zu ihnen, er habe dies nicht in eigener Macht getan, sondern in der Macht dessen, den sie getötet2. Viele sprachen zerknirscht: „Was sollen wir tun?“3. Sie sahen sich nämlich eines ungeheuren Vergehens der Gottlosigkeit schuldig, da sie jenen töteten, den sie hätten verehren und anbeten sollen, und dies hielten sie für unvergebbar. Denn es war eine große Freveltat, deren Betrachtung sie hätte in Verzweiflung bringen können; allein es brauchten nicht zu verzweifeln die, für welche der Herr am Kreuze hängend zu beten sich würdigte. Er hatte ja gesagt: „Vater, verzeih ihnen, S. 500 denn sie wissen nicht, was sie tun“4. Er sah einige als die seinigen unter vielen Fremden; er bat bereits um Vergebung für jene, von welchen er noch Unrecht erlitt. Denn er achtete nicht darauf, daß er durch sie starb, sondern darauf, daß er für sie starb. Es ist viel, was ihnen gewährt wurde, mag es von ihnen ausgegangen sein oder für sie geschehen sein5, damit niemand wegen der Nachlassung seiner Sünde verzweifle, da sogar jene Verzeihung erlangten, die Christus getötet haben. Christus ist für uns gestorben; aber etwa durch uns? Dagegen jene sahen Christus durch ihre Freveltat sterben, und sie glaubten an Christus, der ihren Freveltaten verzieh. Bis sie das Blut tranken, das sie vergossen hatten, verzweifelten sie an ihrem Heile. Also in diesem Sinne sagte er; „Ihr werdet mich suchen und nicht finden, und wo ich bin, könnt ihr nicht hinkommen“, nämlich daß sie ihn nach der Auferstehung zerknirscht suchen würden. Er sagte nicht: Wo ich sein werde, sondern: „Wo ich bin“. Denn immer war Christus dort, wohin er zurückkehren sollte, da er so kam, daß er sich von dort nicht entfernte. Daher sagt er an einer anderen Stelle: „Niemand steigt zum Himmel empor, außer wer vom Himmel herabgestiegen ist, der Menschensohn, der im Himmel ist“6; er sagte nicht: der im Himmel war. Auf Erden redete er und im Himmel ist er nach seiner Aussage. Er kam so, daß er von dort sich nicht entfernte; er kehrte so zurück, daß er uns nicht verließ. Was wundert ihr euch? Gott tut dies. Der Mensch ist nämlich dem Leibe nach an einem Orte und entfernt sich vom Orte, und wenn er an einen anderen Ort gekommen ist, ist er nicht mehr an dem Orte, von dem er gekommen ist; Gott aber erfüllt alles und ist überall ganz und wird nicht auf räumliche Weise durch die Orte festgehalten. Der Herr Jesus Christus war jedoch nach dem sichtbaren Fleische auf Erden, nach der unsichtbaren Majestät im Himmel und auf Erden. Darum sagt er: „Wo ich bin, könnt ihr nicht hinkommen“. Er sagte S. 501 auch nicht: Ihr werdet nicht können, sondern: „Ihr könnt nicht“; denn sie waren damals so beschaffen, daß sie nicht konnten. Denn damit ihr wisset, dies sei nicht gesagt, um zur Verzweiflung zu führen, so sagte er auch zu seinen Jüngern etwas Ähnliches: „Wohin ich gehe, könnt ihr nicht hinkommen“7, während er doch in seinem Gebete für sie sprach: „Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch sie mit mir seien“8. Schließlich erklärte er das dem Petrus und sagte zu ihm: „Wohin ich gehe, kannst du mir jetzt nicht folgen, du wirst aber später nachfolgen“9.


  1. Joh. 15, 5. ↩

  2. Apg. 3, 2. 16. ↩

  3. Apg. 2, 37. ↩

  4. Luk. 23, 34. ↩

  5. Multum est quod illis concessum est, et ab ipsis et pro ipsis. ↩

  6. Joh. 3, 13. ↩

  7. Joh. 13, 33. ↩

  8. Joh. 17, 24. ↩

  9. Joh. 13, 36. ↩

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Vorträge über das Johannes-Evangelium (BKV)

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