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The City of God
Chapter 17.--Of the Rape of the Sabine Women, and Other Iniquities Perpetrated in Rome's Palmiest Days.
But possibly we are to find the reason for this neglect of the Romans by their gods, in the saying of Sallust, that "equity and virtue prevailed among the Romans not more by force of laws than of nature." 1 I presume it is to this inborn equity and goodness of disposition we are to ascribe the rape of the Sabine women. What, indeed, could be more equitable and virtuous, than to carry off by force, as each man was fit, and without their parents' consent, girls who were strangers and guests, and who had been decoyed and entrapped by the pretence of a spectacle! If the Sabines were wrong to deny their daughters when the Romans asked for them, was it not a greater wrong in the Romans to carry them off after that denial? The Romans might more justly have waged war against the neighboring nation for having refused their daughters in marriage when they first sought them, than for having demanded them back when they had stolen them. War should have been proclaimed at first; it was then that Mars should have helped his warlike son, that he might by force of arms avenge the injury done him by the refusal of marriage, and might also thus win the women he desired. There might have been some appearance of "right of war" in a victor carrying off, in virtue of this right, the virgins who had been without any show of right denied him; whereas there was no "right of peace" entitling him to carry off those who were not given to him, and to wage an unjust war with their justly enraged parents. One happy circumstance was indeed connected with this act of violence, viz., that though it was commemorated by the games of the circus, yet even this did not constitute it a precedent in the city or realm of Rome. If one would find fault with the results of this act, it must rather be on the ground that the Romans made Romulus a god in spite of his perpetrating this iniquity; for one cannot reproach them with making this deed any kind of precedent for the rape of women.
Again, I presume it was due to this natural equity and virtue, that after the expulsion of King Tarquin, whose son had violated Lucretia, Junius Brutus the consul forced Lucius Tarquinius Collatinus, Lucretia's husband and his own colleague, a good and innocent man, to resign his office and go into banishment, on the one sole charge that he was of the name and blood of the Tarquins. This injustice was perpetrated with the approval, or at least connivance, of the people, who had themselves raised to the consular office both Collatinus and Brutus. Another instance of this equity and virtue is found in their treatment of Marcus Camillus. This eminent man, after he had rapidly conquered the Veians, at that time the most formidable of Rome's enemies, and who had maintained a ten years' war, in which the Roman army had suffered the usual calamities attendant on bad generalship, after he had restored security to Rome, which had begun to tremble for its safety, and after he had taken the wealthiest city of the enemy, had charges brought against him by the malice of those that envied his success, and by the insolence of the tribunes of the people; and seeing that the city bore him no gratitude for preserving it, and that he would certainly be condemned, he went into exile, and even in his absence was fined 10,000 asses. Shortly after, however, his ungrateful country had again to seek his protection from the Gauls. But I cannot now mention all the shameful and iniquitous acts with which Rome was agitated, when the aristocracy attempted to subject the people, and the people resented their encroachments, and the advocates of either party were actuated rather by the love of victory than by any equitable or virtuous consideration.
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Sallust, Cat. Con. ix. Compare the similar saying of Tacitus regarding the chastity of the Germans: Plusque ibi boni mores valent, quam alibi bonae leges (Germ. xix.). ↩
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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
17. Der Raub der Sabinerinen und andere Ungerechtigkeiten, die im römischen Staat auch in den guten Zeiten häufig genug vorkamen.
Oder sind etwa dem römischen Volk deshalb keine Gesetze von den Göttern gegeben worden, weil bei ihnen, wie Sallust sagt1, „der Sinn für Recht und Sittlichkeit von Natur aus ebenso stark war wie infolge von Gesetzen“? Dieser Sinn für Recht und Sittlichkeit hat sie wohl beim Raub der Sabinerinen2 geleitet! Was wäre auch gerechter und sittlicher, als fremde Mädchen, die unter dem Vorwand eines Spieles herbeigelockt wurden, statt sie sich von ihren Eltern geben zu lassen, mit Gewalt wegzunehmen, so gut es jedem gelingen wollte? Denn hätten die Sabiner unbillig gehandelt, indem sie sie auf Ersuchen verweigerten, wieviel unbilliger war es dann, sie zu rauben, weil sie verweigert wurden? Mit mehr Recht hätte man mit dem Volke der Sabiner Krieg führen können, weil es seine Töchter den Angrenzern und Nachbarn auf deren Ersuchen nicht zur Ehe geben wollte, als weil es die geraubten Töchter zurückforderte. Das also wäre schicklicher gewesen; dabei hätte Mars seinen Sohn im Kampfe unterstützt, damit Band 1, S. 101er das Unrecht der Verweigerung der Ehe mit den Waffen in der Hand räche und auf solche Weise zu den begehrten Frauen gelange. Nach einer Art Kriegsrecht ja hätte man dann etwa als Sieger rechtmäßig die mit Unrecht verweigerten Mädchen wegnehmen können; jedenfalls aber gibt es kein Friedensrecht, das gestattete, sie im Fall der Verweigerung zu rauben und einen ungerechten Krieg wider deren mit Recht erzürnte Väter zu führen. Immerhin ist es noch insofern gut und glücklich abgelaufen, als das durch diese Untat gegebene Vorbild in Stadt und Reich der Römer keinen Beifall fand, obwohl zur Erinnerung an den Betrug das Zirkusspiel eine ständige Einrichtung wurde; und wenn die Römer den Romulus nach dieser Untat zu ihrem Gotte weihten, so ist dieser Irrtum geringer, als wenn sie hinsichtlich des Raubes von Frauen durch Gesetz oder Gewohnheit die Nachahmung seiner Handlungsweise gestattet hätten. Derselbe Sinn für Recht und Sittlichkeit brachte es mit sich, daß nach Vertreibung des Königs Tarquinius und seiner Kinder, dessen Sohn die Lucretia gewaltsam geschändet hatte, der Konsul Junius Brutus den Gemahl der genannten Lucretia, L. Tarquinius Collatinus, seinen Kollegen im Amte, einen edlen und unbescholtenen Mann, nur wegen seines Namens und seiner Verwandtschaft mit den Tarquiniern zur Abdankung nötigte und verbannte3. Dieses Verbrechen beging er unter dem Beifall oder doch mit Zulassung desselben Volkes, von dem Collatinus so gut wie Brutus das Konsulat erhalten hatte. Derselbe Sinn für Recht und Sittlichkeit hat M. Camillus, einen bedeutenden Mann in jener Zeit, der die Vejenter, die gefährlichsten Feinde des römischen Volkes, nach einem zehnjährigen Krieg, in welchem das römische Heer so oft unglücklich kämpfte und so schwere Schlappen erlitt, so daß Rom selbst bereits um seine Rettung bangte und zitterte, mit Leichtigkeit überwand und ihre blühendste Stadt eroberte, infolge des Neides, den seine Tüchtigkeit erweckte, und der Unverschämtheit der Volkstribunen in den Anklagestand versetzt und ihn den Undank des Staates, den er befreit Band 1, S. 102hatte, in einem Maße fühlen lassen, daß er, da ihm die Verbannung sicher bevorstand, freiwillig ins Exil ging und dann noch in seiner Abwesenheit zu einer Geldstrafe von 10.000 Aß verurteilt wurde, er, der bald darauf abermals sein undankbares Vaterland, diesmal vor den Galliern, retten sollte4. Schon genug! Ich habe keine Lust, die vielen abscheulichen und ungerechten Machenschaften aufzuzählen, durch die der römische Staat beunruhigt wurde, als die Mächtigen das Volk sich zu unterwerfen suchten und dieses sich wider die Unterwerfung sträubte und die Vertreter beider Teile mehr die Parteiinteressen aus Rechthaberei verfochten, als sich dabei von irgend welchen Rücksichten auf Billigkeit und Sittlichkeit leiten ließen.