7.
„Denn ich“, sagt er, „habe nicht aus mir selbst geredet.“ Darum, sagt er, habe er nicht aus sich selbst geredet, weil er nicht aus sich selbst ist. Dies haben wir schon oft gesagt, demnach brauchen wir dies als etwas ganz Bekanntes nicht zu lehren, sondern bloß darauf aufmerksam zu machen. „Sondern der Vater, S. 785 der mich gesandt hat, der hat mir das Gebot gegeben, was ich sagen und was ich reden soll.“ Wir würden uns nicht abmühen müssen, wenn wir wüßten, daß wir zu denen sprechen, zu welchen wir das Vorausgehende gesprochen haben, und auch zu diesen nicht in ihrer Gesamtheit, sondern zu denjenigen, welche das Gehörte in der Erinnerung haben. Da nun aber vielleicht einige da sind, die es nicht gehört, und ihnen diejenigen ähnlich sind, die das Gehörte vergessen haben, so mögen wegen dieser unser Verweilen diejenigen ertragen, die sich an das Gehörte erinnern. Wie gibt der Vater dem eingeborenen Sohne einen Auftrag? Durch welches Wort redet er zum Worte, da der Sohn selbst das eingeborene Wort ist? Etwa durch einen Engel, da doch die Engel durch ihn erschaffen wurden? Etwa durch eine Wolke, die doch, als sie an den Sohn erklang, nicht seinetwegen erklang, wie er anderswo sogar selbst sagt1, sondern wegen der andern, welche so hören sollten? Etwa durch einen mit den Lippen hervorgebrachten Ton, da doch dieser körperlos ist und der Sohn vom Vater nicht durch einen Zwischenraum getrennt ist, so daß zwischen ihnen in der Mitte die Luft sich befindet, durch deren Erschütterung eine Stimme entstünde und in das Ohr dränge? Es sei ferne, so etwas von jener unkörperlichen und unaussprechlichen Substanz anzunehmen. Der eingeborene Sohn ist das Wort des Vaters und die Weisheit des Vaters, in ihr sind alle Gebote des Vaters. Denn niemals war dem Sohn ein Gebot des Vaters unbekannt, so daß er es erst in der Zeit erhalten mußte, weil er es vorher nicht kannte. Denn so empfing er vom Vater, was er hat, daß er es durch den Hervorgang empfing, und der Vater es ihm durch die Zeugung mitteilte. Denn er ist sowohl das Leben, als auch empfing er das Leben schlechterdings durch den Hervorgang, nicht so daß er früher ohne das Leben existierte. Denn auch der Vater hat das Leben und ist das, was er hat, und doch empfing er es nicht, weil er nicht von jemand ist. Der Sohn aber hat das Leben empfangen, indem es ihm der Vater gab, von dem er S. 786 ist, und er ist, was er hat; denn er hat das Leben und ist das Leben. Höre ihn selbst, wie er spricht: „Wie der Vater“, sagt er, „das Leben in sich selbst hat, so hat er auch dem Sohne gegeben, das Leben in sich selbst zu haben“2. Hat er es etwa dem gegeben, der schon existierte und es noch nicht hatte? Nein, sondern dadurch hat er es gegeben, daß er zeugte, er zeugte das Leben, das Leben zeugte das Leben. Und weil er einen Gleichen zeugte, so zeugte er kein ungleiches Leben; darum heißt es: „Wie er das Leben in sich selbst hat, so hat er auch dem Sohne gegeben, das Leben in sich selbst zu haben“. Er hat das Leben gegeben, weil er durch Erzeugung des Lebens nichts anderes gab als das wesenhafte Leben. Und weil die Geburt selbst ewig ist, so gab es niemals eine Zeit, wo der Sohn, der das Leben ist, nicht war, wo der Sohn ohne das Leben war, und wie die Geburt ewig ist, so ist auch der, der geboren ist, das ewige Leben. So hat der Vater auch nicht ein Gebot, das der Sohn nicht hatte, gegeben, sondern, wie schon bemerkt, in der Weisheit des Vaters, die das Wort des Vaters ist, sind alle Gebote des Vaters. „Gegeben“ aber heißt das Gebot deshalb, weil derjenige, dem es gegeben wird, nicht von sich selbst ist; und dem Sohne das geben, ohne was der Sohn niemals war, ist dasselbe wie den Sohn zeugen, der niemals nicht war.