Translation
Hide
Über das Fasten, gegen die Psychiker (BKV)
15. Kap. Die Ansichten des Apostels Paulus über das Fasten und den Unterschied der Speisen. Das Verhalten des Herrn in dieser Hinsicht.
Er spricht auch eine Mißbilligung gegen diejenigen aus, „welche Enthaltung von Speisen befehlen“1. Aber es ist dies nur ein Akt der Voraussicht des Hl. Geistes, der damit bereits zum voraus jene als Häretiker verdammt, die da eine beständige Enthaltung vorschreiben würden, in der Absicht, dadurch die Werke des Schöpfergottes zu zerstören und zu verachten. Solche finde ich bei Marcion, bei Tatian, bei Jupiter2, einem jetzt lebenden Häretiker, früherem Pythagoreer, aber nicht beim Paraklet. Denn wie geringfügig sind bei uns die Speiseverbote. Im ganzen Jahre bringen wir Gott nur zwei Wochen Xerophagien, und diese nicht einmal vollständig, dar - denn die Sabbate und Sonntage sind ausgenommen -, wobei wir uns von Dingen enthalten, deren Genuß wir nicht verwerfen, sondern nur aufschieben. Dagegen trifft Paulus euch, die ihr diese Dienstleistung herabwürdigt, wenn er in seinem Briefe an die Römer sagt: „Richtet nicht um der Speise willen das S. 553Werk Gottes zugrunde.“ Welches Werk? Dasjenige, wovon er sagt: „Es ist gut, kein Fleisch zu essen, und keinen Wein zu trinken“3. „Denn wer in diesen Dingen ihm dient, der ist unserem Gott wohlgefällig und macht ihn sich geneigt“4. „Der eine glaubt, alles essen zu sollen, der andere aber ist schwach und genießt nur Gemüse. Wer ißt, der mißachte nicht den, der nicht ißt. Wer bist du, daß du über einen fremden Knecht Gericht hältst? Sowohl der Essende als der Nichtessende sage Gott Dank“5. Wenn er aber schon nach seiner bloß menschlichen Ansicht verbietet, Streit anzufangen, um wieviel mehr auf Grund des göttlichen Willens! So wußte er einige, die Kasteiungen und Verbote in Betreff der Nahrung auferlegten, zu mißbilligen, da sie aus Verachtung und nicht zu religiöser Übung Enthaltsamkeit übten, diejenigen aber zu loben, welche es taten, um den Schöpfer zu ehren, nicht um ihn zu beschimpfen. Und wenn er dir auch zum Fleischmarkt freien Zutritt gegeben6, und dir den Genuß von allem, mit Ausnahme des den Götzen Geopferten, gestattet hat, so hat er doch das Reich Gottes nicht an den Fleischmarkt gekettet. Denn er sagt: „Das Reich Gottes besteht nicht im Essen und Trinken“7 , und: „Die Speise empfiehlt uns nicht bei Gott“8, und er sagt das nicht, damit du glaubst, er meine damit die trockene Speise, sondern er meint vielmehr die mit Brühe versehene und sorgfältig zubereitete; denn wenn er hinzusetzt: „Wir werden weder etwas gewinnen, wenn wir essen, noch etwas verlieren, wenn wir nicht essen“9, so ruft er das mehr dir zu, der du zu gewinnen glaubst, wenn du issest, zu verlieren, wenn du nichts issest, und darum jene Dinge heruntersetzest. S. 554
Wie unwürdig ist es ferner, den Umstand, daß der Herr ohne Unterschied ißt und trinkt, zugunsten deiner Ausgelassenheit zu deuten! Ich sollte doch meinen, der, welcher nicht die Satten, sondern die Hungernden und Dürstenden glücklich gepriesen hat, der hätte doch auch gefastet, er, der für seine Speise ausgab, nicht, was die Jünger dafür hielten, sondern die Vollbringung des Werkes des Vaters10, er, der lehrte, sich um die Speise zu bemühen, die Bestand hat zum ewigen Leben11, der anordnete, daß man auch im regelmäßigen Gebete nur um Brot bitten soll, nicht um die Reichtümer eines Attalus. So hat auch Isaias nicht in Abrede gestellt, daß Gott das Fasten geschätzt habe, sondern er gibt nur an, welches Fasten ihm nicht gefiel. „An den Tagen eures Fastens“, sagt er, „zeigt sich euer Wille, und alle von euch Abhängigen bedrücket ihr; bei Streit und Prozessen fastet ihr, und ihr schlaget zu mit Fäusten. Ein solches Fasten habe ich nicht gewünscht“12, sondern ein solches, wie er es im darauffolgenden beschrieb, und damit nicht aufgehoben, sondern gutgeheißen hat.
-
1 Tim. 4,3. ↩
-
Jovem, oder hieß er Jovius, so daß zu lesen wäre Jovium? ↩
-
Röm. 14,20. 21. ↩
-
Ebd. 14,18. T. las also hier ἑν τούτοις (nicht ἐν τούτω). Er bezieht willkürlich das „in istis“ auf non edere carnem etc., während es beim Apostel auf etwas ganz anders sich bezieht. ↩
-
Röm. 14,2 ff. ↩
-
Vgl. 1 Kor. 10,25 ff. ↩
-
Röm 14,17 ff. ↩
-
1 Kor. 8,8. ↩
-
Ebd. ↩
-
Joh. 4,34. ↩
-
Ebd. 6,27. ↩
-
Is. 58,3 ff. ↩
Translation
Hide
On Fasting
Chapter XV.--Of the Apostle's Language Concerning Food.
The apostle reprobates likewise such as "bid to abstain from meats; but he does so from the foresight of the Holy Spirit, precondemning already the heretics who would enjoin perpetual abstinence to the extent of destroying and despising the works of the Creator; such as I may find in the person of a Marcion, a Tatian, or a Jupiter, the Pythagorean heretic of to-day; not in the person of the Paraclete. For how limited is the extent of our "interdiction of meats!" Two weeks of xerophagies in the year (and not the whole of these,--the Sabbaths, to wit, and the Lord's days, being excepted) we offer to God; abstaining from things which we do not reject, but defer. But further: when writing to the Romans, the apostle now gives you a home-thrust, detractors as you are of this observance: "Do not for the sake of food," he says, "undo 1 the work of God." What "work?" That about which he says, 2 "It is good not to eat flesh, and not to drink wine:" "for he who in these points doeth service, is pleasing and propitiable to our God." "One believeth that all things may be eaten; but another, being weak, feedeth on vegetables. Let not him who eateth lightly esteem him who eateth not. Who art thou, who judgest another's servant?" "Both he who eateth, and he who eateth not, giveth God thanks." But, since he forbids human choice to be made matter of controversy, how much more Divine! Thus he knew how to chide certain restricters and interdicters of food, such as abstained from it of contempt, not of duty; but to approve such as did so to the honour, not the insult, of the Creator. And if he has "delivered you the keys of the meat-market," permitting the eating of "all things" with a view to establishing the exception of "things offered to idols;" still he has not included the kingdom of God in the meat-market: "For," he says, "the kingdom of God is neither meat nor drink;" 3 and, "Food commendeth us not to God"--not that you may think this said about dry diet, but rather about rich and carefully prepared, if, when he subjoins, "Neither, if we shall have eaten, shall we abound; nor, if we shall not have eaten, shall we be deficient," the ring of his words suits, (as it does), you rather (than us), who think that you do "abound" if you eat, and are "deficient if you eat not; and for this reason disparage these observances.
How unworthy, also, is the way in which you interpret to the favour of your own lust the fact that the Lord "ate and drank" promiscuously! But I think that He must have likewise "fasted" inasmuch as He has pronounced, not "the full," but "the hungry and thirsty, blessed:" 4 (He) who was wont to profess "food" to be, not that which His disciples had supposed, but "the thorough doing of the Father's work;" 5 teaching "to labour for the meat which is permanent unto life eternal;" 6 in our ordinary prayer likewise commanding us to request "bread," 7 not the wealth of Attalus 8 therewithal. Thus, too, Isaiah has not denied that God "hath chosen" a "fast;" but has particularized in detail the kind of fast which He has not chosen: "for in the days," he says, "of your fasts your own wills are found (indulged), and all who are subject to you ye stealthily sting; or else ye fast with a view to abuse and strifes, and ye smite with the fists. Not such a fast have I elected;" 9 but such an one as He has subjoined, and by subjoining has not abolished, but confirmed.