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The City of God
Chapter 9.--That the Poetical License Which the Greeks, in Obedience to Their Gods, Allowed, Was Restrained by the Ancient Romans.
The opinion of the ancient Romans on this matter is attested by Cicero in his work De Republica, in which Scipio, one of the interlocutors, says, "The lewdness of comedy could never have been suffered by audiences, unless the customs of society had previously sanctioned the same lewdness." And in the earlier days the Greeks preserved a certain reasonableness in their license, and made it a law, that whatever comedy wished to say of any one, it must say it of him by name. And so in the same work of Cicero's, Scipio says, "Whom has it not aspersed? Nay, whom has it not worried? Whom has it spared? Allow that it may assail demagogues and factions, men injurious to the commonwealth--a Cleon, a Cleophon, a Hyperbolus. That is tolerable, though it had been more seemly for the public censor to brand such men, than for a poet to lampoon them; but to blacken the fame of Pericles with scurrilous verse, after he had with the utmost dignity presided over their state alike in war and in peace, was as unworthy of a poet, as if our own Plautus or Naevius were to bring Publius and Cneius Scipio on the comic stage, or as if Caecilius were to caricature Cato." And then a little after he goes on: "Though our Twelve Tables attached the penalty of death only to a very few offences, yet among these few this was one: if any man should have sung a pasquinade, or have composed a satire calculated to bring infamy or disgrace on another person. Wisely decreed. For it is by the decisions of magistrates, and by a well-informed justice, that our lives ought to be judged, and not by the flighty fancies of poets; neither ought we to be exposed to hear calumnies, save where we have the liberty of replying, and defending ourselves before an adequate tribunal." This much I have judged it advisable to quote from the fourth book of Cicero's De Republica; and I have made the quotation word for word, with the exception of some words omitted, and some slightly transposed, for the sake of giving the sense more readily. And certainly the extract is pertinent to the matter I am endeavoring to explain. Cicero makes some further remarks, and concludes the passage by showing that the ancient Romans did not permit any living man to be either praised or blamed on the stage. But the Greeks, as I said, though not so moral, were more logical in allowing this license which the Romans forbade; for they saw that their gods approved and enjoyed the scurrilous language of low comedy when directed not only against men, but even against themselves; and this, whether the infamous actions imputed to them were the fictions of poets, or were their actual iniquities commemorated and acted in the theatres. And would that the spectators had judged them worthy only of laughter, and not of imitation! Manifestly it had been a stretch of pride to spare the good name of the leading men and the common citizens, when the very deities did not grudge that their own reputation should be blemished.
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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
9. Wie die alten Römer urteilten über die Einschränkung der dichterischen Freiheit, während die Griechen ihr, hierin dem Urteil der Götter beistimmend, keine Zügel angelegt wissen wollten.
Wie darüber die alten Römer dachten, bezeugt uns Cicero in seinen Büchern über den Staat1, wo Scipio in einer Unterredung sagt: „Niemals hätten die Komödien mit ihren Schändlichkeiten beim Publikum Anklang finden können, wenn es nicht die Lebensart so mit sich gebracht hätte“. Und die Griechen der älteren Zeit haben, so verkehrt ihre Anschauung hierin war, ein gewisses Gefühl für das Schickliche bewahrt; denn bei ihnen Band 1, S. 90war es sogar gesetzlich erlaubt, daß die Komödie über jeden beliebigen jede beliebige Anspielung mache, und zwar mit Nennung des Namens. „Wen hat sie daher“, wie Afrikanus in demselben Werke sagt, „nicht angetastet oder vielmehr nicht verfolgt? wen hat sie verschont? Mag sie sich immerhin gegen unehrliche Volksschmeichler, politische Wühler wie Kleo, Kleophontes, Hyperbolus gekehrt haben. Das könnte man hingehen lassen, obgleich es besser wäre, wenn solche Bürger vom Zensor statt vom Dichter gerügt würden. Aber einen Perikles durch Spottverse zu verletzen und sie auf der Bühne vorzubringen, zu einer Zeit, da er bereits mehrere Jahre hindurch seinem Staate in Krieg und Frieden mit größtem Ansehen vorgestanden hatte, das war ebenso ungeziemend, als wenn“, sagt er, „unser Plautus oder Nävius auf Publius und Gn. Scipio oder ein Cäcilius auf Marcus Cato schmähen wollte.“ Und kurz danach fährt er fort: „Unsere zwölf Tafeln dagegen, die doch nur auf ganz wenige Verbrechen die Todesstrafe setzten, glaubten darunter auch den Fall aufnehmen zu sollen, daß jemand etwas singen oder dichten würde, was einen andern in Ehrlosigkeit und Schande brächte. Vortrefflich! Denn unser Leben soll nicht dem Witz der Dichter, sondern dem Urteil der Behörden und ordnungsgemäßen Prozessen unterstellt sein und wir sollen keinen Vorwurf zu hören bekommen, ohne daß uns die Möglichkeit geboten wird, uns zu verantworten und gerichtlich zu verteidige.“ Diese Stelle aus Ciceros viertem Buch über den Staat glaubte ich, mit wenigen Auslassungen und geringen Änderungen zum Zweck des besseren Verständnisses, im übrigen wortgetreu herübernehmen zu sollen; denn sie hängt enge mit dem Gegenstand zusammen, den ich, wenn ich imstande bin, klar machen will. Er fügt dann noch anderes hinzu und schließt die Ausführung mit dem Hinweis, daß die alten Römer weder am Lobe noch am Tadel eines Lebenden durch das Theater einen Gefallen gehabt hätten. Die Griechen dagegen haben, wie gesagt, zwar mit weniger Gefühl für Ehrerbietung, aber mit mehr Gefühl für Schicklichkeit diese Freiheit in Anspruch genommen, da sie sahen, daß ihren Göttern Schmähungen in Band 1, S. 91Bühnenstücken lieb und angenehm seien, nicht nur auf Menschen, sondern auch auf die Götter selbst, ob nun diese Schmähungen von den Dichtern frei erfunden waren oder ob ihre wahren Schandtaten vorgebracht und gemimt wurden in den Theatern und ihren Verehrern vor Augen geführt wurden, die sie leider nicht bloß des Belachens, sondern auch der Nachahmung wert erachteten. Übertriebener Hochmut war es, den Ruf der Staatslenker und der Bürger zu schonen, wo die Götter für ihren Ruf keine Schonung heischten.
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De re publica IV, 10. ↩