5.
Unzählige nämlich gibt es, welche sich als Sehende nicht bloß rühmen, sondern auch als von Christus Erleuchtete angesehen sein wollen; sie sind aber Häretiker. Sind vielleicht sie durch die Türe eingetreten? Durchaus nicht. Sabellius sagt: Der der Sohn ist, der nämliche ist der Vater; allein wenn er der Sohn ist, dann ist er nicht der Vater. Der geht nicht durch die Türe ein, welcher den Sohn für den Vater hält. Arius sagt: Etwas anderes ist der Vater, etwas anderes der Sohn. Richtig würde er sich ausdrücken, wenn er sagte: ein anderer, nicht : etwas anderes. Denn wenn er sagt: etwas anderes, so widerspricht er dem, von welchem er hört: „Ich und der Vater sind eins“1. Auch er also geht nicht durch die Türe ein; denn er verkündet Christus so, wie er sich ihn vorstellt, nicht wie die Wahrheit ihn lehrt. Den Namen hast du, die Sache hast du nicht. Christus ist der Name für eine Sache; halte die Sache selbst fest, wenn du willst, daß der Name dir nütze. Ein anderer von irgendwoher, wie Photinus, sagt: Christus ist ein Mensch, er ist nicht Gott. Auch er geht nicht durch die Türe ein, weil Christus sowohl Mensch wie Gott ist. Doch wozu ist es nötig, viele solcher Beispiele anzuführen und viele Verkehrtheiten von Häresien aufzuzählen? Dies haltet fest: Der Schafstall Christi ist die katholische Kirche. Wer immer in den Schafstall eintreten will, der gehe durch die Türe ein, der verkündige den wahren Christus. Nicht bloß den wahren Christus verkündige er, sondern die Ehre Christi suche er, S. 661 nicht die seinige; denn viele haben, indem sie ihre Ehre suchten, die Schafe Christi mehr zerstreut als gesammelt. Niedrig ist nämlich die Türe, Christus der Herr; wer durch diese Türe eintritt,der muß sich erniedrigen, um mit unverletztem Kopfe eintreten zu können. Wer sich aber nicht erniedrigt, erhebt sich; er will über die Mauer einsteigen; wer aber über die Mauer einsteigt, erhebt sich, um zu fallen.
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Joh. 10, 30. ↩