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The City of God
Chapter 1.--Of the Two Lines of the Human Race Which from First to Last Divide It.
Of the bliss of Paradise, of Paradise itself, and of the life of our first parents there, and of their sin and punishment, many have thought much, spoken much, written much. We ourselves, too, have spoken of these things in the foregoing books, and have written either what we read in the Holy Scriptures, or what we could reasonably deduce from them. And were we to enter into a more detailed investigation of these matters, an endless number of endless questions would arise, which would involve us in a larger work than the present occasion admits. We cannot be expected to find room for replying to every question that may be started by unoccupied and captious men, who are ever more ready to ask questions than capable of understanding the answer. Yet I trust we have already done justice to these great and difficult questions regarding the beginning of the world, or of the soul, or of the human race itself. This race we have distributed into two parts, the one consisting of those who live according to man, the other of those who live according to God. And these we also mystically call the two cities, or the two communities of men, of which the one is predestined to reign eternally with God, and the other to suffer eternal punishment with the devil. This, however, is their end, and of it we are to speak afterwards. At present, as we have said enough about their origin, whether among the angels, whose numbers we know not, or in the two first human beings, it seems suitable to attempt an account of their career, from the time when our two first parents began to propagate the race until all human generation shall cease. For this whole time or world-age, in which the dying give place and those who are born succeed, is the career of these two cities concerning which we treat.
Of these two first parents of the human race, then, Cain was the first-born, and he belonged to the city of men; after him was born Abel, who belonged to the city of God. For as in the individual the truth of the apostle's statement is discerned, "that is not first which is spiritual, but that which is natural, and afterward that which is spiritual," 1 whence it comes to pass that each man, being derived from a condemned stock, is first of all born of Adam evil and carnal, and becomes good and spiritual only afterwards, when he is grafted into Christ by regeneration: so was it in the human race as a whole. When these two cities began to run their course by a series of deaths and births, the citizen of this world was the first-born, and after him the stranger in this world, the citizen of the city of God, predestinated by grace, elected by grace, by grace a stranger below, and by grace a citizen above. By grace,--for so far as regards himself he is sprung from the same mass, all of which is condemned in its origin; but God, like a potter (for this comparison is introduced by the apostle judiciously, and not without thought), of the same lump made one vessel to honor, another to dishonor. 2 But first the vessel to dishonor was made, and after it another to honor. For in each individual, as I have already said, there is first of all that which is reprobate, that from which we must begin, but in which we need not necessarily remain; afterwards is that which is well-approved, to which we may by advancing attain, and in which, when we have reached it we may abide. Not, indeed, that every wicked man shall be good, but that no one will be good who was not first of all wicked; but the sooner any one becomes a good man, the more speedily does he receive this title, and abolish the old name in the new. Accordingly, it is recorded of Cain that he built a city, 3 but Abel, being a sojourner, built none. For the city of the saints is above, although here below it begets citizens, in whom it sojourns till the time of its reign arrives, when it shall gather together all in the day of the resurrection; and then shall the promised kingdom be given to them, in which they shall reign with their Prince, the King of the ages, time without end.
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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
1. Die Doppelreihe der von Anfang an nach verschiedenen Endpunkten hin sich bewegenden Menschheitszeugung.
Band 16, S. 801 Viel ist gesagt und geschrieben worden über das Paradiesesglück oder über das Paradies und das Leben der ersten Menschen in ihm, über deren Sünde und die Strafe dafür. Und im Anschluß an die Heilige Schrift, teils in wörtlichem, teils in sinngemäßem, haben auch wir hierüber uns ausgesprochen in den vorangehenden Büchern. Sowie man aber in diesen Fragen mehr ins Einzelne geht, erwachsen zahlreiche und vielgestaltige Erörterungen; sie auszuführen, wären mehr Bände erforderlich, als der Anlage dieses Werkes entspricht, und mehr Zeit, als uns zur Verfügung steht. Wir Band 16, S. 802brauchen auch nicht bei all dem zu verweilen, was müßige und spitzfindige Köpfe etwa für nötig halten, schneller bei der Hand mit Fragen als mit dem Verständnis für die aufgeworfenen Schwierigkeiten. Immerhin glaube ich, in den bisherigen Darlegungen die großen und äußerst schwierigen Fragen über den Anfang der Welt, der Seele und des Menschengeschlechtes genügend erörtert zu haben. Dabei haben wir die Menschheit in zwei Arten geteilt, deren eine die umfaßt, die nach dem Menschen leben, während die andere die in sich schließt, die nach Gott leben; wir nennen die beiden Arten in einem übertragenen Sinn die zwei Staaten, d. i. die zwei Genossenschaftsgefüge der Menschen, von denen das eine jenes ist, das mit Gott ewig zu herrschen, das andere jenes, das sich mit dem Teufel ewiger Strafe zu unterwerfen vorherbestimmt ist. Doch das ist deren Endausgang, wovon später zu handeln ist. Jetzt dagegen dürfte, nachdem über die Anfänge der beiden Staaten in der Engelwelt, deren Zahl wir nicht kennen, und bei den zwei ersten Menschen das Nötige beigebracht worden ist, deren Entwicklung in Angriff zu nehmen sein, von da ab, wo die ersten Menschen zu zeugen begannen, bis zu dem Zeitpunkt, da die Menschen aufhören werden zu zeugen. Denn diese gesamte Zeit oder die Weltzeit, in der die Geschlechter kommen und gehen, gehört der Entwicklung der beiden Staaten an, von denen wir handeln.
Zuerst also wurde von jenen beiden Stammeltern des Menschengeschlechtes Kain geboren, der zum Staat der Menschen gehört, nachher Abel, der zum Gottesstaat gehört. Wie wir nämlich am einzelnen Menschen, um mit dem Apostel zu reden1, die Erfahrung machen, daß „nicht das, was geistig ist, das erste ist, sondern was seelisch, dann erst das Geistige“ (weshalb jeder, aus verdammter Wurzel entspringend, zuerst von Adam her notwendig böse und irdisch gesinnt ist; nachmals erst, falls er vorangeschritten ist durch die Wiedergeburt in Christus hinein, wird er gut und geistig sein), so ist auch beim ganzen Menschengeschlecht, sobald sich Band 16, S. 803nur die zwei Staaten durch Geburt und Tod zu entfalten begannen, zuerst der Bürger dieser Welt geboren worden, und nachher erst der Fremdling in dieser Welt und Angehörige des Gottesstaates, durch Gnade vorherbestimmt, durch Gnade ausgewählt, durch Gnade Fremdling hier unten, durch Gnade Bürger dort oben. Denn soweit er für sich in Betracht kommt, stammt er aus derselben Masse, die in ihrem Ursprung als Ganzes verdammt ist; Gott jedoch hat wie ein Töpfer2 aus der gleichen Masse ein Gefäß zur Ehre und das andere zur Unehre gemacht. Zuerst aber ward gemacht ein Gefäß zur Unehre, und nachher erst ein zweites zur Ehre, weil auch am Einzelmenschen, wie gesagt, das Verworfene das erste ist, wovon wir notwendig ausgehen, worin wir aber nicht notwendig verharren müssen, und nachher erst das Gute kommt, zu dem wir durch Fortschreiten gelangen und bei dem wir dann auch beharren sollen. Es wird also zwar nicht aus jedem bösen Menschen ein guter werden, aber jeder gute Mensch war vorher böse; je bälder indes einer sich bessert, um so schneller kann man ihn nach dem bezeichnen, wonach er greift, und deckt er sonach die frühere Benennung durch die spätere zu. Es steht nun geschrieben von Kain, daß er einen Staat gründete3; Abel dagegen als Fremdling gründete keinen. Denn der Staat der Heiligen ist jenseitig, obwohl er hienieden Bürger erzeugt, in denen er in der Fremde pilgert, bis Band 16, S. 804die Zeit seines Reiches herbeikommt, da er alle in den eigenen Leibern Auferstehenden sammelt, wenn ihnen das verheißene Reich wird gegeben werden, wo sie mit ihrem Fürsten, dem König der Ewigkeit4, ohne Zeitenende herrschen werden.
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1 Kor. 15, 46. ↩
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dieses Gleichnis gebraucht der Apostel Röm. 9, 21. Es ist die Stelle, an deren Hand Augustinus seine Lehre von der unbedingten Prädestination und dem partikularen Heilswillen Gottes ausgestaltet hat, indem er „als der erste das paulinische furama = conspersio, massa, nicht mehr in neutraler Bedeutung, sondern ausschließlich im schlimmen Sinne der durch Adam verderbten und von Gott mit Recht verworfenen Masse aufgefaßt“ hat. O. Rottmanner, Der Augustinismus [1892], 9. nicht frevelhafter Weise, sondern mit Überlegung ↩
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Gen. 4, 17. Augustinus bezieht die Stelle, in der zuerst das Wort civitas in der Hl. Schrift vorkommt, auf den Weltstaat, wie das 5. Kap. und besonders der 2. Satz des 17. Kapitels dieses Buches zeigt. Übrigens fließen bei Augustinus die Begriffe Stadt und Staat ineinander s. oben Buch XI 1, Anm. 1, und gleich wieder im 8. Kapitel dieses Buches gebraucht er civitas im Sinne von Stadt. Vgl. auch H. Scholz, Glaube und Unglaube, 85. ↩
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1 Tim. 1, 17. ↩